Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
weitere Labornotizen, mit denen Lizzie nichts anzufangen wußte. Die Gelehrten bei Kelvin-Castner waren an einer Sache dran, an etwas Großem, das in unverhältnismäßiger Weise wuchs. Von TenTech kam finanzielle Unterstützung für einen Teil davon. Aber ob es sich dabei nur wiederum um neue Lustdrogen-Forschungen handelte oder ob K-C versuchte, ein Gegenmittel für das Angst-Neuropharm zu finden, das konnte Lizzie einfach nicht feststellen. Dazu fehlte ihr das nötige Fachwissen.
    Jeden Tag trottete sie von ihrem Berg hinunter, um ein paar Minuten mit Dirk zu verbringen. Niemals fand sie auf dem Lager-Terminal eine Botschaft von Doktor Aranow vor, die ihr erklärt hätte, wie die Sache lief.
    Doch warum sollte er ihr das sagen? Sie war ein Niemand.
    Als nächstes ging sie daran, in andere Nutzer-Lager einzudringen. Das war einerseits leichter, andererseits schwieriger. Die herumziehenden Stämme hatten für gewöhnlich ein, zwei junge Leute, die mit einem Terminal umgehen konnten, und etliche von ihnen fischten umtriebig in den Dateien fremder Stämme; manche wiederum begnügten sich damit, die Meldungen anderer Lager zu überfliegen. Es gab hier wenige Gesetzmäßigkeiten, nach denen Lizzie hätte Ausschau halten können. Andererseits wußte kaum ein Nutzer, wie man seine elektronischen Spuren verwischen konnte. Die Daten waren verworren und fehlerhaft, aber sie waren nicht codiert.
    Sie schrieb Programme, um sich zu Dutzenden verschiedener Arten von Daten Zugriff zu verschaffen und sie zu analysieren, um nach – ja, wonach zu suchen? Wie konnte man das Netz dazu benutzen, um eine Furcht vor Neuem, Ungewohntem aufzuspüren? Wenn Menschen Angst vor neuen Dingen hatten, dann verschafften sie sich einfach keinen Zugriff auf Informationen darüber. Wie sollte man das Fehlen bestimmter Untergruppen auf einem ganzen Kontinent feststellen können?
    Doch langsam begannen Lizzies Programme gewisse Gesetzmäßigkeiten zu liefern.
    Ein Nutzer-Stamm an einem Ort namens Judith Falls in Iowa rief die Warenlisten naher Nutzer-Lagerhäuser jeden Tag exakt zur gleichen Uhrzeit für eine bestimmte, immer gleiche Dauer ab. Dieses monotone Muster hatte vor April nicht existiert.
    Ein Stamm, der durch Texas zog, sandte stets am gleichen Tag jeder Woche im wesentlichen gleichlautende Grüße an dieselbe Liste entfernter Verwandter in exakt der gleichen Reihenfolge. Beginnend mit 3. April.
    Eine Stadt im nördlichen Oregon – deren Bewohner auch nach den Umstellungs -Kriegen anscheinend dieselben geblieben waren – widmete sich ausschließlich an Donnerstagnachmittagen dem Datenfischen. Jeden Donnerstag brach ein Hacker – dessen Arbeitsweise gar nicht schlecht war, mußte Lizzie anerkennend feststellen – in dieselben Datenbanken einer BioTech-Fabrik in seiner Nähe ein. Soweit Lizzie den Spuren des Datenfischers folgen konnte, suchte er – oder sie – in den verschiedenen Inventarlisten nach Umstellungs -Spritzen . Es waren nie welche aufzufinden.
    Mit untergeschlagenen Beinen auf ihrem Strohsack sitzend zupfte Lizzie an ihrem Haar herum. Die Hüttentür stand weit offen; das Frühjahr war einem frühen Sommer gewichen, der abrupt eingesetzt hatte, obwohl es erst Frühling war. Die warme Brise trug einen Duft nach wilder Minze zur Tür herein. In den frischen Blättern der Bäume sangen die Vögel und bauten ihre Nester. Lizzie ignorierte das alles.
    Angenommen, daß diese Nutzer-Lager tatsächlich mit dem Neuropharm infiziert waren, genau wie Lizzies Stamm. Angenommen, das war der Grund dafür, daß sich ihre Handlungen deshalb immer wiederholten – gefahrlose, routinemäßige Handlungen. Angenommen, daß auch diese Lager Testgebiete darstellten. Was konnte Lizzie mit diesem Wissen schon anfangen? Sie konnte nicht nach Iowa oder Texas oder Oregon reisen, um in den Lagern Nachforschungen anzustellen. Und selbst wenn sie es könnte – was dann? Möglicherweise würde sie herausfinden, daß auch andere Nutzer Laborratten waren. Wie ihr Dirk. Aber das zu wissen würde nichts ändern.
    Nacken und Rücken schmerzten sie vom langen Sitzen, und ihr linker Fuß war eingeschlafen.
    Sie mußte das Problem von einer anderen Seite angehen. Also gut, dachte sie, vergessen wir die infizierten Nutzer und die Pharmafabriken, die die Droge hergestellt haben könnten. Was blieb? Wer wollte, daß alles beim alten blieb? Macher-Politiker, sicher. Shockeys Nicht-Wahl hatte das bewiesen. Aber wie sollte man herausfinden, welche Politiker eine

Weitere Kostenlose Bücher