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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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hier versammelt, um wissenschaftliche Fakten festzustellen, und nicht, um persönliche Attacken zu reiten!«
    Ein Reporter in schicken gelben Streifen rief aus der vordersten Reihe der Mediensektion: »Miss Sharifi, versuchen Sie eigentlich, diesen Fall zu verlieren?«
    Langsam drehte ich den Kopf, um ihn genauer anzusehen.
    »He, Miranda! Schau hierher!« Der Berichterstatter eines Nutzer-Kanals, dessen RoboKamera neben ihm schwebte. »Lach mal freundlich!«
    »Ruhe, bitte! Ich bitte um Ruhe!« Plötzlich ganz unbebrillt trommelte Vorsitzende Yongers mit der metallenen Wasserkaraffe auf das Pult; sie hatte kein Hämmerchen, denn natürlich war dies kein wirklicher Gerichtshof.
    »Lächle, Miranda!«
    »… eine empörende Vergewaltigung des wissenschaftlichen Fachdialogs und…«
    »Bitte setzen Sie sich«, sagten einige Stühle, »Sie könnten anderen die Sicht nehmen. Bitte setzen…«
    »Ich wünsche augenblickliche Ruhe im Saal!«
    Aber der Tumult wurde immer lauter. Ein Mann löste sich aus der Zuhörerschaft und stürzte den Mittelgang hinab und auf das Podium zu, wo das Forum saß.
    Ich hatte einen freien Blick auf sein Gesicht und sah, wie verzerrt es war, wie hart und versteinert in seinem Haß. Kein noch so überwältigendes Ausmaß an Vernunft konnte die Versteinerung lösen, die über Jahre hinweg diese Züge verhärtet haben mußte. Zweifellos waren es nicht Miranda Sharifis heutige Beleidigungen, die dieses Gesicht geschaffen hatten. Der Mann rannte auf sie zu und zog etwas aus der Jacke. Siebzehn RoboKameras und drei SicherheitsRobs bewegten sich auf ihn zu.
    Er rannte gegen den unsichtbaren Y-Energie-Schild vor den Tischen der beiden Streitparteien, wovon ein hörbares Krachen seines Schädels oder eines anderen Knochens zeugte. Mit ausgebreiteten Gliedmaßen und sichtlich benommen glitt der Mann den Schild hinab wie an einer Hauswand. Ein SicherheitsRob zerrte ihn davon.
    »… augenblicklich wieder Ruhe und Ordnung in diesem Saal herstellen…!«
    »Ein Lächeln, Miranda! Schenk uns nur ein Lächeln!«
    »… ungerechtfertigte Anmaßung einer moralischen Überlegenheit und einer Mißachtung der Gesetze der Vereinigten Staaten; in Wahrheit jedoch…«
    »… und es sieht so aus, liebe Zuseher, als hätte Miranda Sharifi dieses Spektakel mit voller Absicht inszeniert. Über die Motive, die Huevos Verdes damit verfolgt, können wir nur Spekulationen…«
    Miranda Sharifi enthielt sich jeder Regung.
    Schließlich verfügte Vorsitzende Yongers, da ihr keine andere Wahl blieb, eine Vertagung bis zum Nachmittag.
    Ich drängte mich durch das Chaos nach vorn in dem Versuch, Miranda Sharifi auf den Fersen zu bleiben, was natürlich ein Ding der Unmöglichkeit war. Der Y-Schild befand sich zwischen uns, und dazu ein paar sensationell gebaute Leibwächter, die sie und Leisha Camden zu einer Hintertür brachten. Später sah ich sie auf dem Dach wieder, nachdem ich vier Personen über den Haufen gerannt hatte, um dorthin zu gelangen. Sie stiegen gerade in einen Luftwagen. Etliche andere nahmen augenblicklich die Verfolgung auf, aber ich war überzeugt, die Insassen – Reporter, Angehörige von AEGS oder FBI, isoliert arbeitende Genetiker, wer auch immer – würden nichts damit erreichen. Sie würden gewiß nicht mehr erfahren als ich bisher.
    Und was hatte ich erfahren?
    Der gelb gestreifte Reporter hatte ganz recht: Miranda Sharifis Auftritt hatte soeben das Schicksal von Fall 1892-A besiegelt. Sie hatte nicht nur die intellektuelle und fachliche Kompetenz von acht Wissenschaftern in Zweifel gezogen, sondern auch ihre charakterliche Integrität. Ich hatte mich flüchtig für den Lebenslauf dreier von ihnen – der Nobelpreisträger – interessiert und wußte, daß es sich bei ihnen nicht um skrupellose käufliche Gauner handelte, sondern um rechtschaffene Menschen. Miranda mußte das auch wissen. Also – warum?
    Vielleicht glaubte sie ungeachtet ihres Intellekts wirklich daran, daß alle Schläfer korrupt wären. Ihre Großmutter, eine brillante Frau, hatte es auch geglaubt. Aber irgendwie hatte ich trotzdem nicht den Eindruck, daß es bei Miranda zutraf.
    Vielleicht dachte sie, die fünf nicht preisgekrönten Wissenschaftler – kleine Geister mit guten politischen Verbindungen – würden unausbleiblich die unparteiischen Nobelpreisträger überstimmen. Aber wenn es sich so verhielt, weshalb machte sie sich dann die drei potentiellen Verbündeten zum Feind? Und warum hatte sie sich dann überhaupt mit der

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