Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
wilden Ausdruck in den Augen um sich, obwohl es natürlich niemanden zu sehen gab. Und dann schaltete sie – mit einem Herzen, das so heftig klopfte wie das von Dirk, wann immer sie ihn von seinen Bauklötzen wegtrug – ihr gesamtes System aus. Sogar das Jansen-Sagura-Terminal. Und dann hockte sie mit untergeschlagenen Beinen da, starrte ins Leere und versuchte nachzudenken – über Implikationen, Bedeutungen und Sicherungen. Und es gelang ihr nicht.
    Die Überwachungsdaten ihres Stammes wurden tatsächlich hinauf in den Orbit gesendet. Nach Sanctuary.
     
    »Ich muß Doktor Aranow finden«, sagte Lizzie zu Billy Washington, weil sie es einfach irgend jemandem sagen mußte. Sie hatte Billy dort gefunden, wo er am frühen Nachmittag immer zu finden war: beim Angeln am Flüßchen.
    »Nee, bleibst besser hier, du«, sagte Billy, aber weniger streng als Annie. Individuelle biochemische Unterschiede, hatte Doktor Aranow gesagt. Die Menschen reagierten unterschiedlich – und manchmal sehr unterschiedlich, auf jede Droge.
    »Ich kann nicht hierbleiben, Billy. Ich muß Doktor Aranow und Vicki finden.«
    »Red lauter, kann dich kaum verstehen.«
    »Nein, ich rede nicht lauter, Billy.« Der Sensor war zwar vierhundert Meter weit weg, aber Lizzie wollte kein Risiko eingehen. »Wie kann ich zur Enklave Manhattan-Ost kommen?«
    »Manhattan? Kannste nich’. Weißt es doch, du.«
    »Das glaube ich nicht. Du weißt viel mehr, als du zugibst, Billy. Du hast doch dauernd mit Fremden gesprochen, ehe wir uns hier für den Winter niederließen.« Sie merkte, wie seine Augen bei der Erwähnung von Fremden unruhig wurden. »Gravbahn, die fährt nich’. Hab ich schon rausgekriegt, Billy. Aber es muß noch ‘nen anderen Weg geben!«
    Etwas zupfte an seiner Schnur, und Billy zog sie aus dem Wasser. Der Köder war weg, der Haken leer. Er steckte einen neuen Wurm auf. »Hast doch jetz’‘n Baby, Lizzie. Jetz’ haste andere Pflichten un’ kannst nich’ wegrennen irgendwohin, wo’s gefährlich is’, jetz’ haste Dirk, um den mußt dich kümmern, du.«
    »Wie komme ich nach Manhattan-Ost?«
    »Dort kannste nich’ hin, du.«
    Aber Billy war schon vor dem Neuropharm stur gewesen.
    Als Lizzie schwieg, sagte der Alte nach einer Weile: »Wennste mit Doktor Aranow reden mußt, dann ruf ihn eben an.«
    »Kann ich nicht.«
    »Warum nich’?«
    Weil alles, was ihr Terminal verließ, von Sanctuary mitgehört wurde! Das konnte sie ihm nicht sagen. Billy – Billy mit dem Neuropharm – wäre auf der Stelle tot umgefallen. »Ich kann es eben nicht, Billy. Stell keine Fragen.«
    Wiederum die ängstliche Unruhe in seinem Blick. Er riß die Leine hoch, obwohl nichts daran gezogen hatte, und besah sich seinen Wurm. Dann warf er den Haken wieder aus.
    »Billy, ich weiß, daß du es weißt! Wie komme ich nach Manhattan-Ost?«
    »Hast nichts damit zu schaffen, du, auch wenn…«
    »Wie?«
    Ein leichter Schweißfilm überzog Billys Wangen. Lizzie unterdrückte ihre Ungeduld. Zu diesem Zeitpunkt wäre Annie schon in voller Panik. Und Shockey auch, das Ex-Großmaul. Individuelle chemische Unterschiede.
    Schließlich sagte Billy: »‘n Mann letzten Herbst, der hat gemeint, daß die Gravbahntrasse östlich vom Fluß gradewegs nach Manhattan-Ost reinführt. Aber durch den Enklave-Schild, durch den kommste nich’ durch, Lizzie. Weißte doch, du!«
    »Was für ein Fluß? Wo?«
    »Was für ‘n Fluß? Na wir haben doch bloß einen! Der, wo der Bach da reinfließt!«
    Wir haben doch bloß einen. Was seit dem Neuropharm in Billys Welt nicht vorkam, das existierte einfach nicht. Und doch war er vermutlich der einzige im Lager, der früher einmal im Land herumgekommen war.
    »Wie viele Tagesmärsche?« fragte Lizzie.
    Und nun geriet er wirklich in Panik. Er legte eine zitternde Hand auf Lizzies Arm. »Lizzie, Mädchen, du kannst nich’ gehen, du! Is’ zu gefährlich, ‘n junges Ding, ganz allein, un’ außerdem haste Dirk…!«
    Er fing an, schneller zu atmen, und plötzlich erinnerte sich Lizzie an den Billy ihrer Kindheit, vor der Umstellung, als Billys Herz schwach und krank gewesen war. Da hatte er auch immer wieder gekeucht und gejapst, genau wie jetzt. Liebevolle Zärtlichkeit überkam sie, und Mitleid und Gereiztheit. »Okay, Billy, okay.«
    »Versprich mir… versprich mir, daß… versprich mir, daß du nich’ allein gehen wirst!«
    »Ich verspreche es.« Nun, sie würde nicht allein gehen. Sie würde ihr Terminal mitnehmen und dazu den

Weitere Kostenlose Bücher