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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Ich sagte… Ich bat sie… Ich ging zu Leisha, ehe ich die Sache über Herlinger erfahren hatte… Ich hatte ja nicht… Leisha hat mir nicht gesagt…«
    Selbst Richter Deepford wendete die Augen ab.
    »Das Motiv, weshalb Sie Ihre Frau an Miss Camden verraten haben, ist also in ehelicher Sorge und den Pflichten als aufrechter Staatsbürger zu suchen«, fuhr Sandaleros ätzend fort. »Sehr lobenswert. Sagen Sie mir, Mister Keller, hatten Sie und Miß Camden je ein intimes Verhältnis miteinander?«
    »Einspruch!« brüllte Hossack. »Irrelevant! Euer Ehren…!«
    Deepford betrachtete eingehend seinen Hammer. Durch ihre Benommenheit hindurch sah Leisha voraus, daß er die Frage zulassen würde. Aus Sorge um Gerechtigkeit gegenüber der Minderheit, den Verfolgten, den gewohnheitsmäßig Unterdrückten.
    »Abgelehnt.«
    »Mister Keller«, zischte Sandaleros zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch; er wurde zusehends – Schicht für Schicht, Zelle für Zelle, Gen für Gen – zu einem Racheengel. Der ursprüngliche Will Sandaleros, bemerkte Leisha, war fast verschwunden. »Hatten Sie und Miss Leisha Camden, der Sie die angeblichen Verbrechen Ihrer Frau enthüllten, je ein intimes Verhältnis miteinander?«
    »Ja«, sagte Richard.
    »Auch nach Ihrer Eheschließung mit Jennifer Sharifi?«
    »Ja«, sagte Richard.
     
    »Wann?« Ruhig blickte Kevins Gesicht aus dem Bildschirm im Hotelzimmer.
    »Bevor wir beide, du und ich, zusammengezogen waren«, sagte Leisha vorsichtig. »Jennifer war völlig besessen von der Erinnerung an Tony, und Richard fühlte sich… Es ist nicht wichtig, Kevin.« Doch gleich nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, wurde ihr bewußt, wie dumm sie waren. Natürlich war es wichtig – höchst wichtig sogar. Für den Prozeß. Für Richard. Vielleicht – immer noch – für Jennifer, obwohl Leisha sich eine Vermutung, was Jennifer wichtig war oder nicht, nicht zutraute. Sie hatte Jennifer nie verstanden. Besessenheit gehörte zu den Dingen, die sie verstandesmäßig durchaus begriff; besessen zu sein von krankhafter Geheimnistuerei, von dunklen, stillen Ränken statt von offenen Kämpfen, gehörte nicht dazu. »Jennifer weiß es. Sie wußte es damals schon. Manchmal schien es fast, als wollte sie, daß ich nach Richard griff.«
    Kevin sagte, als wäre es eine Antwort darauf: »Ich werde den Eid auf Sanctuary leisten.«
    Es dauerte eine Minute, bis Leisha fragte: »Warum?«
    »Ich bin sonst aus dem Geschäft, Leisha. Baker Enterprises ist zu tief mit Donald Pospulas Firma verhaftet, mit Aerodyne, mit einem halben Dutzend weiterer Schlaflosenfirmen. Meine Verluste wären enorm.«
    »Du hast doch keine Ahnung davon, was wahre Verluste sind!«
    »Leisha, das ist keine persönliche Entscheidung. Bitte versuch das zu erkennen! Es ist eine rein finanzielle…«
    »Ist denn das das einzige, worauf es ankommt?«
    »Natürlich nicht. Aber Sanctuary verlangt ja nichts Unmoralisches von mir, nur Solidarität der Gemeinschaft gegenüber, die fest auf dem Boden wirtschaftlicher Solidarität fußt. Das ist nicht…«
    Leisha unterbrach die Verbindung. Sie glaubte Kevin; sein Entschluß hatte einen rein materiellen Hintergrund – innerhalb von Grenzen, die er als moralisch auslegen konnte. Emotionelle Besessenheit wie jene von Jennifer würde ihn nie packen, nie diese glatten, klaren Gesichtszüge trüben und auch nicht die glatten, klaren Gedankengänge dahinter. Besessenheiten wie jene von Jennifer und ihre eigene, was die Unentbehrlichkeit des Gesetzes betraf.
    Vor Tagen hatte sie sich gefragt, was sie noch zu verlieren hatte; jetzt wußte sie es.
    Sicherheitsmaßnahmen, die in verschwiegenen kleinen Anhängern verschlüsselt waren. Treueschwüre. Das Deponieren von belastendem Beweismaterial – denn Will Sandaleros hatte ganz recht, kein Schlafloser hätte je einen solchen Anhänger so achtlos dort zurückgelassen. Sie waren viel zu vorsichtig, alle miteinander. Aber diese Tatsachenfeststellung wäre vor Gericht nicht zulässig gewesen; Verallgemeinerungen – selbst durchaus zutreffende, selbst solche von höchster Bedeutsamkeit für das Verfahren – waren es nie.
    Leisha saß auf dem Rand des Hotelbettes. Es dominierte den Raum, dieses Bett. Als sie das Hotelzimmer in Conewango bezogen und das stattliche Lager erblickt hatte, war ihr erster Gedanke gewesen, daß man dem Sex im Hotelgeschäft eben einen hohen Grad an Wichtigkeit beimaß. Falsche Annahme. Schlußfolgerung auf Grund von Erfahrungen mit

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