Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
Vorstellung, daß »alle Menschen gleich geschaffen sind« – vor dem Gesetz, sollte man hinzufügen – insofern falsch ausgelegt, als man meint, nichts tun zu dürfen, um den ohnehin schon unguten Vorsprung der intellektuell Begabten, was den gesellschaftlichen Status angeht, nicht noch zu vergrößern. Unser Unterrichtssystem würde radikale Gleichmacherei etwa im Sport als absurd empfinden – man stelle sich nur die Baseballmannschaft einer Universität vor, bei der alle mitspielen möchten! –, und doch scheint es dieses System gegenwärtig darauf abgesehen zu haben, die intellektuell ›Benachteiligten‹ mit den Begabten über einen Kamm zu scheren. Wenn es von ›elitärem Denken‹ zeugt zu meinen, daß die intellektuell Begabten das gleiche Recht haben, ihre eigenen Talente verantwortungsbewußt zu pflegen und weiterzuentwickeln, wie die sportlich oder musikalisch Talentierten, dann gehört Nancy Kress in der Tat zu den unverbesserlich elitär denkenden Menschen.
    Jenen von uns, die schon darauf warten zu erfahren, was mit den Hauptfiguren der ersten beiden Bettler- Romane weiter geschehen ist, bietet Bettlers Ritt die Bestätigung, daß wir ziemlich scharfsinnig in unserer Vorahnung waren, wie Nancy Kress die Themen der vorangegangenen Romane – besonders der letzten beiden Kapitel von Bettler und Sucher – weiterspinnen würde. Der zweite Roman endet bekanntlich mit bahnbrechenden Forschungsergebnissen der SuperSchlaflosen: Ein Zellreiniger hat es möglich gemacht, alle Krankheiten zu eliminieren, und die ›Veränderung‹ erlaubt den Menschen eine Nahrungsaufnahme durch die Haut, was ein Ende von Hunger und drohender Unterernährung bedeutet und die Landwirtschaft überflüssig macht. Das Abbrechen der Erzählung in dieser utopischen Zukunft erweckt beim Leser den Eindruck, daß Nancy Kress vielleicht einer positiven Grundhaltung nachgegeben hat, um mit der Vision in ihren anderen Werken in Einklang zu bleiben.
    Außerdem ahnten die Leser des zweiten Romans, daß noch nicht das letzte Wort über Jennifer Sharifi gesprochen ist, die wegen ihrer supertechnischen Terroraktionen ins Gefängnis wanderte. In Bettlers Ritt läßt die Autorin Jennifer Sharifi wiederauferstehen, indem diese nach siebenundzwanzig Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird. Während ihrer Haft hatte Jennifer genügend Zeit für das Schmieden von Plänen für ihre Rache sowie für die Taktik, durch die sie sicherzustellen hofft, daß Sanctuarys Unabhängigkeit – und ihre eigene – nie wieder bedroht werden. Mit der Beschreibung von Jennifer Sharifis Entlassung im Prolog zieht Nancy Kress uns voller Neugier, wie und wann Jennifer zuschlagen wird, in den Bann ihres dritten Romans. In den ersten beiden Bänden strahlte Jennifer eine gewisse Anziehungskraft als eine starke Frauengestalt aus, die fest entschlossen ist, ihre Gemeinde vor der Vernichtung durch die Schläfer zu retten. Doch leider übernimmt sie ab der zweiten Hälfte des zweiten Romans und im dritten die Rolle des erbarmungslosen Bösewichtes.
    Außerdem hat Nancy Kress offenbar das Interesse an Miranda und den Superklugen verloren; es scheint fast, als hätte sie es vorgezogen, die SuperSchlaflosen in ihrem zweiten Roman zurückzulassen – ebenso wie, nebenbei bemerkt, Drew Arlen, Miris Geliebten, von dem manche Leser erwartet hätten, daß er und Miri wieder zusammenkommen. Als Verkörperung ihrer ›Generation‹ ist Miranda in diesem Roman nur durch ihre ostentative Abwesenheit gegenwärtig, was durch die endlosen, von Bettlern an sie gerichteten, jedoch unbeantwortet bleibenden Botschaften zum Ausdruck gebracht wird. Es gibt natürlich eine Rechtfertigung für diese Abwesenheit: Miri hat den Kalender stets im Auge behalten und weiß, daß sie das erste Objekt für die Rachegelüste ihrer Großmutter sein wird, sobald Jennifer freigeht. Doch jetzt, da Jennifer ihre Macht als die böse Hexe aus dem Weltraum wiedererlangt, hat dieser dritte Roman einiges von der dynamischen Kraft des ideologischen Konflikts zwischen den Generationen verloren. Nicht, daß Miranda und die SuperS ohne Fehl und Tadel wären: in klassischer Analogie sind sie es, die sich von ihrem Glauben an den technischen Fortschritt so verblenden ließen, daß sie die Katastrophe nicht sehen, die aus dem resultieren könnte, was sie als ›gut für die Menschheit‹ betrachten und dieser aufzwingen.
    Doch noch bedeutsamer ist es, daß nunmehr die Verlagerung des Augenmerks auf die Macher – was

Weitere Kostenlose Bücher