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Betrug beim Casting

Betrug beim Casting

Titel: Betrug beim Casting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Wich
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kicherte. »Beim ersten Mal lief doch auch alles wie geschmiert.«
    »Ja, schon«, sagte Julia, »trotzdem: Ich hab einfach Schiss!«
    Marie hörte, wie eine der beiden eine Spraydose betätigte. Sekunden später waberte der penetrante Geruch von Haarspray zu ihrer Kabine herüber. Marie hielt sich die Nase zu, um nicht niesen zu müssen.
    »Entspann dich!«, sagte Jette zu ihrer Schwester. »Du weißt doch: Wir werden die Stars von Afternoon !«
    Wenn das passiert, dachte Marie, dann schicke ich eine Stinkbombe zum Sender. Das können die echt nicht bringen.
    Julia ließ einen gespielten Stoßseufzer los. »Ja, ich weiß: Ma-ma hat es uns versprochen, und was sie verspricht, das hält sie auch.«
    Marie klappte die Kinnlade nach unten. Was hatte Julia da gerade gesagt? Ihre Mutter hatte es ihnen versprochen? Wie konnte sie das tun? War sie etwa noch größenwahnsinniger als Frau Freiberg?
    »Wir dürfen bloß niemandem etwas erzählen«, sagte Jette leise. »Mama ist ein verdammt großes Risiko für uns eingegangen.«
    Risiko? Marie schwante auf einmal, worum es ging: Hatte die Mutter von Jette und Julia etwa Michael Martens bestochen?
    Plötzlich hörte Marie Schritte. Blitzschnell entriegelte sie die Kabinentür und zog die Beine hoch. Die Schritte kamen näher. Langsam gingen sie die Kabinen ab. Marie hielt den Atem an. Vor ihrer Kabine blieb Jette oder Julia stehen. Oh nein, sie hatte doch etwas gemerkt! Sie wusste, dass sie dadrin saß. Doch da entfernten sich die Schritte wieder. Marie wagte wieder zu atmen.
    »Zum Glück ist keiner da«, sagte Jette. »Wir müssen aber echt vorsichtig sein. Wenn da was durchsickert, bringt Mama uns um!«
    Julia raunte: »Ich schweige wie ein Grab! Erst viel später in meinen Memoiren werde ich erwähnen, dass ich meinen Karrierestart einem kleinen Trick zu verdanken habe.«
    »Schhht!«, machte Jette. »Bist du endlich still?«
    Da ertönte der Gong zum Pausenende.
    »Los, komm!«, rief Jette.
    Marie hörte das Klackern von Schminkutensilien, dann ging die Tür auf und wieder zu. Marie wartete zur Sicherheit noch eine Weile, bis sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht ihre Kabine verließ.
    Das war ja der Hammer! Wenn das kein halbes Geständnis gewesen war! Jammerschade, dass sie kein Aufnahmegerät dabeigehabt hatte. Das wäre auch zu schön gewesen. Aber diese Neuigkeiten Franziska und Kim zu erzählen, darauf freute sie sich jetzt schon. Dann mussten die beiden endlich einsehen, dass Ramonas Mutter unschuldig war!
     
    Vier Stunden später zogen sich die drei !!! in die Kutsche im Pferdeschuppen zurück. Marie hatte allerhöchste Geheimhaltungsstufe ausgerufen. Franziska klappte extra das Verdeck der Kutsche zu. Jetzt saßen sie dicht gedrängt nebeneinander auf der schmalen, harten Bank, atmeten den schwachen Geruch nach Pferden ein und steckten aufgeregt die Köpfe zusammen.
    Flüsternd erzählte Marie haarklein das Gespräch zwischen Jette und Julia. Sie war richtig stolz darauf, dass sie sich den genauen Wortlaut eingeprägt hatte.
    Am Schluss machte sie eine geheimnisvolle Pause und sah ihre Freundinnen erwartungsvoll an. »Und, was sagt ihr dazu?«
    »Ich bin platt!«, rief Kim. »Damit hätte ich jetzt am wenigsten gerechnet.«
    Franziska schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Bin ich blöd! Darauf hätte ich auch kommen können. Damals beim Casting kam mir die Sache mit den Schwestern auch schon so komisch vor, aber gleich danach hab ich es wieder vergessen, weil Ramonas Mutter ihren seltsamen Spruch losgelassen hat.«
    »Siehst du!«, sagte Marie triumphierend. »Du hast die falsche Person verdächtigt. Frau Freiberg ist unschuldig.«
    Kim räusperte sich. »Das ist immer noch nicht bewiesen, aber jetzt haben wir auf jeden Fall eine noch heißere Spur.«
    Marie stöhnte. »Findest du nicht, dass du mit deiner Hartnäckigkeit ein bisschen zu weit gehst?«
    »Nein«, sagte Kim. »Als Detektivin kann man nie hartnäckig genug sein!«
    »Für Spitzfindigkeiten haben wir jetzt keine Zeit«, stellte Franziska klar. »Wir müssen handeln, bevor es zu spät ist und die unterbelichteten Schwestern noch eine Runde weiterkommen. Was haltet ihr davon, wenn wir bei denen eine kleine Hausdurchsuchung veranstalten?«
    Kim riss den Mund auf. »Bist du wahnsinnig? Willst du etwa nachts in ihr Haus einbrechen, oder was?«
    »Von einbrechen war nicht die Rede«, sagte Franziska, »wir läuten am helllichten Tag bei ihnen, wenn wir wissen, dass die Schwestern weg sind,

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