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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Kassem
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Und nicht nur das: Malek hatte verkündet, dass sie heiraten wollen.
    Oded brachte Stühle aus der Küche, denn jetzt war das Geschehen am Tisch viel interessanter als Tratsch auf Fremdländisch oder Piratenschiffe.
    Viktor hörte sehr aufmerksam zu, denn er mochte Andala und Malek. Er war noch nie auf einer Hochzeit gewesen und kannte so etwas nur aus Filmen. Andala war eine Nichte von Maricel, sie kamen damals zusammen aus den Philippinen nach Hedera Helix. Sie war klein und sehr dünn, aber Viktor fand sie sehr hübsch. Sie hatte schöne Augen und sehr lange, glänzende Haare. Sie stand oft in der Werkstattküche und kochte das Mittagessen für alle, und sie machte immer Viktors Pausenbrote und legte ihm immer sein Mittagessen beiseite, wenn er mal später aus der Schule kam. Und sie hatte das „S“ auf Viktors Superman-Kostüm gestickt, denn sie war sehr talentiert im Sticken.
    Malek hingegen war Helenas Liebling in der Werkstatt. Er war der Einzige, dem Helena vertraute, wenn es darum ging, besonders komplizierte Schnittmuster anzufertigen oder mit sehr teuren Stoffen umzugehen. Soweit das Viktor beurteilen konnte, sah Malek auch sehr gut aus. Er hatte eine braune Hautfarbe, nicht so braun wie Gerald van den Berg, aber doch dunkler als Viktor selbst.
    Was Andala und Malek gemeinsam hatten, Viktors Meinung nach, war ein kleiner Sprachfehler. Andala konnte kein F aussprechen, bei ihr wurde aus einem F immer ein P. Und Malek konnte kein P sagen, bei ihm war das immer ein B. Sie sagten immer solche Sachen wie „Plugzeug“ und „Biratenschiff“. Dafür konnten aber beide Buchstaben aussprechen, von denen Viktor gar nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt. Der Buchstabe „N“, der aus der Nase zu kommen schienen, und kehlige Laute, bei denen Viktor immer würgen musste, wenn er sie auszusprechen versuchte.
    Rocco nahm seine Gitarre und sang „Drive“, machte daraus eine flotte Hawaii-Version, alle lachten und sangen mit. Dann sang er es noch mal in der gewohnten ruhigen und romantischen Art. Und dann sang er „Closing Time“, und da alle das Lied schon auswendig kannten, übernahmen die Frauen den Hintergrundgesang und die Männer sangen mit Rocco zusammen. Der Text passte nicht unbedingt zum Ereignis, aber die Melodie war fröhlich und alle fingen an zu tanzen und Rocco musste das Lied viermal hintereinander spielen.
    Gegen 23 Uhr gingen alle. Jeder umarmte jeden und Malek bekam Schläge auf den Rücken, Andala bekam von den Männern Handküsse und jeder wuschelte durch Viktors Haare.
    Viktor war eigentlich noch hellwach, wurde aber schnell müde , als er seiner Mutter beim Aufräumen helfen musste, und schlief dann im Stehen mit der Mülltüte in der Hand ein. Als er dann in seinem Bett lag und tief schlief, hörte er nicht Cristobals Klopfen an der Fensterscheibe. Cristobal wandte dann ein paar Tricks an, die er in seiner Fernspäher-Ausbildung gelernt hatte, und ihm gelang es, das Fenster zu öffnen.
    Er legte ein kleines Geschenk, das in weißem Papier und einer roten Schleife eingewickelt war, auf Viktors Nachttisch und legte eine kleine Orchideenblüte daneben. Er blieb noch eine Weile und beobachtete den schlafenden Viktor, räumte ein bisschen im Zimmer auf, zog Viktors Decke zurecht, strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und flog dann wieder weg.

Monoezie

     
     
    Cristobal kam am nächsten Abend wieder und flatterte vor dem Fenster. Viktor freute sich so sehr, dass er beim Anlauf zum Fenster über das riesige Kinderlexikon stolperte und fiel. Er verletzte sich am Knie und es tat sehr weh, aber er humpelte zum Fenster .
    „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“, rief Cristobal und drehte Pirouetten in der Luft. Viktor hüpfte auf und ab, trotz des schmerzenden Knies, und rief : „Danke für das Geschenk!“
    In dem kleinen Päckchen, das Viktor am Morgen auf seinem Nachttisch fand, war ein kleines rundes Gebilde, geflochten aus vielen Vogelfedern in allen erdenklichen Farben. Viktor hatte keine Ahnung , was es war, aber das war ihm egal. Es war sehr schön und es war von Cristobal und es sah so zart und zerbrechlich aus. Cristobal sagte, es sei ein Haarkranz, den sich Viktor auf den Kopf, wie eine Krone, tun konnte, er habe ihn eigenhändig fabriziert.
    Viktor zeigte Cristobal, was er alles zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Nachdem sich Cristobal alles angeschaut und sorgfältig inspiziert und ab und zu „Das will ich auch!“ geseufzt hatte , und Viktor ihn ein wenig mit

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