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Bettler und Hase. Roman

Bettler und Hase. Roman

Titel: Bettler und Hase. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tuomas Kyrö
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aufbrummen und die Abschiebung dorthin, wo er hergekommen war. Dabei würde er alles mitnehmen dürfen, was er bei der Ankunft im Land bei sich gehabt hatte.
    Nichts.
    Ich hatte nichts.
    Stollenschuhe hätten mir genügt.
    »Es gibt eine Alternative.«
    Ich habe kein Geld, zur Bestechung bin ich gar nicht in der Lage.
    »Deine Vergehen haben keine Bedeutung, nicht für fünf Pfennige. Es gibt aber etwas, was Bedeutung hat.«
    Das Kaninchen.
    »Kugar. Du bist unser einziger konkreter Zeuge gegen ihn. Was hattet ihr für eine Verbindung?«
    Wenn ich es sage, komme ich vielleicht mit weniger davon.
    Wenn ich es sage, komme ich vielleicht ums Leben.
    »Was heißt das, Vatanescu?«
    Selbst wenn Jegor ins Gefängnis käme, würde jemand anders seine Arbeit übernehmen. Seine Stelle würde frei und schneller, als wir blinzeln können, wieder besetzt.
    Für die Leute werde ich immer ein Polizeispitzel bleiben.
    »Seit wann kennst du Kugar, Vatanescu?«
    Schlachtvieh.
    »Er hat mit Menschen, Drogen und Waffen gehandelt. Du hast keinen Grund, so einen Mann zu decken.«
    Hab ich auch nicht, aber mich selbst muss ich schützen.
    Und mein Kind. Und meine Mutter.
    »Wir wissen, dass … deine Schwester …«
    Meine Schwester!?
    »In Sicherheit ist. In einem Asyl. In Polen ist ein illegales Bordell aufgeflogen, alle sind in Sicherheit. Aber sie war im selben Auto, als ihr losgefahren seid, und darum werden wir auch auf ihre Zeugenaussage zurückgreifen. Wir garantieren dir, dass wir deine Familie schützen.«
    Ihr?
    Du?
    Ein Finne? Du willst meine Familie in Rumänien beschützen?
    »Ja. Oder hier. Wie auch immer.«

Jegor Kugar wurde mit Sonderbewachung vom Polizeigefängnis Pasila in eine namentlich nicht genannte Hochsicherheitshaftanstalt im tiefsten Finnland gebracht. Er ließ deswegen nicht den Kopf hängen, er war völlig ruhig, denn er hatte seine Tat vollbracht und seine Rache bekommen. Die Handschellen schmerzten ihn nicht, und das finnische Rechtswesen erschien ihm so weich wie ein Mutterschoß. In einem finnischen Gefängnis ging es leichter und fairer zu als in der Freiheit der meisten Länder auf der Welt. Insofern hätte für Jegor Kugar also alles in Ordnung sein müssen. Oder?
    »Verdammte, verfluchte, verfickte, verschissene Scheiße!!! Der Bettlerarsch ist nicht krepiert.
    Es ging um den Marktwert von unsereinem und Vatanescu, deswegen hatte ich es mit einer kleinen feindlichen Übernahme probiert. Aber auch die ging ins Auge.«
    Im Gefängnis traf Jegor Kugar auf eine Hierarchie, in der direkt nach den Sexualverbrechern die Kaninchenkiller kamen. Die Gefängnispopulation hatte nämlich wie die übrige Bevölkerung die Reise von Vatanescu und dem Langohr mitverfolgt und darin Trost für das eigene Dasein gefunden. Aus Vatanescus freiem Umherstreifen schöpften die Häftlinge Hoffnung, denn sie sahen in ihm eine Chance. Ein Mann, der sich von der Gesellschaft löst und trotzdem Erfolg hat, zieht unweigerlich die ungeteilte Aufmerksamkeit und den Respekt seiner Zeitgenossen auf sich.
    Gleich bei der ersten Mahlzeit musste Jegor Kugar mit Tablett und heißem Kaffee um sein Leben kämpfen. Aus zwei Richtungen kamen Schraubenzieher auf ihn zu, und nur das schnelle Eingreifen der Wärter konnte ihn retten.
    Daraufhin verlangte Jegor Kugar, in Einzelhaft zu kommen, und er wurde auch sogleich isoliert. Der Mann, der früher nie allein schlafen konnte, war jetzt gern so allein, wie man es auf dieser Welt nur sein konnte.
    »Ich sah es als Chance für die geistige Entwicklung. Dass bei mir hart und weich besser verteilt sind, wenn ich aus dem Knast in die Freiheit spaziere. Ich klebte mir keine Fotzenbilder an die Wand wie die Wichser in den Nachbarzellen. Entweder echt oder gar nicht. Und mit braunen Löchern fängt einer wie ich gar nicht erst an. Das Ganze beruht ja auf Gerüchen, Kurven, Weichheit und Gegensätzen. Wenn ich aber an den Jorma von nebenan denke, dann sehe ich bloß einen kalten Scheißkerl vor mir, wie ich selbst einer bin. Man muss an die Haut rankommen, an den Geruch, an die Locken, an die Milchkannen, an den original Brunstgeruch, muss die Nippel kitzeln dürfen, bis sie stehen, und sozusagen an die Grenze gehen, wo es einem fast schon kommt. So bleibt man zirka eine halbe Stunde. Erst dann lässt du die Schmiere los.
    Aber was schreib ich das eigentlich auf, da krieg ich prompt einen Ständer. Außerdem weiß ich sowieso nicht, wer so was veröffentlichen soll.
    Ich jedenfalls hab ausgebumst.
    Bis

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