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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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sie, andere nicht. Der letzte gehörte Tony, doch statt zu verschwinden, wuchs ihm ein Körper – nicht jener von Tony, sondern David Aronsons GenMod-perfekter Körper, der Körper, den sie drei Jahre zuvor zu verführen versucht hatte und von dem sie zurückgewiesen worden war. Tony / David begann, Miri zu entkleiden, und sie war augenblicklich erregt. »Ich wollte dich immer schon haben«, sagte sie. »Ich weiß«, erwiderte er, »aber ich mußte erst aufhören zu zucken.« Er drang in sie ein, und die Welt über ihren Köpfen explodierte zu Myriaden Gedankenfäden.
    »Nein, warte einen Moment«, sagte Miri zu Tony. »Das sind nicht die richtigen Fäden.« Sie blickte auf, konzentrierte sich und tauschte die Fäden an gewissen Stellen gegen andere aus. Tony wartete mit einem Lächeln auf seinem schönen Mund. Als Miri mit dem Austauschen der Fäden fertig war, streckte er wieder die Arme nach ihr aus, und sie wurde von einer solchen Zärtlichkeit, einem solchen Seelenfrieden durchströmt, daß sie glücklich rief: »Es ist ganz unwichtig, wie Mutter zu uns steht!«
    »War es immer schon«, sagte Tony, und sie lachte und streichelte ihn und…
    Wachte auf.
    Erschrocken fuhr Miri hoch. Das Labor schwankte und nahm Gestalt an; es war weg gewesen, ersetzt von…
    Sie hatte geschlafen. Sie hatte geträumt.
    »N-N-Nein!« stöhnte sie. Wie konnte sie geschlafen haben? Sie! Träume waren etwas, das Schläfer hatten, Träume waren Gedankenkonstruktionen, beschrieben in theoretischen Abhandlungen über das menschliche Gehirn… Das Holoterminal war wieder dunkel. Langsam tauchte der Mann aus der Schwärze auf.
    Die Formen. Seine Geräte hatten Formen projiziert und in Miris Kopf entsprechende Formen hervorgerufen. Wie die Gebäude aus Gedankenfäden – aber doch nicht so. Vielleicht aus einem anderen, nichtkortikalen Teil ihres Gehirns? Aber das Gefühl des Friedens, der Freude, des unendlichen Einsseins mit Tony – das konnte nur aus dem Cortex stammen! Sie hatte es geträumt. Der Mann hatte sie – sie holte das Erdenwort hervor – ›hypnotisiert‹ mit seinen Gedankenformen, seinem Gedicht über das Alleinsein, und dann hatten die Formen im Hologramm Miris eigene Traumformen hervorgelockt…
    Doch das war nicht alles gewesen. Miri hatte den Traum verändert. Sie hatte sich auf die Fäden über ihrem und Tonys Kopf konzentriert und sie bewußt verändert. Und nun, in der Erinnerung, konnte sie beide Versionen sehen.
    Miri saß ganz still, so still, wie sie im Traum gewesen war.
    »Drew Arien«, sagte eine allzu begeisterte Stimme über dem Holo des Mannes im Sessel, »der ›Lichte Träumer‹. Die neue Kunstform hat das Land im Sturm genommen! Diese Sendung ist nicht zur Aufzeichnung geeignet. Also, ihr Nutzer da draußen im Holo-Land, es bleibt euch nichts anderes übrig, als euch um euer Geld rechtzeitig einen von Drews sechs verschiedenen ›Lichten Träumen‹ zu sichern…«
    Miri drückte Tonys Code für die Aufzeichnung. Der Mann im Sessel erstarrte.
    Immer noch benommen ließ sie den Kopf auf die Knie sinken. Sie hatte geträumt. Sie, Miranda Sharifi, schlaflos und superklug. Sie konnte immer noch Tony vor sich sehen, seine Arme um sich spüren, die Tiefe des Gebäudes und seine endlosen Räume unter sich fühlen. Sie konnte die Gedankenfäden, die sie berührt und verändert hatte, vor sich sehen, so greifbar wie Materie.
    Miri hob den Kopf und trat an ihr Arbeitsterminal heran. Sie eliminierte den Programmfehler; es war ganz leicht, sie mußte dazu nur den Gedankenfäden folgen, die sie im Traum gesehen hatte – und zwar den geänderten. Dann tippte sie den exakten DNA-Code ein, dem sie drei Jahre lang nachgejagt und an den sie nicht herangekommen war. Das Programm verglich ihn mit den von ihr vorgegebenen Parametern, Wahrscheinlichkeitstabellen und neurochemischen Wechselwirkungen. Die Vergleiche und der Modellentwurf würden eine Weile dauern, aber Miri wußte bereits jetzt, daß die GenMods die richtigen waren. Es waren diejenigen, nach denen sie gesucht und an die sie sich herangetastet hatte, ohne sie zu sehen, bis ein Teil ihres träumenden Hirns die Fakten in ihren Gedankenfäden aus einem anderen Winkel betrachtet und hinzugefügt hatte, was fehlte.
    Ganz recht, ihr Hirn hatte hinzugefügt, was fehlte, was immerzu, ihr ganzes Leben lang, gefehlt hatte. Die Impulse – nicht linear, nicht als Fäden aneinandergeknüpft, nicht auf erkennbare Weise zusammenhängend – aus dem fehlenden Teil ihres

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