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Betrug beim Casting

Betrug beim Casting

Titel: Betrug beim Casting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Wich
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der Schule konnte sich Marie kaum konzentrieren. Unter der Bank tastete sie immer wieder nach dem Brief der Jury. Sie durfte vorsingen, in drei Tagen schon. Und das war kein Traum, es war Wirklichkeit! Am liebsten hätte sie bis dahin die Schule geschwänzt und sich Tag und Nacht auf das Casting vorbereitet, aber das hätte ihr Vater natürlich nie erlaubt. Seufzend sah sich Marie im Klassenzimmer um. Fast alle ihrer Mitschülerinnen waren ebenfalls im Castingfieber, und die, die nicht mitmachen wollten, tuschelten mit den anderen, um auch ja alle Neuigkeiten zu erfahren. Frau Gernot, die Deutschlehrerin, gab es irgendwann auf, den Geräuschpegel zu senken.
    Sobald es zur Pause klingelte, stürmten alle ins Freie. Marie wollte gerade zu ihrer Clique, die ihren Stammplatz bei der Bank vor der Sporthalle hatte, da prallte sie mit Ramona zusammen, einem Mädchen aus der Neunten. Ramona kannte jeder an der Schule. Sie war die Leadsängerin der Schülerband und konnte wahnsinnig gut singen. Sie sah auch wahnsinnig gut aus, hatte schwarze, raspelkurze Haare und wunderschöne, mandelförmig geschnittene Augen.
    Ramona schwenkte ein Blatt Papier in der Hand, das prompt auf den Boden flatterte.
    »Mist!«, rief sie.
    Schnell bückte sich Marie danach. »Tut mir leid, ich hab dich nicht kommen sehen.«
    Ramona musterte Marie. »Halb so wild.«
    Marie warf einen Blick auf das Papier und erkannte sofort das Logo von Afternoon . »Du hast dich auch beworben?«
    »Klar«, sagte Ramona, »und ich darf vorsingen bei der ersten Runde, am Freitag.«
    Marie lachte. »Ich auch!«
    »Gratuliere!«, sagte Ramona. »Hast du auch so Schiss vor der Jury? Hoffentlich sind die nicht so hart drauf wie Dieter Bohlen!«
    »Glaub ich kaum«, antwortete Marie. »Michael Martens scheint jedenfalls ganz in Ordnung zu sein.«
    »Du kennst Michael Martens?«, fragte Ramona.
    Marie warf ihre Haare zurück. »Ja, ich hab ihn gestern auf der Party meines Vaters getroffen.«
    »Cool!«, rief Ramona. »Das musst du mir unbedingt genauer erzählen. Komm!« Sie hakte sich bei Marie unter und zog sie hinüber zum Pausenhof.
    Aus den Augenwinkeln registrierte Marie, dass die Mädchen aus ihrer Clique ihr neidisch hinterherguckten. Ramona redete nicht mit jedem, sie hatte viel mehr Fans als Marie, und außerdem war sie schon fünfzehn. Marie genoss es, dass Ramona sich für sie interessierte, und erzählte ihr alles, was sie wissen wollte.
    Die Pause verging wie im Flug, und als der Gong ertönte, sagte Ramona: »Hast du Lust, heute Nachmittag zu mir zu kommen? Da können wir weiterquatschen.«
    »Heute Nachmittag?« Marie fiel das Clubtreffen ein. Ach, was! Die anderen würden auch mal ohne sie zurechtkommen, die drei !!! hatten ja im Moment sowieso keinen Fall. »Okay«, sagte Marie. »Wo wohnst du? Und wann soll ich da sein?«
    Marie war viel zu früh dran und drehte noch eine Runde um den Block, bevor sie bei Ramona klingelte. Die Sängerin wohnte gleich bei ihr um die Ecke in einem frei stehenden Neubauhaus.
    Eine sorgfältig gestylte und geschminkte Frau um die vierzig machte auf. »Hallo, du musst Marie sein. Ich bin Frau Freiberg, Ramonas Mutter.«
    »Hallo, Frau Freiberg!«, sagte Marie.
    Da kam auch schon Ramona die Treppe herunter. »Hi, Marie!« Sie begrüßte sie mit Küsschen auf die Wangen, als ob sie sich schon ewig kennen würden.
    »Komm rein«, sagte Frau Freiberg. »Wie wär’s mit Apfelkuchen?«
    Marie nickte. »Gern.«
    Ramonas Mutter hatte in der Wohnküche für drei Personen gedeckt. Marie war enttäuscht. Hoffentlich würde die Mutter nicht die ganze Zeit dabei sein. Sie wollte doch ungestört mit Ramona quatschen.
    Doch Frau Freiberg machte keinerlei Anstalten, ihre Tochter mit der neuen Freundin alleine zu lassen.
    »Ich liebe deinen Vater!«, fing sie an zu schwärmen. »Natürlich nicht ihn selbst, sondern in seiner Rolle als Hauptkommissar Brockmeier. Er ist einfach genial!«
    »Danke«, sagte Marie.
    Frau Freiberg lud ihr lächelnd ein Stück Kuchen auf den Teller. »Du hast bestimmt viel von ihm geerbt. Ramona hat erzählt, du nimmst schon länger Gesangsstunden und bist in der Theater-AG?«
    »Ja, das stimmt«, sagte Marie und fand Ramonas Mutter auf einmal ganz nett.
    Frau Freiberg plauderte weiter: »Du singst auch beim Casting vor? Da wünsche ich dir ganz, ganz viel Glück. Die Konkurrenz ist enorm, aber du hast sicher große Chancen. Und meine Ramona auch.«
    »Mama!«, rief Ramona, der es sichtlich peinlich war, von ihrer

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