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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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geweigert hochzusehen. Sanft brachte sie ihn schließlich dazu, die Augen zu öffnen.
    »Schau das Eichhörnchen an! Es macht hopp! hopp! hopp!«
    Das Tierchen hielt ein paar Schritte entfernt inne, hockte sich mit elegant geschwungenem, buschigem Schwanz auf die Hinterbeine und blickte Lizzie und Dirk unverwandt an. Dann hob es eine Haselnuß auf, hielt sie in den Vorderpfoten und begann daran zu knabbern, wobei es eifrig mit dem Köpfchen nickte. Dirk sah hin und brüllte entsetzt auf.
    »Hör auf! Hör auf, verdammt!« brüllte Lizzie ihrerseits und erschrak: Was wollte sie denn damit erreichen? Dirk konnte doch gar nicht anders! Sie drückte ihn fest an sich und rannte zurück zum Stammesgebäude.
    Annie blickte von ihrem Wandbehang auf. »Lizzie! Was haste denn mit dem Kleinen gemacht, du?«
    »‘nen gottverdammten Spaziergang!« Sie war wiederum wütend, jetzt, wo Dirk – zurück in seiner vertrauten Umgebung – aufhörte zu weinen. Auf dem Boden lagen die Klötzchen, die Billy für ihn gemacht hatte und mit denen er jeden Tag um diese Zeit spielte; ungeduldig strampelte er in Lizzies Armen, um abgesetzt zu werden.
    »He, wie redest du denn, du!« sagte Annie. »Also, komm schon zu Oma, Dirk, is’ jetz’ Zeit für die Bauklötzchen, nich’? Komm zu Oma!«
    Dirk stellte das Weinen ein und stapelte glücklich Klötzchen übereinander. Von ihrem Stuhl aus bedachte Annie ihn mit einem wohlgefälligen Lächeln.
    Lizzie wurde von hilfloser Verzweiflung erfaßt.
    »Wo gehste denn hin, Kind?« fragte Annie. »Setz dich her zu mir, du, un’ erzähl mir was!«
    »Ich geh’ wieder nach draußen.«
    Unruhe erfüllte Annies dunkle Augen. »Nee, du, bleib lieber hier, Lizzie, setz dich her zu Dirk un’ zu mir…!«
    Lizzie stürzte aus der Tür.
    Hinter den grauen Wolken war die Sonne hervorgekommen. Lizzie begann ziellos zu laufen, nur um wegzukommen von diesem friedlichen, selbstgenügsamen, ewiggleichen Trott, der Tag für Tag so weiterlaufen würde, bis alle tot waren.
    Sie nahm den ansteigenden Weg den Berg hinauf und trat nach den dürren Zweigen, die der Winterwind abgebrochen hatte. Würde der Weg nach und nach überwachsen, wenn ihn keiner mehr regelmäßig benutzte? Würde sich das Neuropharm ausbreiten? Vielleicht würde es ein zweitesmal freigesetzt werden und sie, Lizzie, auch infizieren… Das schlimmste daran war, daß es ihr egal wäre. Sie wäre dann eben wie Annie, dankbar für Sicherheit und Ruhe.
    Sie blieb stehen und verabreichte einer jungen Birke einen wütenden Hieb. Nein! Sie war achtzehn Jahre alt und konnte nicht einfach aufgeben! Das hatte sie noch nie getan, in ihrem ganzen Leben nicht! Es mußte etwas geben, was sie unternehmen konnte! Es mußte!
    Aber was?
    Nach einem Gegenmittel für dieses Neuropharm brauchte sie gar nicht zu suchen, das taten schon Jackson und Vicki und Thurmond Rogers. Sie konnte auch keine neue Wahl veranstalten; außerdem gab es so, wie die Dinge jetzt lagen, noch weniger Chancen, je einen Nutzer an die Macht zu wählen. Die ganze Sache hatte sich für den Macher-Kandidaten wohl als äußerst nutzbringend erwiesen!
    War sie am Ende überhaupt nur aus diesem Grund passiert? Hatte Donald Thomas Serrano für dieses ›Sicherheit ist alles!‹-Neuropharm gesorgt, damit ein Macher die Wahl gewinnen konnte? Aber Jackson hatte gesagt, hier handle es sich um ein komplett neuartiges Neuropharm, eines, das der Zellreiniger nicht eliminierte, weil es den Körper dazu brachte, die von ihm selbst erzeugten Proteine auf Dauer zu verändern! Und niemand würde eine so umwälzende Neuerung an eine unbedeutende Wahl im Distrikt Willoughby verschleudern!
    Außer man wollte diese Neuerung erst einmal testen… man? Wer?
    So kam sie nicht weiter. Sie war einfach zu dumm, um irgendeinen konstruktiven Gedanken zu fassen! Wer dachte sie denn, daß sie war? – Miranda Sharifi?
    Sie war Lizzie Francy, immerhin. Die beste Hackerin im ganzen Land! Und vielleicht sogar auf der ganzen beschissenen Welt!
    Also, höhnte sie sich selbst, wenn sie schon so eine unvergleichliche Kanone beim Datenfischen war, warum fischte sie dann nicht? Warum hing sie hier im Wald herum und prügelte auf Babybäumchen ein, statt die einzige gottverdammte Sache zu tun, die sie wirklich konnte? Zuerst einmal sollte sie sich aber selbst vor einer möglichen Berührung mit dem Neuropharm schützen, indem sie sich vom Stamm trennte und sich ein isoliertes Plätzchen zum Leben suchte. Hier in den Bergen gab es jede

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