Bettgeflüster
finsterer Miene ließ sie den Blick über Quinns entspannte Gestalt und das halb leere Whiskyglas gleiten, das er in der Hand hielt. „Sie haben heute Nachmittag einige voreilige Schlüsse gezogen, Mr McBride“, stellte sie ärgerlich fest. „Und alle sind falsch“, fügte sie mit Genugtuung hinzu und verzog verächtlich die Lippen. „Ich hoffe für Sie, dass das, was Sie Richard Heaton unterstellen, nicht genauso falsch ist.“
Quinn versteifte sich und richtete sich langsam im Sessel auf. Dann kniff er die Augen zusammen und beugte sich vor. „Das soll wohl eine Drohung sein, oder?“, sagte er gefährlich leise.
„Ich …“, begann sie aufgeregt.
„Sei vorsichtig, Harrie“, fiel Rome ihr freundlich ins Wort. „Quinn ist mein Gast.“
Sekundenlang blickte sie die beiden Männer gereizt an. Dann nahm sie sich zusammen und versuchte, sich zu beruhigen.
„Ja, das stimmt“, stieß sie schließlich immer noch zornig hervor. „Glücklicherweise kann ich kommen und gehen, wann ich will. Deshalb möchte ich mich verabschieden. Dann könnt ihr in aller Ruhe über Richard Heaton herziehen, ohne dass euch jemand unterbricht.“
„Harrie …“
„Rome?“, erwiderte sie kühl und nahm die Umhängetasche in die Hand.
Der ältere Mann seufzte. „Sehe ich dich morgen?“
Jetzt kam Quinn sich wirklich wie ein Eindringling vor. Er wollte nicht Zeuge sein, wenn ein so reicher und mächtiger Mann wie Rome Summer sich vor seiner Geliebten erniedrigte.
Er stand auf. „Ich lasse Sie lieber allein, dann können Sie sich besser unterhalten.“
„Das ist nicht nötig, Mr McBride“, erklärte Harrie spöttisch. „Rome und ich haben alles gesagt, was zu sagen war.“ An Rome gewandt, fügte sie hinzu: „Ich weiß noch nicht, ob ich morgen komme, Rome.“
„Gehst du zu Richard Heaton?“, fragte Rome.
Harrie hob herausfordernd den Kopf. „Wäre das schlimm?“
Rome senkte den Kopf. „Dann vergiss bitte nicht, dass du dich verpflichtet hast, die ganze Sache vertraulich zu behandeln“, erinnerte er sie sanft.
In ihren Augen blitzte es auf. „Na, wenn das keine Drohung ist!“
Rome zuckte die Schultern. „Das ist deine eigene Interpretation, Liebes.“ Er seufzte. „Ich habe dich nur daran erinnert, dich in deinem Urteil nicht von deinen Gefühlen leiten zu lassen.“
Sie lachte freudlos auf. „Gefühle?“, wiederholte sie. „Ich wusste gar nicht, dass ich welche haben darf. Aber keine Sorge, Rome, ich nehme meinen Beruf ernst und bin mir bewusst, wozu ich mich verpflichtet habe.“ Dann wandte sie sich an Quinn: „Noch eine Frage, Mr McBride …“
„Ja?“ Er blickte sie interessiert an.
„Einmal angenommen, es stimmt, was Sie Richard vorwerfen“, stieß sie ärgerlich hervor und ließ keinen Zweifel über ihre Meinung aufkommen, „wäre dann sein Informant für Ihre Schwester nicht genauso gefährlich wie Richard selbst?“
Obwohl sie immer noch zornig ist, kann sie klar und logisch denken, dachte Quinn. Irgendwie bewunderte er diese Frau.
„Sein Informant wird sich nicht an die Medien wenden. Er hat genauso viel zu verlieren wie Corinne“, antwortete er. Andrew McDonald war verheiratet und hatte zwei Kinder. Seine Frau ahnte nichts von seiner Affäre mit Corinne.
„Ich verstehe.“ Harrie kniff die Augen zusammen und betrachtete Quinn sekundenlang. Sie konnte sich denken, um was es hier ging. „Ich kann nicht sagen, dass ich mich gefreut habe, Sie kennenzulernen, Mr McBride, denn …“
„Harrie!“, unterbrach Rome sie scharf.
Sie seufzte und atmete tief ein, ehe sie das Gesicht verzog, um ein Lächeln anzudeuten, was ihr jedoch gründlich misslang.
Dieses Treffen verläuft gar nicht so, wie ich es mir gewünscht habe, überlegte Quinn. Er hatte sich ein Gespräch mit Rome Summer vorgestellt und gehofft, sich mit ihm auf eine Möglichkeit verständigen zu können, wie das Problem zu lösen sei. Danach hatte er nach London zurückfliegen wollen. Damit, dass Rome Summer seine Freundin oder Geliebte mit ins Spiel brachte, die dann offenbar auch noch eine Beziehung zu Richard Heaton hatte, hatte er nicht rechnen können. Trotzdem glaubte Quinn zu wissen, dass der ältere Mann ihm helfen würde.
„Sie haben Ihre Begegnung mit einem Fremden gehabt, Mr McBride“, erklärte Harrie spöttisch. „Aber die große, dunkelhaarige Frau, die Sie so gern kennengelernt hätten, war es nicht. Sie haben einen Mann verleumdet, den Sie noch nicht einmal kennen“, fügte sie vorwurfsvoll
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