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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Kassem
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abstammen. Das ist die schlimmste Beleidigung, die es gibt! Wir sind keine Reptilien! Wie können sie das sagen? Wir sind Vögel ! Wir stammen vom Phönix ab. Wir haben niemals Schuppen gehabt und sind am Boden gekrochen und haben so eklig ausgesehen wie sie! Der Phönix hat uns gemacht, jeden Einzelnen von uns. Er hat uns nach seinem Abbild geschaffen und uns viele bunte Federn gegeben und uns zu den Herren über die Lüfte gemacht. Wir sind schön und wir fliegen! Und sie sind hässliche, kriechende Dinger und sind eklig! Eklig !“
    Viktor nickte.
    Cristobal setzte sich wieder, war ganz außer Atem und fragte keuchend: „Wie würdest du dich fühlen, wenn dir jemand sagt, dass du Müll bist, und dass deine ganze Familie auch Müll ist, und deine Vorfahren Müll waren?“
    Viktor dachte nach. Er stellte sich eine Mülltonne vor und stellte sich vor, dass Opa Gideon eine Mülltonne war.
    „Das ist eine Beleidigung!“, rief Cristobal erneut. „Ekelig!“
    Viktor nickte.
    „Ich bin dein bester Freund, ja?“, fragte Cristobal.
    „Ja“, antworte Viktor.
    „Du bist auch mein bester Freund, ja?“
    Viktor nickte.
    „Wir alle sind deine besten Freunde. Die Liga der Vögel ist immer für dich da, passt immer auf dich auf und wird immer alles für dich tun und wird dich immer und überall beschützen und auf dich aufpassen. Das verspreche ich, das schwöre ich auf Phönix und auf mein Leben!“
    Viktor nickte.
    „Die Reptilien sind bösartige Wesen. Sie lügen und sagen böse Dinge und sind so böse, sooo böse !! Sie haben Krokodile und Alligatoren und Kaimane und Pythons und Kobras und schreckliche Schlangen, die giftig sind und alles verschlucken! Hast du schon mal ein Krokodil gesehen?“
    Viktor überlegte. „ Im Fernseher.“
    „Hast du gesehen , wie bösartig sie aussehen, wie hässlich? Sie haben riesige Mäuler und große scharfe Zähne und töten alles. Alles! “
    Viktor nickte, denn er erinnerte sich, dass Krokodile wirklich gruselig ausseh en.
    „Findest du, dass wir wie Krokodile aussehen?“
    „Nein“, sagte Viktor. Er dachte an den schönen Jakobus und an den schönen Cristobal. Die großen, schönen, gruseligen Adler. Die Wellensittiche und den Pfau, den er mal im Zoo gesehen hatte.
    „Nein! Rich tig! Wir sehen nicht aus wie eklige Reptilien! Also wie können wir die gleiche Abstammung haben? Das ist so eine schreckliche Beleidigung!“
    Viktor nickte.
    „Also hat die königliche Garde darüber nachgedacht und entschieden, dass es eine Kriegserklärung ist. Die Reptilienvereinigung will mit uns Krieg haben, deswegen haben sie uns so beleidigt.“
    „Und was wollen die Vögel jetzt machen?“, fragte Viktor.
    „Wir überlegen noch. Auf jeden Fall haben wir die allerhöchste Alarmstufe ausgerufen. Die königliche Garde denkt darüber nach, was wir jetzt machen können. Wir haben für alle Harpyien den Reservistenstatus aufgehoben. Sie werden jetzt eingezogen und warten auf Anweisungen.“
    „Was ist das?“
    „Was?“
    „Harpyien?“
    „Das sind große, schreckliche Vögel. Sie sind unsere Elitetötungskommandos. Sie werden nur im Notstand und im Krieg eingesetzt. Sie sind wie Adler und Falken, aber viel größer und viiiiel stärker! Sie sind so stark, das kann man sich gar nicht vorstellen. Sogar wir haben manchmal Angst vor ihnen. Ich habe immer schreckliche Angst vor den Harpyien. Am Anfang der Welt ist der Phönix zur Hölle geflogen, hat dort die Dämonen genommen und Harpyien aus ihnen gemacht.“
    Viktor fand das gruselig.
    „Wir haben nicht viele Harpyien, deswegen setzen wir sie nur in Ausnahmesituationen ein. Und das ist jetzt so eine Situation. So eine schreckliche, schreckliche Beleidigung ist Alarmstufe Rot. Rot! “ Cristobal flog auf, drehte ein paar aufgeregte Runden durchs Zimmer und schrie: „Rot!“
    Viktor nahm sich vor, Harpyien im Kinderlexikon nachzuschauen.
    Cristobal setzte sich wieder hin, massierte sich die Schläfen und dachte nach. „Ich bin aber aus einem anderen Grund hier. Ich muss dir was sagen. Was war das? Oh Mann, ich habe es vergessen!“ Er dachte angestrengt nach und lief im Kreis auf der Bettdecke.
    Viktor versuchte , seinen Geist zu kontrollieren, und knetete seinen Kissen.
    „Ah!“, rief Cristobal nach einer Weile. „Cahuc! Ich s ollte dir über Cahuc erzählen!“ Er drehte ein paar glückliche Runden durchs Zimmer.
    „Was ist Cahuc?“, fragte Viktor.
    Cristobal setzte sich hin und schaute Viktor entsetzt an. „Ich habe dir das doch

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