Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
beinand.«
»Ja, jetzt sind wir beieinander«, wiederhole ich, hebe den Kopf und schaue direkt in Bastis Augen, weil er alle alten Weiberl, die sich vor mir aufgebaut haben, überragt, und dieser Blick fährt mir vom Kopf durchs Herz und den Bauch runter bis dahin, wo ich heute Morgen den Spaß meines Lebens gehabt habe.
Wir machen eine Pause, um die Gemüter zu beruhigen, öffnen die Fenster, und David holt Bier und ein paar Flaschen Prosecco. Ich stelle mich neben Basti, der in der Terrassentür lehnt, die Hand im Tabakbeutel, und atme ein paarmal ein und aus.
»Warum bekomme ich plötzlich so viel erzählt?«
»Weil’s dich auf einmal interessiert.«
»Aber, das hat es doch vorher auch!«
»Wirklich?«
Darauf weiß ich nichts zu sagen, sondern nehme meinen Laptop vom Sofa, um meine Mails zu checken. Ich habe schon wieder einen entgangenen Anruf von Superman 911 – aber ich habe definitiv nicht die Ruhe, Oliver zurückzurufen, jetzt, wo wir in die finale Planungsrunde zur Befreiung von Tante Caro einsteigen. Vor allem nicht, wenn ich ihm noch nicht einmal genau sagen kann, wann ich wieder in München sein werde. Und auch nicht, solange ich noch die roten Flecken meiner »Bartallergie« im Gesicht habe. Wie ist das eigentlich, wenn man jemanden betrügt, der noch verheiratet ist – hebt sich das gegenseitig auf?
Ich finde darauf auf die Schnelle keine Antwort, klappe den Computer wieder zu und rufe: »Ich habe eine gute Nachricht! Ab morgen Mittag haben wir einen Krankenwagen!«
»Und wie wollen wir die Caro da rausholen?«, überlegt Anneliese. »Mich wird die Federlein wiedererkennnen, und den Basti und das Sefferl auch. Und sie wird inzwischen auch sicher wissen, dass der Bergmann keinen Arzt geschickt hat, also kann die Helga sie sicher auch nicht herausholen.«
»Hm. Wir müssen sie irgendwie anders erwischen. Wovor hat so eine wie die Federlein Angst?«
»Vor dem Teufel!«, schreit die Emerenz und bekreuzigt sich.
»Na ja. Da wär ich mir nicht so sicher«, meint Schwester Sebastiana.
»Vor dem Tod?«, meint der Boni.
»Vor dem finanziellen Ruin!«, meldet sich die Kati.
»Vor den Steuerbehörden«, schnipst der Basti mit den Fingern wie in der Schule.
»Kchlaskchlar. Wer weiß, wie viel Schwarzgeld der Bergmann in diesem Seniorenheim geparkt hat!«, sagt der David in seinem kratzigen Schweizer Dialekt. »Habt ihr das nicht gelesen, über die CD mit den Namen der Steuersünder, die ein Hacker dem Finanzamt angeboten hat? Da haben ganz viel Leute sicher gerade ganz viel Angst!«
»Das ist es«, rufe ich. »Ich weiß jetzt, wie wir die Federlein kriegen! David, du musst dir für morgen freinehmen. Ich brauche dich in deiner Eigenschaft als Schweizer. Und ich will mit! Aber wie, ohne dass wir auffliegen?«
Schwester Sebastiana beugt sich vor, hält sich den Schleier aus dem Gesicht und flüstert mir etwas ins Ohr.
»Das«, meine ich erstaunt, »würdest du machen? Und was ziehst du morgen an?«
»Jogginghose«, nickt die Klosterschwester und zwinkert. »Ich bin nämlich gar nicht so fromm, wie ihr immer denkt.«
»So. Aus is und gar is und schee is, dass wahr is 25 .« Basti legt den letzten Teller umgedreht auf das Abtropfgitter neben der Spüle und wirft das Geschirrtuch über die Heizung. »Jetzt hast es ja auch wieder schön warm.«
»Ja. Schön warm«, nicke ich und vermeide es, ihn anzusehen. Wir sind die Letzten, irgendwie haben nach dem Ende des Meetings alle ziemlich schnell das Weite gesucht. »Ich bin total aufgeregt wegen morgen.«
»Das haut schon hin, wirst sehen.«
»Ja. Und wenn es Tante Caro dann besser geht, dann kann ich auch endlich wieder nach Hause.«
»Genau. Weihnachten ist alles vorbei.«
»Ja. Super, echt super«, meine ich müde und überlege, ob das noch etwas wird mit Weihnachten in L.A. und ob Oliver Weihnachten mit Lila verbringen wird oder mit mir. Ist aber auch egal, denn ist Weihnachten nicht eine überflüssige Aneinanderreihung von Feiertagen, die einen vom Arbeiten abhalten, ein Fest für Geschäftemacher und sentimentale alte Leute? »Ich mach mir eigentlich nichts aus Weihnachten.«
Basti hat wie immer keine Jacke dabei, weil seine Zottelklamotten anscheinend einen outdoor- und indoormäßigen Klimaausgleich draufhaben, und er ist schneller an der Haustür, als mir das gerade recht ist.
»Ich auch ned«, sagt er noch über die Schulter. »Weihnachten komm ich mir immer so überflüssig vor.«
Die Haustür ist offen, kalte Luft schlägt uns
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