Bettler 01 - Bettler in Spanien
das?« stutzte Hossack.
»Ich war weder für ihre Herstellung, noch für ihre Verteilung zuständig.«
»Wer war zuständig dafür?«
»Meine Frau.«
»Sie meinen die Angeklagte, Jennifer Sharifi.«
»Ja.«
Hossack ließ das wieder in der Luft hängen, während er in seine Unterlagen blickte. Meine Frau. Wie weit, hörte Leisha die Geschworenen denken, mußte ein Mann kommen, um seine eigene Frau zu belasten? Ihre Finger krampften sich umeinander.
»Mister Keller, Sie sind Mitglied des Verwaltungsrates von Sanctuary. Wie kommt es, daß Sie nicht wissen, wie viele dieser Anhänger existieren?«
»Weil ich es nicht wissen wollte.«
Als Richards Anwältin hätte sie ihn das nie sagen lassen, überlegte Leisha. Aber Richard hatte jeden Rechtsbeistand abgelehnt. Plötzlich fragte sie sich, ob er selbst über einen eigenen Anhänger verfügte. Oder die kleine Najla. Oder Ricky.
»Ist nicht der Grund für Ihre Weigerung, etwas über die Anhänger wissen zu wollen, darin zu suchen, daß Sie die anderen Aktivitäten Ihrer Frau so beängstigend und abstoßend finden?«
»Einspruch!« schrie Sandaleros wütend. »Nicht nur, daß Mister Hossack dem Zeugen vorgefaßte Meinungen in den Mund legt, nein, er benutzt auch – wie ich bereits mehrfach aufzuzeigen versucht habe – eine ganze Beweiskette, die mit der Anklage in keinem direkten Zusammenhang steht und somit irrelevant ist! Dem Ankläger ist bekannt, daß zumindest zwanzig andere Personen im Besitz eines solchen Anhängers sind; er hat diese Tatsache bereits von sich aus außer Streit gestellt. Wenn Mister Hossack glaubt, aus irrelevanten Sachverhalten ihres Unterhaltungswertes wegen das letzte herausholen zu können…«
»Euer Ehren«, unterbrach ihn Hossack, »wir sind soeben dabei festzustellen, daß die Verbindung zwischen Sanctuary und dem Eingriff an Doktor Herlingers Motorroller eindeutig auf der Hand liegt und…«
»Einspruch! Selbst wenn es Ihnen gelänge zu beweisen, daß dieses Amulett einem Mitglied von Sanctuary gehört hat, werden Sie doch nicht allen Ernstes behaupten wollen, irgendein Schlafloser wäre so dumm, es einfach zu verlieren! Nein, nein, das ist zweifellos ein abgekartetes Spiel, und Miss Sharifi…«
»Einspruch!«
»Die Anwälte, bitte zum Richtertisch vortreten.«
Sandaleros bemühte sich sichtlich, nicht die Beherrschung zu verlieren. Hossack segelte nach vorn, ganz würdevolle Gewichtigkeit. Deepford beugte sich über den Richtertisch vor, das Gesicht starr vor Wut. Aber nicht so wütend wie Sandaleros, als die beiden Anwälte an ihre Plätze zurückkehrten.
Leisha schloß die Augen. Sie wußte nun, was sie erwartete, sobald Sandaleros Richard ins Kreuzverhör nehmen würde. Vorher war sie nicht sicher gewesen; jetzt wußte sie es.
Es dauerte nicht lang, bis es soweit war. »Und Sie wollen vor diesem Gericht also behaupten, Mister Keller«, begann Will Sandaleros hörbar ungläubig, »daß der Grund für den Betrug an Ihrer Frau, indem Sie zu Leisha Camden gingen…«
»Antrag auf Streichung«, sagte Hossack erschöpft. »›Betrug‹ ist einwandfrei ein Reizwort.«
»Stattgegeben«, sagte der Richter.
»Sie wollen vor diesem Gericht behaupten, Mister Keller, daß Sie Leisha Camden nur deshalb von dem angeblichen Diebstahl und den sonstigen angeblichen widerrechtlichen Aktivitäten Ihrer Frau berichtet haben, weil Sie sich Sorgen machten, daß letztere gegen die Gesetze verstieß – gegen Gesetze, die nicht imstande waren, Sie und Ihre berufliche Arbeit vor Vorurteilen seitens der Schläfer und damit vor dem Ruin zu schützen, gegen Gesetze, die Ihren Freund Anthony Indivino nicht davor bewahrt haben, von Schläfern ermordet zu werden, gegen Gesetze…«
»Einspruch!« heulte Hossack auf.
»Ich lasse es zu«, sagte Deepford; seine Wangen sackten herab.
»… die Ihre Kinder auf dem Stars-and-Stripes-Flughafen nicht vor einem Wir schlafen! -Pöbelhaufen und seinen gefährlichen Drohungen geschützt haben, gegen Gesetze, die Ihr Forschungsschiff nicht davor bewahrten, von Unbekannten, allem Anschein nach Schläfern, versenkt zu werden – nachdem sich also bei zahlreichen Widrigkeiten in Ihrem Leben erwiesen hatte, daß das Gesetz nicht in der Lage ist, Sie zu schützen, bestand Ihr Motiv, als Sie gegen Ihre Frau Strafanzeige erstatteten, ausschließlich in der Sorge um Jennifer Sharifis Gesetzestreue?«
»Ja«, antwortete Richard mit rauher Stimme. »Es gab keine andere Möglichkeit, Jennifer Einhalt zu gebieten.
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