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Betrug und Selbstbetrug

Betrug und Selbstbetrug

Titel: Betrug und Selbstbetrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Trivers
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Anschuldigungen dienten dabei vermutlich vor allem als Tarnung.
    Täuschung und der weibliche Monatszyklus
    Während des weiblichen Monatszyklus tritt im Organismus einer Frau eine Reihe interessanter biologischer Veränderungen ein, aus denen sich zahlreiche Folgerungen für Täuschung und Selbsttäuschung ergeben. Frauen sind zur Zeit des Eisprungs attraktiver – sie wirken körperlich symmetrischer, und das Verhältnis von Taille zu Hüfte ist ein wenig kurvenreicher. Außerdem machen sie das Aussehen anderer Frauen häufiger verächtlich als in den übrigen Phasen des Zyklus. Vergleichen sie (unbewusst) andere Frauen mit sich selbst und werten diese ab, weil sie selbst während des Eisprungs im Verhältnis attraktiver sind, oder steigern sie das Ausmaß der Herabwürdigung, um ihr eigenes überlegenes Aussehen zu betonen, wenn es am wichtigsten ist? Ich könnte mir Letzteres vorstellen, aber die Befunde reichen für eine sichere Aussage nicht aus.
    Generell scheinen Frauen zur Zeit des Eisprungs stärkere sexuelle Interessen zu haben, und sind dann auch genetisch attraktiveren Männern und Sex außerhalb der Partnerschaft gegenüber aufgeschlossener. In Wien wurden Paare in mehreren Clubs über viele Monate hinweg beobachtet; wie sich dabei herausstellte, kamen Frauen um die Zeit des Eisprungs herum seltener mit ihrem Partner, gleichzeitig zeigten sie aber mehr Haut (waren also knapper bekleidet). Zur Zeit des Eisprungs neigen Frauen stärker zu Männern mit maskulineren und symmetrischen Gesichtern – beides sind Anzeichen für genetische Qualität, aber nicht für väterliche Investitionen. (Außerdem bevorzugen hellhäutige Frauen dann etwas dunkelhäutigere Männer und weniger stark behaarte.) 7 Wenn eine Frau als Stripperin (»lapdancer«) arbeitet und nicht die Pille nimmt, verdient sie um die Zeit des Eisprungs herum 30 Prozent mehr als zu anderen Zeiten (mit Ausnahme der Menstruation – in dieser Zeit verdient sie noch weniger). Nimmt sie die Pille, gibt es in ihrem Verdienst während des monatlichen Zyklus keine Unterschiede.
    Veränderungen während des Zyklus können ein Spiegelbild tieferliegender, geringfügiger genetischer Spannungen zwischen den Geschlechtern sein. Insbesondere ein Befund ist dabei erstaunlich: Je stärker eine Frau an entscheidenden Loci des Haupthistokompatibilitätskomplexes, die an der Parasitenabwehr beteiligt sind, mit den Genen ihres Partners übereinstimmt – was nachteilig ist, weil es die Überlebensaussichten der Nachkommen verringert –, desto seltener ist sie während des Eisprungs sexuell aktiv, desto häufiger hat sie dann (verbal) erzwungenen Sex, und desto häufiger hat sie dann auch während des Verkehrs Phantasien von Sex mit anderen Männern (darunter früheren Partnern). Zwölf Tage später jedoch, wenn kein Eisprung stattfindet, haben die Übereinstimmungen der Gene (im Vergleich zu Frauen, bei denen keine solche Übereinstimmung vorhanden ist) keinen Einfluss auf Sexualverhalten und Phantasien. Bei Männern ist nie zu beobachten, dass Übereinstimmungen an den Loci des Haupthistokompatibilitätskomplexes irgendeine Wirkung hätten. Sie sind in dieser Hinsicht aus dem Spiel.
    Wir rechnen also damit, dass Frauen zur Zeit des Eisprungs unter einem verstärkten Täuschungsdruck stehen. Wenn die Frau sich dann in eine vorübergehende Phantasie flüchtet, praktiziert sie absichtlich eine bewusste Form der Selbsttäuschung, die sie ihrem Partner aller Wahrscheinlichkeit nach nicht offenbaren möchte. Anfangs erfindet sie möglicherweise ein Szenario, das sie jeden Monat aufs Neue aktiviert und das sie vielleicht dazu verführt, in Zukunft zur Zeit des Eisprungs offener zu agieren. In jedem Fall bleibt dieses Phantasieleben vor ihrem Partner verborgen, und sie lebt es jeden Monat während einiger entscheidender Tage aus. Interessant wäre, ob manche Männer bemerken, dass ihre Partnerin gerade dann, wenn sie am attraktivsten ist, am wenigsten sexuelles Interesse an ihnen hat. Und wie reagieren sie darauf, ja reagieren sie überhaupt?
    Ein wichtiger Teil der Sexualität ist der Geruch. Frauen haben einen empfindlicheren Geruchssinn als Männer, und das gilt ganz besonders zur Zeit des Eisprungs: Dann nimmt die Sensibilität für bestimmte, mit der Sexualität zusammenhängende Substanzen um das Hundertfache zu, und auch die Fähigkeit, aufgrund des Geruches den Grad der körperlichen Symmetrie von Männern zu erkennen, erreicht ihren Höhepunkt. Ich bin

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