Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Betrug beim Casting

Betrug beim Casting

Titel: Betrug beim Casting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Wich
Vom Netzwerk:
bittersüßer Schmerz.« Ohne ein einziges Mal hängen zu bleiben, sang sie das Lied bis zum Ende durch.
    Als der letzte Ton verklungen war, war es wieder still im Raum. Doch dann klatschte das Publikum begeistert los. Und Marie hörte Franziska und Kim sofort heraus.
    »Ma-rie, Ma-rie, Ma-rie!«, brüllten sie im Sprechchor.
    Marie verbeugte sich und guckte ängstlich in die Gesichter der Jury.
    Die steckten wieder kurz die Köpfe zusammen. Dann räusperte sich Terry. »Du hast eine schöne Stimme, Marie, und dein Ausdruck ist auch gut. Trotzdem können wir dich leider nicht nehmen.«
    Marie kam es vor, als würde der Boden unter ihren Beinen wegsacken. »Warum nicht?«, fragte sie.
    Terry zögerte. »Du bist … du hast sehr großes Lampenfieber gehabt, nicht wahr?«
    Marie nickte. »Ja, schon, aber nur vorher …«
    »Siehst du«, sagte Terry. »Das hab ich gleich gemerkt. Deine Hände haben gezittert.«
    »Wirklich?«, fragte Marie.
    »Wir haben keine Zeit mehr«, sagte Terry ungeduldig. »Du kannst gehen, Marie. Die Nächste, bitte!«
    Marie konnte es nicht fassen. Erst als Michael Martens ihr ein Zeichen gab, das Studio zu verlassen, stolperte sie los. Wo war bloß der Ausgang? Ihre Augen brannten. Sie konnte gerade noch die Tür hinter sich zumachen, da kamen auch schon die Tränen. Schluchzend lehnte sie sich an eine Wand und rutschte langsam nach unten. Das war nicht wahr, das konnte nicht wahr sein!
    Plötzlich spürte sie eine warme Hand auf ihrer Schulter. »Marie, das war total gemein!«, sagte Kim und hielt ihr ein Papiertaschentuch hin.
    »Die haben dich echt nicht verdient«, sagte Franziska. »Du warst richtig gut. Und deine Hände haben überhaupt nicht gezittert. Ich hab genau hingesehen.«
    Marie schniefte in Kims Taschentuch. »Ich kann mich leider nicht mehr erinnern, ich weiß nur, dass beim Singen mein Lampenfieber weg war. Ich war total entspannt.«
    »Das hat man auch gemerkt«, sagte Kim. »Ich hab dich übrigens auch genau beobachtet. Deine Hände haben wirklich nicht gezittert. Diese Terry muss was an den Augen haben.«
    »Das nützt mir alles nichts«, sagte Marie, »ich bin draußen.«
    Franziska ballte die Fäuste. »Das werden wir noch sehen. Wenn du willst, knöpf ich mir diese Terry mal persönlich vor.«
    »Nein, bitte nicht!«, rief Marie. »Das wär doch total peinlich.«
    Kim setzte sich neben Marie auf den Boden, aber Franziska blieb stehen. »Du willst dir doch diese Ungerechtigkeit nicht einfach gefallen lassen?«, empörte sie sich. »Diese unterbelichteten Schwestern haben sie genommen und dich nicht? Da ist doch was faul!«
    Marie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Vielleicht bin ich ja doch einfach nicht gut genug …«
    »So ein Quatsch«, sagte Kim. »Wir waren schon vor dir im Studio und haben viele Mädchen singen hören. Keine war so gut wie du!«
    »Ja, genau«, sagte Franziska. »Nicht mal deine Freundin Ramona, die hatte heute eindeutig einen schlechten Tag. Warum sie trotzdem genommen wurde und du nicht, will einfach nicht in meinen Schädel.«
    »Sie haben eben erkannt, dass sie mehr drauf hat«, sagte Marie und schnäuzte sich wieder. Warum quälten Franziska und Kim sie? Sie machten die Sache nur noch schlimmer.
    In dem Moment stürmte Chrissie völlig aufgelöst aus dem Studio.
    Franziska passte ihre Schwester ab. »Und, wie war’s?«
    »Frag nicht so blöd!«, zischte Chrissie und machte sich fluchtartig aus dem Staub.
    Franziska seufzte. »Auch durchgefallen! Bei ihr wundert mich das, ehrlich gesagt, überhaupt nicht. Chrissie hat sich noch nie fürs Singen interessiert, erst seit dem Casting-Aufruf hat sie sich plötzlich in den Kopf gesetzt, ein Star zu werden.«
    Da kamen Ramona und Frau Freiberg aus dem Studio. Ramona strahlte immer noch über das ganze Gesicht, und ihre Mutter tat so, als sei sie selber der eigentliche Star des Tages.
    »Hey, Marie!«, rief Ramona und lief zu der Freundin. »Es tut mir so leid, dass sie dich nicht genommen haben! Wie geht es dir?«
    Franziska baute sich vor Marie auf und blaffte Ramona an: »Schlecht geht es ihr, das siehst du doch.«
    Marie schob Franziska weg. »Lass das! Ich kann selber reden.« Entschlossen schluckte sie die letzten Tränen hinunter. Sie wollte sich vor Ramona keine Blöße geben. »Ich bin okay. Herzlichen Glückwunsch! Ich freu mich für dich, du bist drin.«
    »Danke!«, sagte Ramona.
    Ihre Mutter legte stolz den Arm um sie. »Als du uns damals erzählt hast, wie nett Michael Martens

Weitere Kostenlose Bücher