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Bettys Horrortrip

Bettys Horrortrip

Titel: Bettys Horrortrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jetzt noch daran zu knacken. Man ist doch nicht so cool, wie man gerne sein will. Trotzdem.«
    Sie hob das Glas an. »Genever soll ja manchmal Medizin sein.«
    »Das denke ich auch.«
    Wir kippten das Zeug weg. Ich ging wieder zurück zu meinem Platz und setzte mich hin.
    Betty van Steen saß mir noch immer gegenüber, den Blick ins Leere gerichtet oder in Erinnerung versunken. Die Schultern hatte sie angehoben, die Arme waren mit den Ellenbogen rechts und links auf der Rückenlehne abgestützt.
    Da ihre Zigarettenschachtel leer war, fragte sie mich, ob ich einen Glimmstengel hätte.
    »Ja.« Ich holte die Packung aus meiner Tasche und ließ sie über die Tischplatte rutschen.
    »Danke.«
    Betty rauchte und schaute dem Qualm nach. Dabei hatte sie die Stirn gerunzelt, und manchmal schüttelte sie auch den Kopf. Das Schweigen wurde von mir unterbrochen, als ich fragte: »Das war doch nicht die ganze Geschichte – oder?«
    Die Frau rauchte wieder und schüttelte den Kopf. »Nein, John, das war sie nicht.« Ihre Stimme hatte sehr leise geklungen und war bei den letzten Worten regelrecht versickert. Betty hatte daran zu knacken, das bemerkte ich deutlich. Sie sah aus wie jemand, der sich all die schrecklichen Bilder vor sein geistiges Auge zurückgeholt hatte und nun damit kämpfte, sie richtig einzuordnen.
    »Möchtest du denn wissen, wie es weiterging?«
    »Nur wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Es macht mir was aus, John!« erklärte sie knirschend. »Ja, es macht mir was aus. Ich bin keine Maschine, verdammt noch mal! Aber ich muß darüber reden, vielleicht kann ich dann alles überwinden, was mich quält.«
    »Wenn du das so siehst, ist es sicherlich gut. Aber ich habe noch eine Frage.«
    »Stell sie!«
    »Die Göttin hast du nicht gesehen?«
    »Nein, und auch kein Abbild. Ich weiß nicht, wer sie ist.«
    »Hast du einen Verdacht?«
    »Wo denkst du hin? Nichts. Die Spur endet bei meinen verdammten Träumen!« Sie nahm wieder einen Zug und ließ den Qualm durch die Nasenlöcher ausströmen. Dann löschte sie die Glut der Zigarette, empfand es im Zimmer als zu warm und öffnete beide Fenster.
    Jetzt drangen die Außengeräusche in das Zimmer. Wir hörten das Wasser in der Gracht, wenn es gegen die Seiten klatschte, die Stimme eines Fremdenführers hallte von einem Boot in das Zimmer, mischte sich unter die Stimmen der Fußgänger und die warnenden Signale der Fahrradklingeln.
    Mir zumindest waren die Geräusche sehr fremd und auch so weit weg, als stammten sie von einem fernen hektischen Planeten.
    Betty van Steen schloß die Fenster wieder und ging zu ihrem Platz. Dort blieb sie für einige Sekunden steif und nach vorn gebeugt sitzen, dann lehnte sie sich wieder zurück und schloß die Augen. »Gut«, sagte sie, »kommen wir zum zweiten Teil des unglaublichen Dramas, der den ersten noch übertrifft…«
    ***
    Bettys Erzählungen
    Der Mann mit der Kapuze wollten den Jungen töten. Die Brust des Kindes lag bereits frei wie eine Zielscheibe, und eine Sekunde später war der Junge tot.
    Deshalb handelte ich!
    Ich drückte ab, hatte dabei den rechten Arm mit der linken Hand abgestützt und dabei genau gezielt. Ich durfte die Pistole nicht verreißen.
    Ich mußte genau treffen, und ich traf!
    Das Licht war schlecht. Es flackerte zu sehr. Trotz allem hatte ich auf die Schulter gehalten, sie aber nur gestreift, denn das Geschoß war über sie hinweggeglitten und dann von der Seite her durch den Kapuzenstoff in den Kopf gedrungen. Schaffte er es noch, die Waffe nach unten zu rammen? Für einen Moment sah es für mich so aus. Ich hatte zudem den Eindruck, als wären normale Zeitabläufe dabei, sich in einzelne Bilder aufzulösen, die sich der Reihe nach abzeichneten und hintereinander vor meine Augen gerieten.
    Zuckte der Mann, oder war er in eine gleitende Bewegung geraten? Ich wußte es nicht. Ich sah nur, wie er plötzlich den Arm mit der Waffe in die Höhe riß, als wollte er gegen die Decke des alten Krematoriums kratzen, aber das schaffte er nicht. Er hob auch nicht ab, er fiel einfach auf die Seite und blieb liegen, als wäre es die normalste Sache der Welt.
    Fünf waren noch übrig, aber diese fünf Personen waren auch erstarrt.
    Sie rührten sich um keinen Millimeter von der Stelle. Sie schienen überhaupt nicht begriffen zu haben, was da vor sich ging, und diese Chance, diese Starre, mußte ich ausnutzen. Wichtig war der Junge.
    Auf ihn flog ich förmlich zu. Ich rannte, als ginge es um mein eigenes Leben, und meine

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