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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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allerweil!«, meint die Pokerface-Oma Anneliese Lechner fröhlich. »Des wird uns der Herrgott schon noch eingeben.«
    Ich halte beim Ausparken inne, haue mit der Faust auf den Warnblinker und rufe, schlagartig wiederbelebt: »Hat er schon, hat er schon!«
    Ich springe mit meinen Stiefelchen direkt in die schmierige Großstadtsuppe, die der Schneeregen am Straßenrand zurücklässt, und renne der Frau Kommerzialrat in die Konditorei Nymphenburg hinterher, rechts neben dem Palazzo vom Bergmann. In der Schlange vor der Kuchentheke stelle ich mich so dicht hinter Herrn Doktor Bergmanns Klientin, dass mir eine Mischung aus nassem Hund, Mottenkugeln und Chanel Nummer 5 in die Nase steigt, und bekomme gerade noch mit, wie sie leise »Davon bitte zwei Stück« sagt und auf ein Silbertablett mit der Aufschrift »Halber Preis« deutet.
    »Entschuldigung, haben Sie noch Gebäck vom Vortag?«, frage ich laut, als ich nach ihr an der Reihe bin, und trage einen Teller mit angedatschtem Mohnstreuselkuchen in die Ecke, in der die Frau Kommerzialrat ihren Pelzmantel auf dem Stuhl neben sich parkt.
    »Ach, der ist aber putzig!«, leite ich das Gespräch ein und tätschle dem in der Tasche steckenden Yorkshire das silbergraue Köpfchen. »Und viel zu fressen braucht der auch nicht, gell?«
    Bergmanns Klientin seufzt. »Ja, da haben Sie allerdings recht, bescheiden ist er, unser Fipsi.«
    »Im Gegensatz zu manchen anderen, oder?«, mache ich einen Vorstoß, und als mich Fipsis Frauchen überrascht von unten ansieht, setze ich mich einfach ihr gegenüber. »Entschuldigung, ich habe Sie gerade im Büro der Vermögensberatung gesehen und wollte Sie etwas fragen. Hat Ihnen Herr Doktor Bergmann auch vierzehn Prozent Rendite versprochen bei diesem Immobilienprojekt?«
    »Nein, Weizen«, sagt sie und greift sich ans Herz, »wir hatten auf Weizen gewettet! Ein Hochrisikofonds!«
    »Sie Ärmste«, meine ich mitfühlend und deute anklagend auf den verdreckten Kleinlaster, in dem sich die Lechner-Oma die Nase an der beschlagenen Scheibe platt drückt. »Da müssen Sie ja fast so viel Geld verloren haben wie meine Familie. Schauen Sie mal, in was für einem Auto wir jetzt herumfahren müssen. Aber wir haben ihm alle vertraut. Sie haben hoffentlich nicht schon wieder einen Sparplan unterschrieben, oder?«
    »Nun«, meint sie und hält ihrem Fipsi eine Fingerspitze voll Puddingcreme vor die Hundenase, »das klingt ja ganz vernünftig mit diesem Hotelprojekt, oder?«
    » Sylt am See , auf der Fraueninsel?«, spiele ich aufs Geratewohl Schiffe versenken.
    »Ja, genau.«
    Treffer, versenkt!
    »Interessant. Davon hat Herr Doktor Bergmann gar nichts erzählt, haben Sie da Zahlen?«, meine ich so beiläufig wie möglich, steche mit ruhiger Hand in meinen Blechkuchen, aber wickle unter dem Tisch vor Anspannung die Beine umeinander.
    »Biddefön«, meint die Frau Kommerzialrat, die Kuchengabel im Mund, und kramt eine dreimal gefaltete Hochglanzbroschüre aus ihrer Tasche hervor. »Wir können da im Moment sowieso nicht einsteigen, mein Mann und ich.«
    »Das würde ich Ihnen auch nicht raten. Wissen Sie, auf der Fraueninsel, da will doch sowieso kein Mensch Urlaub machen«, meine ich und muss dabei noch nicht einmal lügen, so sehr bin ich vom Wahrheitsgehalt meiner Aussage überzeugt. »Hat er Ihnen denn auch einmal von einem Objekt am Attersee erzählt?«
    »Sicher, sicher, das Seniorenheim am Attersee, das hat Herr Bergmann ebenfalls einmal erwähnt, als Renditeobjekt«, gibt sie mir recht und sieht trotz der dicken Schicht Terrakottapuder plötzlich auch nicht viel jünger aus als die Lechner-Oma. »Aber wissen Sie, ich weiß nicht, warum ich Ihnen das eigentlich erzähle, aber in meinem Alter will man nicht in eine Seniorenresidenz investieren, das fühlt sich irgendwie nicht gut an. Ich habe mir die Broschüre nur mitgenommen, falls ich irgendwann mal Pflege brauche und mir die Residenz vielleicht leisten kann. Heiligenruh , das klingt doch himmlisch, nicht wahr?«
    »Seniorenstift Heiligenruh am Attersee? Und die Adresse steht hier auch drin? Himmlisch, in der Tat!« Ich springe auf und küsse sie auf die welke Wange, schwarze Mohnkrümel zurücklassend. »Danke für die Broschüren – sagen Sie Herrn Bergmann einen schönen Gruß, wenn Sie sich neue holen!«

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