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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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AufseherRob repariert wird, stimmt’s? Die tat bloß so, stimmt’s?«
    »Schsch, jetz’!« fauchte Annie. »Du, du wirst nie draufkommen, wann du den Mund halten sollst und wann nich’!«
     
    Zwei Tage später, nachdem zwei Tage lang alle in den Häusern gehockt waren und kein Tech aus Albany auftauchte, gingen wir auf Jagd. Dauerte zwar Stunden, bis sich das rumsprach, un’ dann ging das Gerede noch ‘n paarmal im Kreis, aber am Ende war’s soweit. Nutzer wie wir dürfen keine Schußwaffen haben. Keine Ausgabestelle hat ein Distriktsleiterin-Tara-Eleanor-Schmidt-22er-Gewehr auf Lager. Bei keiner Wahlversammlung gibt’s als Werbegeschenk ‘ne Senator-Jason-Howard-Adams-Schrotflinte oder ‘ne Verwaltungsbezirksrat-Terry-William-Monaghan-Pistole. Aber wir, wir haben welche.
    Paulie Cenverno buddelte die Schrotflinte seines Opas aus, die er in einer PlastiSynth-Kiste hinter der Schule vergraben hatte. PlastiSynth hält so ziemlich alles ab: Dreck, Feuchtigkeit, Rost, Ungeziefer. Eddie Rollins un’ Jim Swikehardt un’ der alte Doug Kane, die hatten alle noch die Gewehre von ihren Papas. Sue Rollins un’ ihre Schwester Krystal Mandor sagten, sie würden sich zu zweit das Familien-Matlin teilen, obwohl ich für mich nich’ kapierte, wie das funktionieren sollte. Zwei Männer, wo ich nich’ kannte, hatten Schrotflinten. Al Rauber hatte ‘ne Pistole. Zwei Schläger von der Straßenbande tauchten auf, ohne Waffen, aber grinsend. Hatten uns grade noch gefehlt, die beiden. Alles in allem waren wir zwanzig.
    »Wir sollten uns paarweise zusammentun«, meinte Jack Sawicki, »un’ von der Cafeteria aus in zehn Teams ausschwärmen.«
    »Klingst wie ‘n gottverdammter Macher«, stellte Eddie Rollins angewidert fest. Die beiden Schläger grinsten.
    »Un’ du, hast du ‘ne bess’re Idee?« fragte Jack. Hielt sein Gewehr fest an seinen Bauch unter dem ausgebeulten grünen Overall gepreßt.
    »Wir, wir sin’ Nutzer!« sagte Krystal Mandor. »Wir können überallhin gehen, wohin wir wollen!«
    »Un’ was is’, wenn wer angeschossen wird?« fragte Jack. »Willst du unbedingt die Polizei am Hals haben?«
    Eddie sagte: »Ich will Waschbären jagen, wie ‘n echter Aristo. Un’ du, Jack, du kommandierst mich nich’ rum.«
    »Is’ mir recht«, sagte Jack. »Nur zu, mach, was du willst. Ich sag kein einziges Wort nich’ mehr.«
    Nach zehn Minuten Hin- un’ Hergezanke gingen wir los. Paarweise, in zehn geraden Linien.
    Ich ging mit Doug Kane, Celies Vater. Zwei alte Knacker, wir beide, langsam und fußlahm. Aber Doug, der wußte immer noch, wie man im Wald geräuschlos vorankommt. Rechts von mir hörte ich wen brüllen un’ lachen. War einer von den beiden Kerlen aus der Straßenbande. Nach ‘ner Weile wurde der Lärm leiser un’ hörte dann ganz auf.
    Im Wald war’s kühl un’ es roch gut. Es war ‘n dichter Wald, un’ so gab’s nich’ viel Unterholz. Wir marschierten zumeist auf trockenen Kiefernnadeln, wo uns ihren würzigen Duft in die Nase steigen ließen. Un’ dazwischen raschelte dann un’ wann ‘ne Birke, so schlank wie Lizzie. Unter den Bäumen wuchs dunkelgrünes Moos, un’ wo die Sonne hinkam, gab’s Löwenzahn un’ Butterblumen un’ Margariten. Von oben kam der Ruf von ‘ner Trauertaube, un’ das war der sanfteste Laut von der ganzen Welt.
    »Schön da«, sagte Doug, so leise, daß ‘n Häschen, das gegen den Wind im Gras hockte, nich’ mal mit den Ohren wackelte.
    Auf Mittag zu wurden die Bäume schütterer un’ das Unterholz dichter. Von irgendwoher kam der Geruch nach Brombeeren, un’ da mußte ich wieder an Annie denken. Schätzte bei mir, daß wir mindestens zehn Kilometer von East Oleanta raufgewackelt waren, aber wir hatten Karnickel gesehen, eine Rehgeiß un’‘ne Menge harmloser Schlangen. Bloß keine Waschbären. Un’ hier heraußen ‘n tollwütigen Waschbären umzubringen würde der Stadt auch nichts nützen. Höchste Zeit zum Umkehren.
    »Muß… mich mal hinsetzen«, sagte Doug.
    Sah ihn an, ich, un’ da lief’s mir kalt übern Buckel. Der Mann war so weiß wie Birkenrinde, un’ die Augenlider, die flatterten wie zwei Vögelchen. Das Gewehr fiel ihm aus der Hand un’ ging los – der alte Narr, der! Hatte es nich’ gesichert! Die Kugel schlug in ‘nem Baumstamm ein, un’ Doug faßte sich an die Brust un’ kippte vornüber. Ich war so beschäftigt gewesen mit der guten Waldluft un’ den hübschen Blumen, daß ich nich’ bemerkt hatte, daß er ‘n

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