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Bettys Horrortrip

Bettys Horrortrip

Titel: Bettys Horrortrip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ruhig geworden. Auch die Mitglieder der verdammten Sekte sprachen nicht mehr. Sie streckten ihre Arme seitlich aus, damit sich ihre Hände finden konnten, und so schlossen sie den Kreis um ihr Opfer.
    Sie sprachen nicht, aber sie verfielen in einen dumpfen Singsang, der sicherlich aus Worten oder irgendwelchen Beschwörungsformeln bestand, von denen ich aber nicht viel verstand.
    Sie bewegten sich auch, aber sie blieben auf ihren Plätzen stehen und ließen nur die Körper schwingen.
    Ich hatte mich wieder etwas entspannt. Die Mündung der Waffe zeigte jetzt zu Boden, aber ich war bereit, sofort einzugreifen, wenn sie den Jungen töten wollten.
    Der Singsang dauerte ungefähr zwei Minuten, und ich war froh, als diese dumpfen Laute aufhörten.
    Für einen Moment ließen sie den Kreis noch geschlossen. Dann öffneten sie ihn wie auf ein geheimes Kommando hin und blieben nebeneinander in der Runde stehen, die Köpfe gesenkt. Die Augen hinter den Schlitzen auf den Jungen gerichtet.
    Einer aus der Runde sprach. Es war ein Mann, der sich entzückt darüber zeigte, welch eine Kraft dieses Kind bringen würde. Ein unschuldiger Junge, der sich den Kräften des Todes dank des Einflusses und der Macht der Göttin widersetzen würde.
    »Es ist so wichtig für uns. So wichtig für unsere Gemeinschaft. Es ist der große Tag…«
    Die anderen nickten. Dabei bewegte sich der Stoff ihrer Kapuzen und warf Falten. Sie wurden vom Licht der Fackeln bestreut und auch die kleinen Rinnen zwischen ihnen. Es sah so aus, als würde unterschiedlich helles Feuer an den Köpfen entlanghuschen.
    Der Kreis löste sich auf.
    Jede Person wußte, welchen Schritt sie zu gehen hatte. Alles war geprobt, es wirkte wie eine schaurige Inszenierung, doch nur einer blieb nahe des Jungen stehen.
    Es war der Sprecher. Würde er auch zu seinem Mörder werden?
    Er griff an seinen Gürtel. Allerdings führte er die Finger zur Vorderseite, die ich nicht einsehen konnte. Dort zog er einen Gegenstand hervor, den ich erst erkannte, als er sich etwas zur Seite gedreht hatte.
    Es war ein Messer! Es reflektierte das Fackellicht und wirkte dadurch noch gefährlicher.
    »Du brauchst dich nicht zu fürchten, Junge. Du bist ausersehen, um den Menschen zu beweisen, wie wenig Angst sie vor dem Tod haben müssen, wenn sie zur Nekro Church gehören. Einer muß den Anfang machen, und du kannst stolz darauf sein, daß die Wahl auf dich gefallen ist, mein Junge.« Der Sprecher nickte, ging zur Seite, so daß ich ihn im Profil sehen konnte und mitbekam, wie er in die Knie sackte, dicht neben dem Jungen blieb und den rechten Arm mit dem Messer anhob.
    Das Kind sah nichts. Es ahnte wohl, daß sich die Gefahr verdichtet hatte, denn es öffnete den Mund. Über die Lippen rang ein jammervolles und bittendes Stöhnen, was auf die Mitglieder der Sekte ohne Einfluß blieb.
    Sie hatte ihr Ziel erreicht.
    Ich war nicht mehr an der Wand stehengeblieben, denn ich wollte ein besseres Ziel haben. Ich stand jetzt mitten in diesem Krematorium. Der Junge und auch der neben ihm kniende Vermummte befanden sich in meiner direkten Schußlinie.
    Der Mann hob das Messer noch ein Stück an. Er zielte genau, und die anderen schauten ihm zu.
    Die Göttin war noch nicht zu sehen, aber der Junge würde in ihrem Namen sterben…
    ***
    »Willst du mehr hören, John?«
    Ich gab keine Antwort, denn ich stand noch immer unter dem Eindruck des Berichts. Die Zeit war während dieser sehr plastischen Erzählungen verschwunden, ich war mir vorgekommen, als befände ich mich mit dieser Frau völlig allein auf der Welt, und auch die reale Umgebung hatte sich zurückgezogen. Und so kam ich mir vor, als wäre ich wie aus einem tiefen Traum erwacht.
    Betty wiederholte ihre Frage.
    Diesmal antwortete ich sofort nach einem kurzen Räuspern.
    »Entschuldige, aber ich war noch so, nun ja – es war für mich nicht leicht, das alles zu verkraften.«
    Sie nickte mir zu. »Ich glaube es dir. Auch ich fühle mich aufgewühlt.«
    Sie schüttelte den Kopf, dann stand sie auf und ging bis zum Fenster.
    Sie schaute nach draußen, drehte sich wieder um, setzte sich auf ihren Platz und umklammerte die Genever-Flasche, die sie auch leicht anhob.
    »Möchtest du noch einen?«
    »Jetzt schon.«
    Ich stand auf und stellte das Glas dorthin, wo auch das ihre stand. Bettys Hände zitterten, als sie den Schnaps einschenkte und dabei etwas verschüttete, so daß auf dem Tisch Flecken zurückblieben.
    »Wie eine Greisin«, murmelte sie. »Ich habe

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