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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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letzter Nacht? Sie hatte die ganze Nacht hier verbracht? Eigentlich wollte sie sich nur für eine Minute hier niederlassen und hinaussehen auf den Park, um ihrem Arbeitszimmer kurz zu entfliehen…
    Ihr ganzer Körper war verkrampft, und ihn aufzurichten tat weh. Der Rücken schmerzte sie, ihr Nacken fühlte sich steif an, und sie hatte einen gräßlichen Geschmack im Mund. Wie lange hatte sie nicht geschlafen vor letzter Nacht? Wie lange nicht gegessen? Sie konnte sich nicht erinnern. Jackson war seit Tagen nicht nach Hause gekommen, und Theresa war allein gewesen, eingeschlossen in ihrem Arbeitszimmer, wo sie die Nachrichten verfolgte und Bilder für die Wände ausdruckte. Bilder von sterbenden, nicht umgestellten Babies, von Erwachsenen, die einander wegen nicht vorhandener Umstellungs -Spritzen bekämpften, von geplünderten Y-Kegel-Fabriken, von Raubzügen um Möbel und Terminals in Enklaven, deren Sicherheitscodes geknackt worden waren, Bilder aus New Jersey, Wisconsin… Theresa hatte alles gesehen.
    Ich bin gekommen, um Zeugnis abzulegen von der Zerstörung der Welten. Thomas hatte das Zitat für sie gefunden. Theresa hatte es angestarrt, bis die Schrift vor ihren Augen verschwamm. Dann war sie wieder zu den Bildern in den Nachrichtensendungen zurückgekehrt. Und dann hatte sie die Botschaft auf dem Bildschirm angestarrt, die Botschaft, die nicht hätte da sein dürfen:
     
    »Ich habe die Bilder von den Nutzer-Babies gesehen. Sie müssen Miranda Sharifi finden und sie dazu bringen, uns mehr Umstellungs -Spritzen zu geben! Sie sin’ doch ‘ne Macherin, un’ Sie haben das viele Geld, Sie! Sie können auch an Miranda rankommen, weil Sie nämlich Möglichkeiten haben, die wo wir nich’ haben…«
     
    Es war natürlich eine gesprochene Botschaft, aber Theresa hatte Thomas gebeten, sie niederzuschreiben. Und dann hatte Theresa die Botschaft angestarrt – tagelang, ohne zu schlafen, seit Jackson weg war. Zuerst hatte sie versucht sich einzureden, daß die Botschaft ein Irrtum war, ein Zufall – eine jener Tausenden Botschaften, die die Menschen im ganzen Land verfaßten, um sie hinauf zu Selene zu strahlen, und daß sie infolge irgendeines Fehlers im Netz in Theresas persönliches System gesickert war. Doch noch während sie sich das vorsagte, wußte sie, daß sie nicht verrückt genug war, um das auch zu glauben.
    Schade.
    Die Botschaft stammte von dem Mädchen, das Jackson mitgebracht hatte, dem Nutzer-Mädchen mit dem Baby, das von Neuropharms ängstlich gemacht worden war, und die Botschaft war für Theresa bestimmt. Jackson wollte immer, daß sie den Tatsachen ins Auge blickte; dies war eine Tatsache: Die Botschaft richtete sich an sie.
    Was natürlich nicht bedeutete, daß sie deswegen etwas unternehmen mußte.
    Sie hatte die Botschaft angestarrt, hatte weggestarrt, hatte die Nachrichtenholos der sterbenden Babies angestarrt, hatte weggestarrt, hatte die Wände des Arbeitszimmers angestarrt und wieder weggestarrt – seit zwei Tagen. Oder drei. Bis sie letzten Abend plötzlich gewußt hatte, wenn sie nicht sofort aus diesem Raum käme, würde sie tatsächlich verrückt werden. Noch verrückter. Und so war sie hinausgestolpert zu dieser Fensterbank, hatte hinabgeblickt auf den nächtlich beleuchteten Park und hinauf durch die Kuppel der Enklave zu den Sternen, und dann hatte sie zu weinen begonnen, bis sie gar nicht mehr aufhören konnte. Ohne jeden Grund…
    Nimm ein Neuropharm, sagte Jackson in ihrem Kopf. Tessie, es ist eine biochemische Sache, du brauchst dich nicht so zu fühlen…
    »Hau ab!« sagte Theresa laut – zum ersten mal in ihrem Leben – und weinte weiter.
    Nein. Genug. Sie mußte sich zusammenreißen, ein Bad nehmen, etwas essen… Sie mußte ins Arbeitszimmer zurück. Babies starben, kleine Kinder, verunstaltet von schrecklichen Krankheiten, und Mütter wie dieses Mädchen Lizzie hielten Babies auf dem Arm, die sich vor Schmerzen krümmten… Warum konnte sie es nicht vergessen? Andere Leute konnten es! Sie mußte es einfach aus ihren Gedanken verdrängen, sie mußte wegbleiben von ihrem dummen Arbeitszimmer…
    Nimm ein Neuropharm, Tessie.
    »Miss Aranow«, sagte Jones, »ein Gespräch für Sie. Priorität eins.«
    »Sag, ich bin tot.«
    »Miss Aranow?«
    Es konnte nur Jackson sein. Sie durfte ihm keine Sorgen machen. Sie durfte nicht… sollte nicht… konnte nicht…
    »Miss Aranow?«
    »Sag, ich komme schon, Jones.«
    Theresa kletterte von der Fensterbank. In ihrem Kopf drehte

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