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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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sich alles. Sie lehnte sich an die Wand, bis sie wieder klar sehen konnte, und spürte, wie weich ihre Knie waren. Sie streckte sie energisch und übernahm den Anruf im Bad, von wo aus sie die visuelle Übermittlung unterlassen konnte. Es war nicht Jackson.
    »Tess? Wo ist dein Bild?« Cazie, forsch und feurig in einem strengen schwarzen Kostüm.
    »Ich komme gerade aus der Dusche.« Cazie wußte, daß Theresa ihren Körper nicht gern zur Schau stellte.
    »Ach so. Hör mal, wo ist Jackson?«
    »Ist er nicht bei dir?« fragte Theresa.
    »Du weißt genau, daß er nicht bei mir ist, ich höre es aus deiner Stimme. Spiel keine Spielchen mit mir, Tess. Wo hat er diese Nutzer hingebracht?«
    »Ich habe keine… welche Nutzer?«
    Cazies Gesicht veränderte sich; dies, dachte Theresa, war wohl das Gesicht, in das Jackson sah, wenn er und Cazie einen Streit hatten: hohe, scharfe Backenknochen sprangen plötzlich aus ihrer weichen Haut, und die Augen wurden so hart wie der Marmorboden unter Theresas nackten Füßen. Theresa zuckte ein wenig zurück und lehnte sich an die Waschmuschel.
    »Sag. Mir. Theresa. Wo. Jackson. Ist.«
    Theresa drückte fest die Augen zu.
    »Du willst es mir nicht sagen. Na gut, dann komme ich hinüber zu dir.«
    »Nein! Ich… ich will gerade ausgehen!«
    »Ach ja? Wann bist du zum letzten Mal ausgegangen? In zehn Minuten, Tess.« Der Schirm erlosch.
    Theresa wurde von Panik erfaßt. Cazie würde es rauskriegen aus ihr, Cazie konnte alles aus ihr rauskriegen, sie würde Cazie verraten, daß Jackson Lizzie und die anderen zu Kelvin-Castner in Boston gebracht hatte… und Jackson hatte ihr aufgetragen, niemandem etwas davon zu erzählen. Besonders Cazie nicht. Aber Cazie war auf dem Weg hierher… Theresa würde Jones beauftragen, Cazie nicht einzulassen.
    Aber Cazie würde die Überbrückungscodes kennen. Für das Gebäude, für das Apartment. Für Theresas Hirn.
    Nun gut, dann würde Theresa eben nicht hier sein, wenn Cazie eintraf.
    In dem Moment, als ihr der Gedanke kam, wußte Theresa, daß es der richtige war. Sie mußte aus dem Haus sein, wenn Cazie eintraf. Außerdem mußte sie tun, was die Botschaft auf ihrem Bildschirm ihr auftrug; an Miranda Sharifi herankommen und sie dazu bringen, weitere Umstellungs -Spritzen zu verteilen. Sie sin’ doch ‘ne Macherin, un Sie haben das viele Geld, Siel Sie können auch an Miranda rankommen, weil sie nämlich Möglichkeiten haben, die wo wir nich’ haben! Theresa hatte zwei Tage (oder drei?) damit verbracht, das zu verdrängen, was sie, das sah sie jetzt ein, einfach tun mußte! Und das Verdrängen hatte nicht funktioniert. Das tat es nie. Den Ruf des Schmerzes zu ignorieren machte den Schmerz nur noch schlimmer. Der Ruf war eine Gabe, das hatte sie irgendwie übersehen, und nicht entsprechend dieser Gabe zu reagieren hatte sie nur verrückt gemacht.
    Noch verrückter.
    Aber jetzt nicht mehr.
    Mit einer Gewandtheit, die sie selbst überraschte, schoß Theresa aus dem Bad. Keine Zeit mehr für eine Dusche. Aber Schuhe – sie brauchte Schuhe. Und eine Jacke. Es war April da draußen, außerhalb der Enklave – war es kalt im April? Sie packte Schuhe und Jacke.
    »Zum Dach«, sagte sie zum Lift. »Bitte.«
    Und es waren nicht nur ihre Muskeln, die mit einemmal so mühelos arbeiteten. Auch ihr Kopf arbeitete plötzlich und erstaunlicherweise an eigenständigen Plänen. Um an Miranda Sharifi heranzukommen, mußte Theresa an jenem Ort auf der Erde anfangen, an dem Miranda zuletzt gesehen worden war. Und das war das Nutzer-Lager, wo die Leute sich zu Dreiergruppen verbanden, wo Patty, Josh und Mike nie mehr allein sein konnten, weil sie gezwungen waren, ihr Leben zusammen mit den anderen beiden zu verbringen. Dort war Miranda gewesen, denn sie hatte eine Aufzeichnung zurückgelassen, in der sie die neuen roten Spritzen erklärte. Um die neuen Spritzen verwenden zu können, mußte man umgestellt sein. Das hatte Josh gesagt. Also hatte Miranda möglicherweise dort mehr Umstellungs -Spritzen zurückgelassen als irgendwo sonst. Oder sie war vielleicht wiedergekommen und hatte welche gebracht. Oder jemand anderen geschickt, um den Leuten Nachschub zu bringen, nachdem die Kämpfe um die letzten Spritzen ausgebrochen waren. Wenn die Bindung zu Dreiergruppen Mirandas neuester Plan für die Menschheit war, dann würde Miranda doch gewiß den Ort (die Orte?) überwachen, die sie testete. Selbst Theresa wußte soviel über das Vorgehen von Wissenschaftlern.
    Auf dem Dach

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