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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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doch gut, wenn ich eine Alternative zur Bärenhöhle habe.
    »Dann schlafe ich vielleicht lieber bei euch. Sonst denkt ihr alle noch, dass ich was vom Basti will.«
    »Ihr zwei? Ihr vertragts euch doch wie der Teufel mit dem Weihwasser«, schüttelt die Lechner-Oma amüsiert den Kopf.
    »Ja ja, wir zwei, das wäre eine einzige Katastrophe, gell, Basti?«, frage ich.
    Aber der zeigt statt einer Antwort nur auf ein Schild: »Attersee, 14 Kilometer«.
    »Jetzt sind wir bald da«, meint er leise.
    »Mhm«, machen Anneliese und ich, und ohne weiter miteinander zu reden, rutschen wir alle ein bisschen nach links. Die Lechner-Oma drückt sich an meinen rechten Schenkel und ich mich an Bastis Seite, soweit die Sicherheitsgurte es zulassen, weil wir wohl alle mit einem ziemlichen Bammel an Tante Caro denken müssen.

Die Residenz Heiligenruh liegt nicht direkt im Ort, sondern in einem kleinen Waldstück mit einer privaten Zufahrtsstraße, gesäumt von kugelförmigen Leuchten. Auf halbem Weg kommt uns ein Schweinwerferpaar entgegen, und eine silberne S-Klasse zischt an uns vorbei, dass der Neuschnee nur so staubt.
    »Der Bergmann«, flüstert die Lechner-Oma und hält vor Aufregung meine rechte Hand fest.
    »Nobel, nobel«, brummt der Basti und lenkt den Laster auf das Rondell vor der Eingangshalle, »aber das ist jetzt wurscht. Nicht wurscht ist, dass der Bergmann wahrscheinlich angekündigt hat, dass jemand nach der Caro schauen will. Was hast du auch Bröckerl husten müssen, Anneliese!«
    »Des hätt ma so und so nicht gschafft«, zickt die Lechnerin, »bei der alten Schäsn 22 , mit der du umeinanderfahrst!«
    »Ruhe jetzt«, schimpfe ich, »das hilft uns nicht weiter. Der Bergmann hat nur uns Mädels gesehen, aber nicht den Basti! Der kann ja trotzdem reingehen, ohne abgefangen zu werden.«
    »Stimmt. Gib mir dein Handy!«, befiehlt mir der Basti, zerrt einen Werkzeugkasten unter seinem Sitz hervor und verschwindet in dem lang gestreckten Gebäude.
    »Barrierefrei«, meint die Lechner-Oma. »Weil man keine Treppen mehr derkraxeln kann als alter Mensch.«
    »Ah«, mache ich, und zähle bis hundert, bevor Anneliese und ich dem Basti ins Heiligenruh folgen. Wir kommen tatsächlich keine zwei Meter weit.
    »Sie sind mir zwar anders beschrieben worden, aber ich habe Sie schon erwartet. Folgen Sie mir bitte in mein Büro«, begrüßt uns eine ältere Frau in perfekt frisierten Mahagonihaaren, einer weißen Jeans und einem babyrosa Kaschmirtwinset, die auf uns zugeschossen kommt wie ein Kaufhausdetektiv auf einen Taschendieb. Sie muss Huberta von Federlein sein, und ich kann mir lebhaft vorstellen, was sie mit »anders beschrieben« meint. Die Lechner-Oma hat sich ihre ziemlich in Mitleidenschaft gezogene Seidenstola mit den verklebten Fransen als Kopftuch aufgesetzt, und zusammen mit dem FC-Bayern-Kapuzenpulli und den Fellstiefelchen sieht sie aus wie ein tollwütiger Gartenzwerg. Bei mir hingegen, sagt mir mein Spiegelbild an der Wand hinter Frau Federleins Schreibtisch, steht es eins zu eins bei dem Lokalderby, das sich meine Gummistiefel und mein Sweatshirt liefern.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragt die Heimleiterin uns, ohne zu lächeln, und streckt das Kinn vor.
    »Wir wollen zu Frau Drechsel«, ergreife ich das Wort, denn Anneliese scheint so aufgeregt, dass nicht einmal die mit winzigen Drops gefüllte Silberschale auf der Besucherseite des Schreibtisches ihr Interesse wecken kann.
    Frau von Federlein schüttelt den Kopf und schnalzt kurz bedauernd mit der Zunge.
    »Die Besuchszeit ist leider vorbei, und in Ihrem speziellen Fall muss ich Ihnen außerdem mitteilen, dass Frau Drechsel überhaupt keine Besuchszeit hat. Es geht ihr nicht gut, jede Aufregung ist von ihr fernzuhalten, und Herr Doktor Bergmann hat verfügt, dass sie an unserem VIP-RP, unserem Rekonvaleszenzprogramm, teilnimmt. Das bedeutet absolute Ruhe, bis sie wieder bei Kräften ist.«
    »Aber – das können Sie mir nicht antun! Und wieso kann Herr Doktor Bergmann das überhaupt verfügen? Er ist doch gar nicht mit ihr verwandt!«
    »Nun«, schnappt Frau von Federlein, »in Doktor Bergmanns Fall muss ich Ihnen leider sagen, dass uns eine Patientenverfügung vorliegt, die ihm Frau Drechsel für den Fall ihrer Krankheit ausgestellt hat.«
    Sie lupft den Hintern von ihrem weißledernen Drehstuhl und meint mit einer eleganten Handbewegung zur Tür hin: »Darf ich Sie dann bitten? Sie müssen verstehen, dass es in unserem Geschäft immer wieder

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