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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Handvoll Mitarbeiter von Sharifi-Labors bekannt war, die sie entwickelt, hergestellt und in Städten deponiert hatte, die voll waren von anderen Kindern.
    Wußte ihr Vater davon?
    Plötzlich kam Miri der völlig zusammenhanglose Gedanke, daß sie sich auch eine Plaspiermaske formen würde.
    Nach Stunden aufgeregter Diskussionen unternahmen die Bettler nichts wegen der biologischen Waffe. Es gab nichts, was sie hätten tun können. Wenn die SuperS der Ratsversammlung verrieten, was sie alles in Erfahrung gebracht hatten, dann würde der Rat sofort über das Ausmaß ihrer Fähigkeiten Bescheid wissen. Und auch wenn sie die Fernsteuerungsmechanismen außer Betrieb setzten, würden die Erwachsenen ahnen, wer dahinter steckte. In diesem Fall würden die Bettler die Chance verlieren, für sich und ihresgleichen heimliche Schutzvorkehrungen zu treffen, und so machtlos sein wie damals, als sie keine Möglichkeit gehabt hatten, Tony zu schützen. Und außerdem – wenn das Virus nur zum Zweck des Selbstschutzes und in der inständigen Hoffnung geschaffen worden war, es nie einsetzen zu müssen, was machte dann das, was Sharifi-Labors taten, so verschieden von dem, was die Bettler selbst taten?
    Der Gruppe wollte außer der Installation von passiven Wächterprogrammen zwecks Außerkraftsetzung von Einsatzbefehlen nichts einfallen, also wurde überhaupt nichts unternommen.
    Langsam ging Miri zurück in ihr eigenes Labor, und Terrys Täuschungsprogramm startete, um der Überwachung vorzuspiegeln, wie sie Partie auf Partie eines nichtexistierenden Schachspiels gewann.
     
    Noch tagelang war Miri von der Entdeckung der Bettler aufgewühlt. Sie versuchte, ihre neurologischen Forschungen zur Unterdrückung des Stotterns wiederaufzunehmen, zerbrach einen empfindlichen Bioscanner, versprach sich bei der Eingabe eines maßgeblichen Codeabschnitts in das Arbeitsterminal und schleuderte einen Becher gegen die Wand. Sie traf sich weiterhin regelmäßig mit ihrem Vater und Giles, der auf seinen Knien ritt. Ricky liebte sie. Er liebte sie genug, um zwar den Verdacht zu hegen, daß die SuperS sich in ihre eigene Gemeinschaft zurückzogen, aber dennoch nichts zu… was? Was konnte er denn schon unternehmen? Was wollte er überhaupt unternehmen?
    Fäden schossen durch ihr Hirn wie Dampfstrahlen, die aus Wartungsdüsen entwichen: Loyalität. Verrat. Selbsterhaltungstrieb. Solidarität. Eltern und Kinder.
    Das ComLink klingelte. Trotz ihrer nervösen Erregung wurde Miri so ruhig wie möglich, als Joan Lucas’ Gesicht auf dem Schirm erschien.
    »Miri! Wenn du da bist, würdest du bitte auf Gegenbetrieb schalten?«
    Miri regte sich nicht. Joan hatte ihr die Nachricht von Tonys Unfall überbracht und selbst dabei geweint. Joan war eine von den NormS. War Joan ihre alte Freundin? Ihre neue Feindin? Zuordnungen in Kategorien stimmten nicht mehr…
    »Entweder bist du nicht da oder du willst nicht mit mir sprechen«, sagte Joan. Im letzten Jahr war sie noch hübscher geworden, eine siebzehnjährige GenMod-Schönheit mit klarem Kinn und riesigen violetten Augen. »Es macht nichts, ich weiß, du grämst dich immer noch… wegen Tony. Aber falls du da bist, dann würde ich dir empfehlen, Kanal zweiundzwanzig der Vereinigten Staaten einzuschalten. Jetzt gleich. Es ist ein Künstler zu sehen, dessen Sendung ich sehr gern habe. Er hat mir bei gewissen… Denkproblemen geholfen, die ich hatte. Vielleicht hilft es dir auch, ihm zuzusehen. Ist nur eine Idee.« Joan senkte den Blick, als würde sie ihre Worte sorgfältig abwägen und nicht wollen, daß Miri dabei den Ausdruck in ihren Augen sah. »Wenn du einschaltest, dann sieh zu, daß es nicht im Hauptbetriebsbuch aufscheint. Ich bin sicher, ihr SuperS wißt alle, wie man das bewerkstelligt.«
    Jetzt erst bemerkte Miri, daß Joan über eine abhörsichere Datenleitung sprach. Unschlüssig stand sie vor dem ComLink und kaute an einer ungepflegten Haarsträhne – eine Unart, die sie sich nach Tonys Tod angewöhnt hatte. Wie konnte es Joan bei ihren ›Denkproblemen‹ helfen, wenn sie einem ›Künstler‹ von der Erde bei seinen Aktivitäten zusah? Und welche Probleme konnte jemand, der so perfekt an die Gemeinschaft angepaßt war wie Joan, schon haben?
    Jedenfalls keine, die es mit Miris Problemen aufnehmen konnten.
    Sie hob den Becher, den sie gegen die Wand geschmissen hatte, vom Boden auf, und wusch und desinfizierte ihn, ehe sie zurückkehrte zum DNA-Code für einen synthetischen Neurotransmitter,

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