Bettgeflüster
hinzu. „Sie können stolz auf sich sein!“ Dann verließ sie den Raum und schlug die Tür hinter sich zu.
Wie betäubt blickte Quinn auf die geschlossene Tür. Er wusste, wo die Unterhaltung, auf die sie angespielt hatte, stattgefunden hatte: im Zelt der Wahrsagerin.
„Ich hoffe, Sie können meiner ältesten Tochter das unhöfliche Benehmen verzeihen, Quinn“, sagte Rome und seufzte. „Sie ist verletzt und zornig, ganz besonders auf mich. In solchen Fällen überschreitet sie manchmal Grenzen.“
Quinn war gerade dabei, sich von dem Schock zu erholen, dass Harrie und die Gypsy Rosa ein und dieselbe Person waren. Deshalb dauerte es einige Sekunden, bis er begriff, was Rome da gesagt hatte. Er ließ sich nicht oft aus der Fassung bringen, doch jetzt geschah es gleich zweimal hintereinander. „Ihre älteste Tochter?“, wiederholte er verblüfft.
Rome verzog wehmütig das Gesicht. „Ja. Sie heißt Harriet, aber wir haben sie schon immer Harrie genannt. Als Sie meine Kinder erwähnten, war Ihnen wohl nicht bewusst, dass meine Töchter schon neunundzwanzig, siebenundzwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt sind.“
„Ich hatte keine Ahnung, dass Harrie Ihre Tochter ist“, gab Quinn zu. Ihr ist wahrscheinlich klar, dass ich sie für Romes Geliebte gehalten habe, überlegte er. Deshalb hatte sie ihm auch vorgeworfen, er habe voreilige Schlüsse gezogen.
„Ja, sie ist die älteste, aber nicht die temperamentvollste“, erklärte Rome liebevoll und stolz.
Quinn schüttelte den Kopf. Wie sehr hatte er sich getäuscht! „Ist etwa die rothaarige junge Frau, die mich den ganzen Nachmittag genervt und herumkommandiert hat, auch eine Ihrer Töchter?“
Rome lachte. „Das muss Danie gewesen sein. Andie, die Jüngste, liegt mit einer Grippe im Bett“, antwortete Rome.
Quinn war immer noch fassungslos. Zuerst hatte sich herausgestellt, dass es sich bei dem Rechtsanwalt um eine Frau handelte, und dann war sie auch noch Rome Summers älteste Tochter. Aber nicht genug damit. Harrie war nicht nur eine Frau und Rome Summers Tochter, sondern auch die Gypsy Rosa vom Sommerfest.
Harrie war so zornig auf Quinn McBride und ihren Vater, dass sie am liebsten alles kurz und klein geschlagen hätte.
Sie hatte zunächst nicht verstanden, warum sie an dem Treffen mit Quinn McBride hatte teilnehmen sollen. Normalerweise hielt sich ihr Vater die Wochenenden für die Familie frei. Als er sie am Tag zuvor angerufen hatte, um sich zu vergewissern, dass sie kommen würde, hatte sie sich nichts dabei gedacht und es für eine Routinefrage gehalten.
Jetzt war ihr klar, dass er über ihre Beziehung zu Richard Heaton informiert war. Aber seit wann? Und wie hatte er es erfahren?
„Was ist los, Harrie?“, fragte Audrey besorgt, als sie aus Romes Arbeitszimmer kam.
In dem Moment merkte Harrie, dass sie immer noch vor der Wohnzimmertür stand und die Hände zu Fäusten geballt hatte. Sie atmete tief ein, um sich etwas zu entspannen. „Ach, Rome hat mal wieder sein Spiel mit mir getrieben“, stieß sie dann ärgerlich hervor.
Audrey zog die Augenbrauen hoch. „Ich habe gedacht, es sei eine geschäftliche Besprechung.“
Harrie war siebzehn gewesen, als Audrey Romes Sekretärin geworden war. Zwei Jahre später war Harries Mutter gestorben, und seitdem war Audrey so etwas wie Harries Vertraute. Dass Rome seit fünf Jahren seinen Töchtern immer wieder junge Männer aus angesehenen Familien vorstellte, weil er hoffte, sie würden endlich heiraten und ihm Enkelkinder schenken, war kein Geheimnis. Bis jetzt hatte sich jedoch keine seiner Töchter für einen dieser Junggesellen interessiert.
„War es auch. Und es war nicht das übliche Spiel“, erklärte Harrie rasch. Auch wenn Rome sich einen Schwiegersohn wünschte, mit Quinn McBride wäre er sicher nicht einverstanden.
Außerdem kann ich mir meinen Ehemann durchaus selbst aussuchen, überlegte Harrie. Bis vor wenigen Minuten hatte sie sogar geglaubt, den richtigen Mann gefunden zu haben.
„Komm mit ins Arbeitszimmer“, forderte Audrey sie freundlich auf. „Da sind wir ungestört, und du kannst mir alles erzählen.“ Sie spürte, wie irritiert und bestürzt Harrie war.
Harrie hätte sich zu gern Audrey anvertraut. Doch in diesem Fall war es unmöglich. Sie hatte versprochen, die Sache vertraulich zu behandeln. Außerdem schmerzte es sie momentan noch viel zu sehr, um mit jemandem über das zu reden, was Quinn McBride Richard vorgeworfen hatte. Natürlich glaubte sie Quinn kein
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