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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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stehen. Theresa streckte die Hand aus und schneuzte den Kleinen mit einem Zipfel ihres zerrissenen, schmutzigen Hemdes. Die Mutter ließ es zu, obwohl sich ihre Finger fester um die gesunde Schulter des kleinen Jungen legten. Doch sie ließ die Bettlerin, die ihre Hand naß und klebrig von der Nase des Jungen zurückzog, ihr Kind berühren. Sie hatte einen Grund, ihre Angst zu überwinden.
    Nimm ein Neuropharm, Tessie. Es ist ein medizinisches Problem.
    Und mit diesem Gedanken wurde sie wieder zu Theresa. Theresa, die Schwache, Theresa, die Ängstliche, Theresa an einem fremden Ort bei fremden Leuten. Sie spürte, wie ihre Atemzüge unregelmäßiger wurden. Aber sie war die Bettlerin gewesen, sie war hierhergekommen, sie hatte etwas bewirkt… und nächstes Mal würde sie länger Bettlerin sein. Und anderen zeigen, wie man es machte – doch nicht jetzt, jetzt war sie so schwach, sie hatte Angst… aber diese anderen verstanden die Angst, sie würden sich ihrer annehmen…
    Sie hatte noch Zeit für einen einzigen Gedanken, ehe die Dunkelheit sie überkam. Theresas Gedanke, nicht der der Bettlerin: Nur zum Teil ein medizinisches Problem, Jackson, nur zum Teil.
     
    Als sie wieder zu sich kam, lag sie im Dunkeln auf einem fremden Bett. Nein – kein Bett: es war ein Stapel Decken auf dem Boden, über Kiefernäste gebreitet. Theresa konnte sie riechen, und sie knackten leise unter ihr. Windschiefe Wände rundum. Das Nutzer-Lager.
    Sie hatten sie in einer ihrer eigenen Schlafecken hingelegt. Theresa erinnerte sich an alles. Augenblicklich schloß sie die Augen wieder und bemühte sich, zu Cazie zu werden. Nur Cazie konnte sie hier herausbringen, ohne in Panik zu geraten. Sie war Cazie, sie war klein, furchtlos und leidenschaftlich, sie war Cazie… Sie spürte das nun schon vertraute Klick in ihrem Kopf.
    Leise erhob sie sich und tastete sich die Wand entlang; sie kam zu einer schweren Decke, die als Vorhang diente. Als Cazie sie zur Seite schob, war es plötzlich heller. Das Licht stammte aus einem Y-Kegel in der Mitte des großen Raums. Es roch nach ungewaschenen schlafenden Menschen. Cazie durchquerte den Raum, so rasch ihr gepeinigter Körper es erlaubte. Auf halbem Wege zur Tür schwebte der PflegeRob an ihre Seite.
    »Miss Aranow, Sie haben bereits zweimal das körperliche Aufbautraining vers…«
    »Still!« zischte Cazie. »Sprich nicht! Du bleibst hier!«
    Der Rob flüsterte: »Ich bin nicht programmiert für ein abgeändertes Aufgabengebiet, Miss Aranow. Ich muß bei Ihnen bleiben.«
    Dieses dumme Ding klebte an ihr! Wie Josh an seinen beiden Partnern! Ungehalten furchte Cazie die Stirn. »Dann folge mir in einer halben Stunde. Wie vorhin.«
    Sie schleppte sich zur Tür und öffnete sie leise. Der Mond stand voll und hoch am Himmel. Cazie machte sich den Fluß entlang auf den Weg zum Luftwagen. Es kostete Theresa jedes Quentchen Kraft – eigene und geborgte und schließlich die letzte Kraft, bei der es sich nur um eine Gabe handeln konnte –, um es zu schaffen.
     
    »O Gott«, sagte eine Stimme. »O Gott, Theresa!«
    Vicki Turner. Vickis Stimme. Aber was wollte Vicki auf dem Dach ihres Wohnhauses in dieser kalten Nacht? Theresa, die vor der Landung des Luftwagens tief geschlafen hatte, blinzelte und sank in ihren Sitz zurück.
    »Wie sehen Sie denn aus, Theresa! Wo waren Sie? Diese Lumpen… Haben Sie keine Kopfbedeckung? Kommen Sie, ich helfe Ihnen…«
    »Ich war Cazie«, murmelte Theresa, »und die Bettlerin.«
    »Wie? Kommen Sie ins Haus, Sie zittern ja! Ich warte schon so lange hier, daß Sie nach Hause kommen, ich hatte ja keine Ahnung, wo ich nach Ihnen suchen sollte! Und den Mut, Jackson zu sagen, daß Sie verschwunden sind, den hatte ich auch nicht. Nein, Tessie, ich halte Sie fest, hier ist der Lift…«
    Wieder schlief sie. Ein Traum – es mußte ein Traum sein! –, in dem seltsame Gestalten mit langen Zähnen Theresa durch einen GenMod-Garten jagten, in dem alle Bäume sie haßten; sie spürte, wie der Haß in Wellen über sie kam, und wußte nicht, was sie getan hatte, daß all die Bäume sie umbringen wollten…
    »Theresa, wachen Sie auf, es ist nur ein Traum! Sie haben geschrien, Sie schlafen schon seit Stunden…«
    Ihr ganzer Körper schien zu brennen. Die Gestalten hatten sie angezündet! Der Kopf tat ihr weh. »Ich… ich fühle mich nicht gut.«
    Vicki, die neben dem Bett stand, eine Hand auf Theresas Schulter, erstarrte plötzlich. Theresa wandte den Kopf ab und erbrach sich auf das

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