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Betty kann alles

Titel: Betty kann alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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Garage. «Die arme alte Frau», meinte Marys Bekannte mitfühlend. «Sie war schon immer ein bißchen komisch, und die schlechten Zeiten haben ihr den Rest gegeben.» Eine Stellung hatte man auch hier nicht für mich. «Was treibt Mary denn?» erkundigte die Vermittlerin sich.
    «Sie arbeitet als Vertreterin bei einer Reklamefirma.»
    «Bitten Sie Mary, sich für Sie umzusehen», riet sie mir. «Sicher finden Sie so eher etwas und vor allem etwas besseres als durch eine Agentur. Wenn etwas hereinkommen sollte, rufe ich Sie an.»
    Aber selbst Marys nicht beruflich aufgezogene Stellenvermittlerei war der Krise unterworfen.
    «Eine Menge Mädchen verlieren bloß deshalb ihre Posten, weil sie sich die Fingernägel rot lackieren», belehrte sie eines Tages Dede, und um die Wichtigkeit dieser Weisheit zu unterstreichen, klopfte sie mit solcher Wucht auf den Tisch in dem kleinen Café, in dem wir saßen, daß der Kuchen von seinem Teller aufflog und im Sahnekännchen landete.
    «Die einzige Möglichkeit, heutzutage eine Stellung zu bekommen», gab sie ein andermal zum besten, «ist, in ein Büro zu gehen und zu erklären, daß sie einen brauchen.»
    «Und wie verhält man sich, wenn der Personalchef anderer Meinung ist?» fragte ich bescheiden.
    «Dann zeigst du ihm deine lacklosen Fingernägel, und er stellt dich sofort an», erwiderte Dede.
    Einmal versuchte Mary, mich als Krankenschwester zu verheuern. Mit der Büroarbeit sei es ein für allemal vorbei, sagte sie. Das Maschinenzeitalter sei angebrochen und für Büroangestellte kein Platz mehr vorhanden. Irgendwann in dieser Zeit zwischen der Lackierte-Fingernägel-Theorie und dem fruchtlosen Versuch, mich zur Krankenschwester zu machen, hörte Mary durch einen jungen Mann, der befreundet war mit einem Büroangestellten einer Transportfirma, die Mary auf ihren Werbefeldzügen besuchte, von einer Stellung als Privatsekretärin bei einem Bergwerksingenieur. Es hörte sich zu schön an, um wahr zu sein.
    Der Bergwerksingenieur war in einem kleinen, aber eleganten Hotel abgestiegen, und wir sollten ihn um zwei Uhr in der Halle treffen.
    Punkt zwei Uhr waren wir regendurchnäßt, aber sonst sauber und frisch aussehend und bereit, zu lügen, was das Zeug hielt, zur Stelle.
    Mr. Plumber hatte aristokratisch wirkende silberweiße Haare, schüttelte uns mit festem Griff die Hand und kam gleich zur Sache.
    «Tanzen Sie gern?» fragte er mich.
    «Ja, sehr gern», gab ich wahrheitsgetreu Auskunft.
    «Haben Sie ein paar Freundinnen, die auch gerne tanzen?» erkundigte er sich weiter.
    Ich blickte zu Mary hinüber, die den Kopf schüttelte und mir in der Lippensprache etwas mitzuteilen versuchte, was ich nicht entziffern konnte. «Ich dachte, es handelt sich um eine Stellung einer Sekretärin», meinte ich etwas verwirrt.
    Mr. Plumber beugte sich vor, tätschelte mein Knie und sagte: «Natürlich eine Sekretärin, ha-ha, aber ihr Mädchen sollt im Bergwerksbüro arbeiten, ha-ha, und die jungen Männer da unten tanzen gern ein bißchen am Abend, ha-ha. Na, wie steht's denn mit dem kleinen Mädchen hier, ha-ha? Wie wäre das, in einer Lagersiedlung hoch in den Bergen in Kalifornien zusammen mit einer ganzen Bande hübscher junger Männer, die abends um das Lagerfeuer sitzen und Gitarre spielen und singen, wie? Das kleine Mädchen würde doch keine Angst haben, ha-ha?»
    Ich wollte gerade antworten: «Aber wovor sollte es denn Angst haben, ha-ha, und wann soll ich anfangen, und kann ich meine Kinder mitbringen?», als Mary mich am Arm packte, zum Ausgang dirigierte und sagte: «Es hört sich herrlich an, Mr. Plumber, aber wir müssen das erst mit unserer Familie besprechen.»
    «Sehr gut, sehr gut», rief Mr. Plumber. «Und wie steht's mit euren Freundinnen?»
    «Wir werden sie alle hierher zu Ihnen schicken», versprach Mary und verhielt sich dann schweigend, bis sie außer Hörweite war. Einmal draußen, raste sie zur nächsten Telefonkabine und begann fieberhaft, eine Nummer zu drehen. «Was treibst du denn?» fragte ich verständnislos. «Ich informiere den ‹Verband für sauberes Geschäftsgebaren›. Der Kerl ist ja ein Sklavenhändler. Sekretärinnen! Daß ich nicht lache. Er versucht, Prostituierte nach Kalifornien zu verschiffen.»
    «Wozu denn?» fragte ich. «Haben sie dort nicht genug?»
    «In den Orient!» zischte meine Schwester. Nun, da sie dem größten Sklavenhändler aller Zeiten auf den Fersen war, zischte sie nur noch, wodurch aus Orient «Oddient!» wurde.
    Der

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