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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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zur Patentierung angemeldet hat?«
    Richard antwortete mit monotoner Stimme: »Am Morgen des achtundzwanzigsten August.«
    »Sechs Wochen nach dem Datum der Anmeldung?«
    »Ja.«
    »Und wie haben Sie auf diese Mitteilung reagiert?«
    »Ich fragte sie«, erwiderte Richard, die Hände immer noch flach auf den Knien, »wer in Sanctuary die Patente entwickelt hätte.«
    »Und wie lautete die Antwort?«
    »Sie erklärte mir, wir hätten sie von draußen übernommen und von Sanctuary aus mit einem früheren Registrierungsdatum versehen ins Computersystem des Patentamtes der Vereinigten Staaten zurückgereiht.«
    »Einspruch! Hörensagen!«
    »Abgelehnt«, entschied Deepford.
    »Mit anderen Worten, sie sagte Ihnen«, fuhr Hossack fort, »daß sie für den Diebstahl und für den Einbruch in das Datennetz der Vereinigten Staaten verantwortlich wäre.«
    »Ja, das sagte sie mir.«
    »Haben Sie sie auch danach gefragt, wie dieser angebliche Diebstahl durchgeführt wurde?«
    »Ja.«
    »Erzählen Sie bitte dem Gericht, was genau sie sagte.«
    Das war es, was die Presse haben wollte. Das war es, wofür die Zuschauer, die sich Knie an Knie im Saal drängten, hergekommen waren: zu hören, wie die Macht von Sanctuary von innen her preisgegeben wurde, zerfleischt von einem Schlaflosen, der sich mit diesem Tun selbst zerfleischte. Leisha schmeckte die Spannung auf der Zunge; es war ein kupfriger, salziger Geschmack, wie Blut.
    Richard sagte: »Ich habe Leisha Camden gegenüber bereits erklärt, daß ich kein Datennetz-Experte bin. Ich weiß nicht, wie es durchgeführt wurde. Nach den Details habe ich mich nicht erkundigt. Das wenige, was ich weiß, liegt beim Justizministerium der Vereinigten Staaten auf. Wenn Sie es hören wollen, dann steht Ihnen die Aufnahme zur Verfügung. Ich werde es nicht wiederholen.«
    Deepford beugte sich seitlich über den Richtertisch zum Zeugenstand. »Mister Keller, Sie stehen unter Eid. Beantworten Sie die Frage.«
    »Nein«, sagte Richard.
    »Wenn Sie nicht antworten«, erklärte der Richter, nicht unfreundlich, »handeln Sie sich eine Mißachtung ein.«
    Richard begann zu lachen. »Eine Mißachtung? Einhandeln?« Er hörte auf zu lachen und hob die Hände in Schulterhöhe wie ein angeschlagener Boxer. Als er sie wieder fallenließ, hingen sie schlaff herab wie Fremdkörper. Und was ab nun auch zu ihm gesagt wurde, er saß da ohne zu antworten, lächelte nur gelegentlich und murmelte »Mißachtung!«, bis der Richter eine Verhandlungspause von einer Stunde einlegte.
    Als die Verhandlung wiederaufgenommen wurde, sah Deepford müde aus. Alle außer Will Sandaleros sahen müde aus. Tja, dachte Leisha dumpf, einen Menschen in Stücke zu reißen war harte Arbeit.
    Will Sandaleros sah aus, als würde er auf glühenden Kohlen sitzen.
    Hossack ließ einen Anhänger an einer goldenen Kette vor den Augen des Zeugen hin und her baumeln. »Erkennen Sie diesen Gegenstand, Mister Keller?«
    »Ja.« Richards Gesicht wirkte aufgedunsen wie alter Teig.
    »Was ist das?«
    »Es ist ein Mikroregler, der die Kennung für Sanctuarys Y-Feld enthält.«
    Die Geschworenen starrten den Anhänger in Hossacks Hand an. Ein paar von ihnen beugten sich vor; ein Mann schüttelte langsam den Kopf.
    Der Anhänger hatte die Form einer Träne und bestand aus einer glatten, nicht glänzenden Substanz in der Farbe frischer grüner Äpfel. Seiner Aussage nach hatte der griesgrämige Garagenwärter ihn neben Doktor Herlingers Roller-Stellplatz entdeckt, kurz nachdem er gesehen hatte, wie eine Gestalt mit Schutzbrille und Handschuhen durch einen Seiteneingang ins Freie gerannt war. Der Sicherheitsschild am Eingang war entfernt worden: »Damit er nicht jeden Schritt von mir für die Nachwelt aufzeichnet, verstehen Sie?« hatte der Garagenwart gesagt. Die Bandaufzeichnung der Überwachungskameras bestätigte seine Aussage. Aber Leisha hatte sie ohnedies nie in Zweifel gezogen. Aus langjähriger Erfahrung wußte sie, wann sie es mit einem Zeugen zu tun hatte, den Recht und Gesetz so wenig interessierten, daß er es nicht der Mühe wert fand, dafür zu lügen.
    Der grüne Anhänger schwang sanft unter Hossacks Fingern hin und her. »Wem gehört dieses Gerät, Mister Keller?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Kann man denn die Anhänger in Sanctuary nicht irgendwie auseinanderhalten? Mit Hilfe von Initialen oder verschiedener Farbgebungen oder etwas in dieser Richtung?«
    »Nein.«
    »Wie viele Exemplare gibt es?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wie

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