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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Herzanfall kriegte!
    »Setz dich hin! Setz dich hin!« Fing ihn auf und ließ ihn vorsichtig runter auf den Erdboden, wo ‘n Fleckchen Erde mit glänzenden grünen Blättern bedeckt war. Doug, der lag auf der Seite und atmete schwer: chuuuu, chuuuu… Seine rechte Hand fuhr durch die Luft, aber ich merkte, daß er nichts sehen konnte. Seine Augen rollten wie wild.
    »Bleib ruhig liegen, Doug! Nich’ bewegen, hörst du? Ich hol Hilfe, verstehst du, ich hol den MedRob…«
    Chuuuu, chuuuu, chuuuu… Un’ dann hörte das Schnaufen auf.
    Ich dachte: Jetz’ is’ er hinüber. Aber seine knochige alte Brust hob un’ senkte sich immer noch, bloß flacher und stiller. Seine Augen, die wurden ganz glasig.
    »Ich hol den MedRob!« keuchte ich, drehte mich um un’ fiel fast über meine eigenen Füße. Keine zehn Schritt entfernt stand ‘n tollwütiger Waschbär un’ starrte zu mir herüber.
    Wenn du schon mal ‘n tollwütiges Vieh gesehen hast, dann vergißt du das nie mehr. Konnte deutlich die Schaumflöckchen erkennen, die wo der Waschbär an der Schnauze hatte. Die Sonne schien darauf, un’ sie glitzerten wie Glas. Er zeigte mir die Zähne un’ gab ‘nen zischenden Pfiff von sich, un’ das war ‘n Ton, den machte kein normaler Waschbär nich’. Sein ganzes Hinterteil zitterte. Der war kurz vorm Eingehen.
    Ich packte Dougs Gewehr, aber mir war klar, daß ich nich’ schnell genug sein würde, wenn das Vieh wirklich auf mich losging.
    Der Waschbär zuckte und machte ‘nen Satz. Ich riß die Flinte hoch, aber ich kriegte sie nich’ mal in Schulterhöhe, da schoß ‘n Lichtstrahl von hinten an mir vorbei, bloß war’s nich’ Licht, sondern irgendwas anderes, so was ähnliches wie Licht. Un’ da machte der Waschbär mitten im Sprung ‘nen Salto rückwärts durch die Luft un’ klatschte tot aufm Boden auf.
    Ich drehte mich um, ganz langsam. Un’ wenn ich einen von Annies Engeln gesehen hätte, wär’ ich nich’ verblüffter gewesen.
    Ein Mädchen stand da, ‘n kleines Mädel mit ‘nem großen Kopf un’ schwarzen Haaren mit’m roten Band. War närrisch angezogen für’n Wald: weiße Shorts, ‘ne dünne weiße Bluse, offene Sandalen – als hätten wir hier keine Zecken oder Kriebelmücken oder Schlangen. Das Mädchen guckte mich ernst an, un’ nach ‘ner Minute sagte sie: »Es ist Ihnen doch nichts geschehen?« sagte sie.
    »N-nein, Madam. Aber Doug Kane hier, der… ich denke, es is’ wohl sein Herz…«
    Sie trat hinüber zu Doug, kniete sich hin un’ fühlte ihm den Puls. Dann sah sie hoch zu mir. »Ich möchte, daß Sie etwas tun. Bitte legen Sie das hier auf den toten Waschbären, einfach auf seinen Körper.« Sie hielt mir ‘n glattes graues Scheibchen hin, so groß wie ‘ne Münze. Kann mich noch genau an Münzen erinnern, ich.
    Sie fuhr fort mich anzugucken, also machte ich, was sie mir aufgetragen hatte. Wandte ihr un’ Doug den Rücken zu un’ tat, wie geheißen. Warum? Das fragte Annie mich später, un’ ich wußte keine Antwort nich’. Vielleicht waren’s die Augen von dem Mädel. Macher un’ auch wieder nich’. Jedenfalls keine Janet Carol Land nich’, die wo in die Kamera schaut, mit ihrem ›Vortrefflich getan, du guter, treuer Diener!‹
    Das graue Scheibchen fiel auf das dampfende Fell des Waschbären un’ blieb daran hängen. Es schimmerte ein wenig, un’‘ne Sekunde später war das Vieh von ‘ner durchsichtigen Hülle umschlossen, die wo bis zum Boden reichte un’ noch ‘n Fingerbreit ins Erdreich rein. Stellte sich später heraus. Vielleicht Y-Energie, vielleicht auch nich’. ‘n Blatt wurde gegen die Hülle geweht un’ fiel runter. Ich tippte die Hülle an – weiß ehrlich nich’, wo ich den Mumm hernahm. Die Hülle war so hart wie SchaumStein.
    Gemacht aus gar nichts.
    Als ich mich wieder umdrehte, steckte das Mädchen grade was ein, in die Tasche ihrer Shorts steckte sie was, un’ Dougs Augen wurden wieder klarer. Schnappte hart nach Luft, Doug.
    »Er muß ruhig liegenbleiben«, sagte das Mädchen un’ lächelte immer noch nich’. Sah ohnedies nich’ aus, als würde sie oft lächeln. »Holen Sie Hilfe. Er wird durchhalten, bis Sie wiederkommen.«
    »Wer sin’ Sie, Madam?« fragte ich, aber es wurde nur ‘n Quäken draus. »Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    »Ich habe ihm eine Spritze verabreicht. Die gleiche Injektion, die ihm auch der MedRob gegeben hätte. Aber er muß auf einer Trage in den Ort zurückgebracht werden. Gehen Sie jetzt und holen

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