Betrug beim Casting
nächsten Tag. »Hast du Probleme in der Schule?«
Kim sah genervt von ihrem Teller hoch, auf dem sie die Bratkartoffeln von einer Seite zur anderen Seite geschoben hatte. Immer musste ihre Mutter von der Schule anfangen. Als ob es nicht tausend wichtigere Dinge gäbe! Den Detektivclub zum Beispiel. Da ging im Moment alles drunter und drüber.
»Ich hab heute auch nicht so viel Appetit«, mischte sich Herr Jülich ein. »Die Gummibärchen waren einfach zu gut.« Dabei zwinkerte er Kim zu.
Die Schwäche für Süßes hatte sie von ihm geerbt. Ihr Vater konnte, wenn er in seiner Werkstatt an einer seiner Kuckucksuhren bastelte, spielend nebenbei eine ganze Tüte Gummibärchen oder eine Tafel Schokolade verdrücken.
Frau Jülich stöhnte. »Wunderbar! Du bist ja ein tolles Vorbild für deine Tochter.«
Da fingen Ben und Lukas an zu lachen.
»Was habt ihr denn?«, fragte Kim ihre Zwillingsbrüder und guckte sie misstrauisch an.
Die beiden hatten garantiert schon wieder etwas ausgeheckt. Wenn sie nicht gerade darum bettelten, an Kims Computer ein neues Spiel auszuprobieren, kamen sie auf tausend andere dumme Ideen.
»Ich weiß, warum Kim keinen Hunger hat«, sagte Ben.
»Ich auch!«, rief Lukas.
Dann krähten die beiden Neunjährigen im Chor: »Sie ist verliebt !«
Kim fiel vor Schreck die Gabel aus der Hand. »Spinnt ihr? Das ist nicht wahr!«
»Ist es doch«, sagte Ben und zog aus seiner Hosentasche ein gefaltetes Blatt Papier heraus. »Wir haben den Beweis, wir sind nämlich auch Detektive.«
Kim versuchte, Ben das Papier wegzunehmen, aber ihr kleiner Bruder war schneller. Er warf das zusammengefaltete Blatt zu Lukas hinüber. Der strich es hastig glatt und las laut vor:
»Ich hab mich verknallt! Das erste Mal so richtig. Wer es ist? Michi Mill…!«
Kim riss ihm das Blatt aus der Hand. »Wo habt ihr das her? Wart ihr an meinem Computer?«
»Nein«, sagte Ben und schüttelte unschuldig den Kopf. »Du hast die Seite ausgedruckt und im Drucker liegen lassen.«
»Und da haben wir sie gefunden, als wir in deinem Zimmer unseren Fußball gesucht haben. Der ist da zufällig reingerollt.«
Kim wurde knallrot. »Zufällig? Ich glaub euch kein Wort, meine Tür war doch zu. Das ist mein Drucker und mein Computer! Wann kapiert ihr das endlich? Und in meinem Zimmer habt ihr nichts zu suchen!«
Ben und Lukas grinsten sie an.
»Du bist rot geworden, rot geworden!«, rief Lukas.
Kim wurde prompt noch röter.
Da mischte sich ihre Mutter ein. »Du bist verliebt? Zum ersten Mal? Ach je!«
Kim hätte ihrer Mutter am liebsten den Teller mit den Bratkartoffeln über den Kopf gekippt.
»Michi, Michi …«, überlegte Herr Jülich laut. »Ist das nicht dieser nette junge Mann, der in der Eisdiele aushilft? Ach, könntest du nicht mal einen Gratis-Eisbecher mitbringen?«
»Karl, also wirklich«, unterbrach ihn Frau Jülich, »das ist unmöglich von dir …«
Herr Jülich lachte. »Schon gut, war ja nur ein Vorschlag. Kim hätte es eh nicht gemacht. Dafür ist sie viel zu ehrlich.«
»Und verknallt!«, krähte Lukas schon wieder.
»Halt den Mund!«, rief Kim, sprang auf und rannte hoch in ihr Zimmer. Keine Sekunde hielt sie es hier länger aus.
Geheimes Tagebuch von Kim Jülich
Donnerstag, 19:01 Uhr
Ben und Lukas sind so was von gemein! Ständig schnüffeln sie herum und stecken ihre Nasen in Dinge, die sie überhaupt nichts angehen. Ich hab das Recht auf ein Privatleben! Kann ich denn überhaupt nichts mehr offen in meinem Zimmer liegen lassen? Muss ich mir jetzt einen Safe zulegen und alles wegsperren? Und kann ich nie wieder etwas ausdrucken? Diese Seite, die ich gerade schreibe, drucke ich jedenfalls nicht aus.
Es war so peinlich, peinlich, peinlich!
Jetzt weiß meine ganze Familie, dass ich in Michi verknallt bin! Ich würde am liebsten untertauchen wie Harry Lime in »Der dritte Mann«, von dem alle denken, dass er tot ist, aber in Wirklichkeit führt er sein Leben im Schutz der unterirdischen Labyrinthe der Wiener Kanäle ganz normal weiter.
Aber das Schlimmste ist: Michi meldet sich einfach nicht. Mag er mich nicht mehr? Michi, bitte melde dich!
Detektivtagebuch von Kim Jülich
Donnerstag, 19:16 Uhr
Erst konnte ich es kaum erwarten, dass die drei !!! einen neuen Fall bekommen. Und jetzt ist alles so schrecklich kompliziert. Sicher liegt es daran, dass diesmal einer von den drei !!! direkt betroffen ist. Als Detektiv braucht man eben eine gewisse Distanz, um mit klarem Kopf ermitteln zu
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