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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Gehirns. Aus dem träumenden Teil. Nein – aus dem licht träumenden Teil, der in ein Universum hinabreichte, das tiefer als nur ein Geschoß war, und von dort Dinge herausholte, deren Existenz sie nie geahnt hatte und die doch ohne jeden Zweifel zu ihr gehörten. Dinge, die sie, die wache Miri, in der Traumwelt teilweise manipulieren konnte.
    Miri betrachtete das erstarrte Holo des Künstlers im Sessel. Er lächelte leicht; unsichtbare Lichtstrahlen reflektierten von seinem glänzenden Haar. Er hatte strahlend grüne Augen. Wiederum fühlte Miri ihren Traumorgasmus mit Tony, und jede Faser ihrer leidenschaftlichen, jungen, zielstrebigen Persönlichkeit schlang sich um die Gestalt von Drew Arien, dem sie dieses Geschenk, diese Erlösung verdankte.
    Das lichte Träumen.
    Miri erhob sich. Sie hatte vor, ihr neurologisches Präparat herzustellen, zu testen und zu verwenden. Sie wußte, es würde wirken. Es würde das Stottern und Stammeln und Zucken der SuperS unterbinden, ohne ihre Super-Fähigkeiten zu beeinträchtigen. Es würde sie sie selbst sein lassen, nur mit einer neu hinzugefügten Dimension.
    Dem lichten Träumen. Man bleibt man selbst – nur intensiver.
    Aber da war zuvor noch etwas anderes zu erledigen. Sie rief das Bibliotheksprogramm auf und stellte die umfangreichsten Suchkriterien ein, die möglich waren: für alle Daten in den Sanctuary -Datenspeichern, in den offiziellen Datenbanken der Erde, für die Sanctuary hohe Gebühren zahlte, und in den inoffiziellen, für die Sanctuary noch höhere zahlte. Sie fügte die Suchprogramme hinzu, die Tony entwickelt und mit deren Benutzung er Miri vertraut gemacht hatte: diejenigen, die in Datenbanken einbrechen konnten, die ihre Eigentümer für völlig sicher hielten. Miri fügte alles hinzu, was ihrer Meinung nach in Frage kam. Sie wollte alles wissen, was es über Drew Arien zu wissen gab. Alles.
    Und dann würde sie sich überlegen, wie sie ihn kontaktieren konnte.
     
    Die Bettler drängten sich in Raouls Labor, saßen auf Bänken, auf Tischen, auf dem Boden. Sie sprachen, wie immer untereinander, leise und langsam, so daß die Worte Zeit hatten, sich zu formen. Sie sahen einander kaum direkt an, denn fast alle trugen jetzt Masken, etliche davon kunstvoll bemalt.
    Miris Maske war nicht verziert. Sie würde sie nicht lange tragen.
    »N-N-Nukleop-p-proteine…«
    »… und ein n-n-neues Em-m-missionss-s-s-sp-p-pektrum gefunden…«
    »… n-n-neunh-h-hundert G-G-Gramm sch-schwerer…«
    »M-M-Meine n-n-neue Sch-Sch-Schwester…«
    »CK-CK-CK-CK-…« Das erste Terminal wurde hervorgeholt, um ein Fadenprogramm aufzurufen.
    »Wartet einen Moment, bevor ihr zur Faden-Kommunikation übergeht«, sagte Miri. »Ich muß euch etwas zeigen.«
    Eisiges Schweigen legte sich über den Raum. Miri nahm die Maske ab und schob sich die langen Fransen aus der Stirn, die ihre Augen verdeckten. Dann blickte sie mit heiterer, gelassener Miene in die Runde; ohne zu zucken, ohne zu zittern, ohne das Gesicht zu verzerren.
    »OOOuuun-n-n«, sagte jemand, als hätte er einen Hieb in den Magen bekommen.
    »Ich habe den exakten Code gefunden«, erklärte Miri. »Das Enzym ist leicht synthetisch herzustellen und hat keine vorhersehbaren Nebenwirkungen; ich habe bisher auch keine festgestellt. Es kann in Form eines subkutanen Depots verabreicht werden.« Sie schob den Ärmel hoch, um ihnen die kleine Wunde an ihrem linken Oberarm zu zeigen, die bereits im Abheilen begriffen war.
    »D-D-Die F-F-F-F-Formel!« stieß Raoul, der zweite Bioforscher in der Gruppe, gierig hervor.
    Miri rief das Fadengebäude aus ihrem Arbeitsterminal auf. Raoul klebte augenblicklich vor dem Schirm.
    »W-W-Wann?« fragte Christy.
    »Vor drei Tagen habe ich mir das Depot eingesetzt. Seither habe ich das Labor nicht verlassen. Außer euch weiß niemand davon.«
    Nikos sagte: »M-M-M-Mach’s m-m-mir auch!«
    Miri hatte siebenundzwanzig Streifen vorbereitet. Die Bettler bildeten eine Schlange, und Susan begann mit der Desinfektion der Oberarme. Raoul führte den Einschnitt durch, Miri setzte die Streifen ein, und Diane klebte straff gespanntes Heftpflaster darüber. Nähte waren überflüssig, die Hautschnitte würden umgehend heilen.
    »Es dauert einige Stunden, bis die Wirkung eintritt«, erklärte Miri. »Das Enzym muß erst die Bildung einer ausreichenden Menge von Neurotransmittern in Gang setzen.«
    Mit glänzenden Augen sahen die SuperS Miri an. Sie beugte sich vor. »Hört zu, es gibt noch etwas zu

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