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Betty kann alles

Titel: Betty kann alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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Spielverderber. Ich verspreche, daß ich dir nie mehr einen unbekannten Verehrer aufhalse. Mit Hans habe ich damals nur eine Verabredung für dich getroffen, weil Helen mir gesagt hatte, er würde dir eine blendende Stellung anbieten.»
    «Hat er auch getan. In Österreich auf die Gemsenjagd mit ihm zu gehen. Und die blendende Stellung wäre gewesen, den gemeinsamen Schlafsack hinter ihm herzutragen.»
    «Bill ist jedenfalls Amerikaner», sagte Mary beruhigend.
    «Wie groß ist er?» erkundigte ich mich mißtrauisch.
    «Er ist siebenundzwanzig Jahre alt und Vertreter bei einer Reklamefirma.»
    «Wie groß ist er?»
    «Ich habe vergessen, Clara danach zu fragen, aber sie sagt, er hat sehr viel Humor.»
    «Sein Humor kann mir gestohlen bleiben», erklärte ich, «ich habe es satt, auf schuppige Köpfe hinunterzusehen.»
    «Du bist ungerecht», hielt mir Mary vor. «Bei einigen Verabredungen, die ich für dich abgemacht habe, hast du dich ausgezeichnet amüsiert. Ich habe doch Clara schon zugesagt, und was Gutes kann es dir tun, daheim zu sitzen und dem alten Unglück nachzuhängen!»
    «Ich hänge gar nicht altem Unglück nach, ich hüte mich bloß, ein neues heraufzubeschwören», gab ich zurück.
    Um sieben Uhr kam die Gesellschaft mich holen. Clara war so klein und dünn und zart, daß sie wie eine Bohne wirkte, aber sie war ein lieber Kerl und sehr darum besorgt, daß wir uns amüsierten. Ihr Mann, Gerry, war ein Häusermakler, dessen Sprachschatz sich vornehmlich aus den beiden Wörtern ‹hopp› und ‹päng› zusammensetzte. Mit diesen beiden Ausdrücken beschrieb er seine Geschäfte, das Hotel, in dem er mit Clara die Flitterwochen verlebt hatte, die Bar, in der wir uns aufhielten, kurz alles. Statt Interpunktionen benützte er Kopfnicken und Augenblinzeln, und sein abgehacktes Reden mit den vielen ‹hopp› und ‹päng› hörte sich an wie Morsezeichen.
    Vetter Bill war genauso groß wie ich, aber ich hatte schließlich hohe Absätze an. Außerdem bestanden drei Viertel seines Körpers aus Rumpf, und die Beine sahen aus, als seien sie für jemand anders bestimmt gewesen. Er trug einen türkisblauen Anzug, in seinen Mundwinkeln hingen kleine Speichelpfützen, und seine Haare waren mit Unmengen von Brillantine zu einem Wellenungetüm in der Kopfmitte zusammengeklebt. In meinen Augen war er das komischste Wesen, das ich jemals zu Gesicht bekommen hatte, aber mir war gar nicht nach Lachen zumute.
    Clara und Gerry fanden ihn schrecklich lustig und prusteten vor Lachen, als er das Tischtuch über unser aller Knie zog und quietschte: «He, Baby, du hast am meisten erwischt, das ist ungerecht», oder wenn er beim Tanzen so tat, als ob eines seiner kurzen Beine noch kürzer sei als das andere, oder in die Hände mit den schmutzigen Fingernägeln klatschte und brüllte: «He, Garsong!», was dem Kellner galt. Nach dem Tanz aßen wir in einem chinesischen Restaurant, und Clara und Gerry kamen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus, wenn Vetter Bill trompetete: «Gib mir mal die Schüssel mit den zerquetschten Wanzen rüber, Baby», oder die Kellner mit ‹Tsching-Tschang› oder ‹Chow-Mein› titulierte.
    Der beste Freund von Luises Mann (Luise war mit uns zur Schule gegangen, aber ich konnte mich nicht mehr an sie erinnern) war groß und hübsch, hatte herrliche weiße Zähne, Sommersprossen, ochsenblutfarbene Schuhe und einen gelben Wagen. Er führte mich zum Essen in ein sehr hübsches Restaurant auf dem Lande, und während er mit seiner Gabel vereinzelte Bissen von meinem Teller fischte, vertraute er mir an, daß seine Mama seine beste Freundin sei und stets sein Studentenabzeichen tragen würde, aber daß er der Meinung sei, ein Junggeselle solle ein normales Geschlechtsleben führen.
    Ich erwiderte darauf, daß er das Studentenabzeichen der Mama wegnehmen und ein bißchen weitergeben müsse, wenn er sich ein normales Geschlechtsleben wünschte, worauf er strafend bemerkte, ich sei zu zynisch für mein Alter.
    Während der verschiedenen Gelegenheiten, die mir die von Mary getroffenen Verabredungen verschafften, machte ich die Erfahrung, daß die meisten Junggesellen darauf erpicht waren, ein normales Geschlechtsleben zu führen, auch unter den wenigst normalen Umständen. Manche waren erpichter als andere, und nicht zu übertreffen in ihrem Eifer waren Flottenoffiziere, die von einer längeren Seereise zurückkamen.
    An einem Neujahrsabend traf Mary auch einmal eine Verabredung für unsere jüngere Schwester

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