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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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genauso unwillkommen. Sowohl für Nutzer als auch für Macher.
    Und dann sah ich eine Möglichkeit, mir ihre Andersartigkeit zunutze zu machen. »Lizzie, wir beide könnten einen Handel miteinander machen.«
    Sie war augenblicklich auf der Hut.
    »Wenn du mir sagst, was ich wissen will, dann helfe ich dir, soweit ich kann, zu verstehen, wie Maschinen funktionieren.«
    Lizzies Gesichtsausdruck wechselte schlagartig. Sie schnappte nach meinen Worten wie der vielversprechende kleine Piranha, der sie war. »Versprochen is’ aber versprochen Vicky! Werd’s mir merken! Du sagst, du wirst mir alles beibringen, damit ich kapiere, wie die Maschinen funktionieren?«
    »Ich sagte: ›Soweit ich kann. ‹ Nicht ›alles‹!«
    »Aber du versprichst es! Du versprichst es, ja?«
    »Ja, ja, ich verspreche es. Aber du mußt dafür alle Fragen beantworten, die ich habe.«
    Sie legte den Kopf schief und zog das in Betracht; die sechzehn Zöpfchen zeigten alle in verschiedene Richtungen. Sie konnte keine Falle entdecken. »Na gut.«
    »Also, Lizzie, hast du je von Eden gehört?«
    »Von dem in der Bibel?«
    »Nein. Von dem hier, in der Nähe von East Oleanta.«
    Trotz unserer Vereinbarung zögerte sie. Ich sagte: »Du hast es doch versprochen!«
    »Hab gehört, wie Billy un’ Mama darüber redeten. Mama sagte, Eden, das gibt’s nich’, bloß in der Bibel. Un’ Billy, der sagte, da wär’ er wohl gar nich’ so sicher. Sagte, vielleicht is’ das ‘n Platz irgendwo in den Bergen, wo die Macher nichts drüber wüßten, un’ vielleicht arbeiten Nutzer dort. Dachten, ich würd’ schlafen, die beiden.«
    Ein Platz, von dem Macher nichts wußten. Was in East Oleanta gleichbedeutend mit staatlich abgesandten Machern war – praktisch die einzige Sorte Macher, die ein Nest wie dieses hier je zu Gesicht bekam.
    »Geht Billy manchmal allein in den Wald? Ohne deine Mama?«
    »O ja, das macht er gern! Mama, die würd’ nie mitgehen in den Wald. Die is’ zu fett.« Lizzie sagte das völlig sachlich; aus irgendeinem Grund fiel mir plötzlich Desdemona ein, die ohne viel Federlesens und ganz ohne schlechtes Gewissen nach meinem Limodosen-Armband gegriffen hatte.
    »Wie oft macht er diese Ausflüge? Und wie lang bleibt er da weg?«
    »Der? Alle zwei Monate, so ungefähr. Immer für fünf, sechs Tage. Bloß jetz’ wird er langsam alt, sagt Mama.«
    »Heißt das, jetzt hat er aufgehört damit?«
    »Nee, nächste Woche will er wieder losziehen. Sagte zu ihr, er muß unbedingt gehen, außer es bricht irgendwas Wichtiges zusammen, un’ er hat Angst, uns alleinzulassen. Aber wir haben ja das Essen.« Sie zeigte auf die kläglichen Packungen geschmackloser synthetischer Lebensmittel, die in Eimern in einer Ecke der Wohnung vor sich hin schimmelten.
    »Wann nächste Woche?«
    »Dienstag.«
    Lizzie wußte alles. Aber noch wichtiger war – was wußte Billy? Wußte er, wo sich Miranda Sharifi aufhielt?
    »Um wieviel Uhr zieht er denn los, wenn er in den Wald will?«
    »Ganz zeitig früh. Vicky, wie willst du mir denn das alles beibringen, über die Maschinen? Wann fangen wir denn an?«
    »Morgen.«
    »Heute.«
    »Du bist immer noch ein bißchen schwach. Du hattest Lungenentzündung. Weißt du, was das ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. Die läppischen rosa Bändchen flatterten. Wenn das mein Kind wäre, dachte ich, würde ich ihre Zöpfe mit Mikrofasern zusammenbinden.
    Wenn das mein Kind wäre? Lieber Himmel!
    »Lungenentzündung ist eine Krankheit, die von Bakterien verursacht wird. Bakterien sind selbst so etwas wie winzige Maschinen, die dann in deinem Körper von anderen winzigen Maschinen vernichtet wurden, die man genau zu diesem Zweck entwickelt hat. Und damit werden wir morgen anfangen. Wenn du die richtigen Codes weißt, dann kannst du über das Hotelterminal bestimmte Programme aufrufen; beim Hotelterminal sind nie Leute…« Zum erstenmal kam mir der Gedanke, daß Annie sich mit aller Macht gegen diesen Privatunterricht stemmen würde. Möglicherweise stand mir ein Lehrplan zu mitternächtlicher Stunde bevor.
    »Was für Codes?« Ihre Augen glitzerten schwarz wie eine Kohlefaser.
    »Zeige ich dir morgen.«
    »Ich, ich hab schon den Hintereingang von der Cafeteria umprogrammiert, damit Mama un’ ich reinkönnen! Ich kapier’ das schon mit dem Hotelterminal, wenn du mir bloß ‘n bißchen erklärst, wie…«
    »Mach’s gut, Lizzie.«
    »Sag mir nur, wie…«
    »Gute Nacht!«
    Als ich die Tür hinter mir schloß, war sie bereits wieder

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