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Betty kann alles

Titel: Betty kann alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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das Paket weg, drehte mich um, warf es Dorita nach und stieß Mary in das Taxi, bevor sie noch eingreifen konnte. Im Taxi erzählte ich ihr, was Dorita wegen meiner Kinder gesagt hatte.
    Am nächsten Morgen gegen zehn Uhr rief Mary mich an und erzählte, daß sie gerade mit Mr. Ajax gesprochen habe. «Er sagt, er kennt Dorita überhaupt nicht. Zwei Tage, nachdem er den Vertrag mit mir gemacht hat, ist sie bei ihm in der Western Transportgesellschaft aufgetaucht und hat behauptet, für mich zu arbeiten. Mr Ajax benahm sich ziemlich sonderbar. Sooft Doritas Name fiel, machte er ein unangenehm berührtes Gesicht, und überhaupt konnte er es kaum erwarten, mich vor die Türe zu komplimentieren.»
    Wir trafen uns zum Mittagessen mit Andy, und er meinte, wir sollten die ganze Geschichte aus unserem Gedächtnis streichen. Vermutlich würden wir Dorita nie mehr zu Gesicht bekommen. Und damit hatte er auch recht.
    Die Weihnachtsfeier war blendend, überwältigend und so stark besucht, daß jedermann im Staat daran teilzunehmen schien. Von Dorita war nichts zu sehen.
    So gegen Februar gehörte Dorita zu unserem Repertoire. Wir erzählten ihre Geschichte all unseren Freunden und stießen beinahe auf Unglauben. «Aber was wollte sie? Wer war sie?» wurden wir immer gefragt, und stets mußten wir erwidern, daß wir darauf keine Antwort wußten. «Vielleicht war ihr Onkel wirklich bei Scotland Yard und ihr Vater Direktor der Pinkerton Agentur, und vielleicht trug sie deshalb immer Handschuhe, weil sie gar keine richtigen Hände hatte.»
    So gegen März erschien Dorita uns selbst nicht mehr wirklich, und wir betrachteten sie wie eine Figur aus einem Roman, den wir gelesen hatten. Doch dann kam der 15. März. Ich hatte Mary in ihrem Büro abgeholt, und wir wollten gerade zum Mittagessen gehen, als die Telefonzentrale meldete, es wären zwei Herren da, die uns zu sprechen wünschten. «Ach, das werden diese Äpfelmänner sein», seufzte Mary. Aber es waren nicht die Äpfelmänner. Es waren zwei Herren in hellen Mänteln und braunen Hüten. Der eine hatte durchdringende braune, der andere von schweren Lidern bedeckte blaue Augen. Der Braunäugige sagte: «Sind Sie Mary und Betty Bard?»
    Wir bejahten.
    «Wollen Sie bitte mit uns kommen.»
    «Wohin?» erkundigte sich Mary.
    «Zum Hauptpostgebäude», erwiderte der mit den halb geschlossenen Lidern, seinen Mantel öffnend und uns das breite Abzeichen auf seinem Revers zeigend.
    «Warum denn nur, um Himmels willen?» fragte Mary erstaunt.
    «Das werden wir erörtern, wenn wir uns in meinem Büro befinden», erklärte der Braunäugige. Er hatte eine tiefe und von Traurigkeit überschattete Stimme.
    Mary und ich zogen unsere Mäntel an, und zu viert verließen wir die Sendestation.
    Vor dem Hauptpostgebäude stießen wir ausgerechnet auf eine alte Freundin von Mutter. «Mary und Betty Bard!» rief sie und musterte unsere Begleiter mit abschätzenden Augen. «Nein so etwas! Seit Jahren habe ich euch ja nicht mehr gesehen. Wie geht's der lieben Mutter und der übrigen Familie? Uns geht's gar nicht gut. Krank sind wir, alle miteinander. Eine Erkältung nach der anderen, den ganzen Winter. Das kommt von der Feuchtigkeit, sage ich immer. Ich hasse diese Feuchtigkeit.» Sie lächelte die Männer an und wendete ihren Blick dann erwartungsvoll uns zu, und wir wußten nicht, wohin wir schauen sollten, denn schließlich konnten wir ja unsere Begleiter nicht vorstellen.
    «Nellie Louise hat schon Verehrer, stellt euch vor, und Carol Anne ist dick und fett geworden wie ein Gebirge. ‹Das sind die Entwicklungsjahre›, tröste ich sie immer, und ‹das gibt sich bald.› Aber sie will nicht hören und weint und weint immerzu. Sie ißt aber auch schreckliche Mengen, mehr als George, und ihr wißt ja, was der Bursche vertilgen kann…» Endlich gelang es uns, Mrs. Carstairs abzuschütteln, gerade als sie dabei war, uns ihr Nußkuchenrezept zu verraten.
    Das Hauptpostgebäude hatte einen altmodischen Fahrstuhl und einen hemdsärmeligen Fahrstuhlführer, der uns von oben bis unten musterte, als er uns in Gesellschaft der beiden Beamten sah.
    Im dritten Stock stiegen wir aus, gingen einen langen Korridor hinunter und betraten schließlich ein Büro, dessen Fenster auf den Hof ging und das außer einem Schreibtisch nur Aktenschränke enthielt.
    Der Blauäugige versperrte die Türe hinter uns, dann zogen die beiden die Mäntel aus, hängten sie auf und wandten sich schließlich uns zu. Sofort hub Mary an zu

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