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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Kassem
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gesehen und wollte ihn auch nicht sehen. Er hatte Angst und wollte nichts mehr über die Reptilien und über die Vögel wissen, wollte gar nichts mehr mit all dem zu tun haben. Er wollte seinen Geist kontrollieren, über die Elemente nachdenken, später noch ein paar Sonnengrüße machen und dann schlafen gehen. Mehr nicht.
    Es klopfte erneut, Viktor dachte über das Wasser-Element nach und versuchte , sich eine Welle vorzustellen, und wie er selber zu einer Welle wird. Er hatte in seinem Kinderlexikon über Riesenwellen gelesen, die Tsunami hießen. Die Wellen waren so groß wie mehrstöckige Häuser und die Wellen kommen, und schlucken eine ganze Stadt und alle Autos und Menschen und Bäume. Viktor fand das gruselig. Aber auch sehr sehr cool. Andererseits war er froh, dass Hedera Helix nicht am Meer lag.
    Es klopfte wieder, dieses Mal lauter.
    Viktor seufzte, stand auf und ging zum Fenster. Er zog den Vorhang vorsichtig zur Seite und sah Cristobal, wie er inmitten der schwarzen Elstern schwebte.
    „Viktor! Öffne das Fenster! Was ist los?“, hörte er Cristobals Stimme durch das Fensterglas.
    Widerwillig zog Viktor am Fenstergriff, das Fenster öffnete sich einen Spalt und Cristobal flog ins Zimmer herein.
    „Warum machst du mir nicht auf?“, schnaufte Cristobal und legte sich auf das Bett.
    „Tut mir leid, ich war im Wohnzimmer, ich habe dich nicht gehört .“
    „Ich habe deinen Schatten durch die Vorhänge gesehen. Du hast auf dem Boden gesessen“, sagte Cristobal vorwurfsvoll und runzelte die Stirn.
    Viktor zuckte verlegen mit den Schultern.
    „Willst du nicht mehr mein Freund sein?“, fragte Cristobal weinerlich.
    „Doch!“, sagte Viktor.
    „Dann warum machst du mir nicht auf?“
    Viktor fand einen Fussel auf dem Teppich und schob ihn mit seinem großen Zeh hin und her.
    „Wenn du willst, dann gehe ich jetzt, und komme nie wieder“, sagte Cristobal.
    „Nein“, sagte Viktor.
    „Wenn ich gehe, dann werde ich die Elstern und alle Vögel mitnehmen, dann bleibt kein Vogel mehr und dann bist du uns alle für immer los. Dann kommen aber alle Reptilien zu dir. Krokodile und Alligatoren und Kobras und Pythons und …“
    „Ich will nicht, dass du gehst!“, sagte Viktor genervt.
    Cristobal flog zu Viktor und umarmte ihn mit seinen kleinen Flügeln.
    „Du bist mein bester Freund“, sagte Christobal. „Ich wurde seit dem Tag meiner Geburt konditioniert, auf dich aufzupassen. Damit ich ein guter Freund, ein bester Freund für dich werde. Ich tue alles für dich und würde für dich sterben. Sterben! “
    Viktor schaute hilflos und sagte dann: „Danke.“
    „Du musst mir nicht danken, beste Freunde sind dafür da. Hast du was zu essen?“
    Viktor gab ihm einen Schokoriegel, den er in der Schultasche hatte. Cristobal schaute widerwillig und angeekelt und fragte, was das sei. Viktor erklärte ihm, dass es aus Kekse und Karamell und Schokolade gemacht ist, und dass es ähnlich wie Snickers schmeckte.
    Als er das Karamell und die Schokolade aufgegessen hatte und nur noch der Keks übrig war, setzte Cristobal sich auf das Bett.
    „Wie geht es dir?“, fragte er.
    „Gut“, sagte Viktor.
    „Brauchst du was?“, fragte Cristobal.
    „Was denn?“
    „Keine Ahnung. Wenn du was brauchst, dann sag mir Bescheid. Wir werden dir alles besorgen , was du willst. Alles. Egal was.“
    Viktor nickte und dachte darüber nach.
    „Lass mich einfach wissen, falls du mal was brauchen solltest. Dafür sind wir da. Um deine Wünsche zu erfüllen. Um dich glücklich zu machen.“
    „ Okay“, sagte Viktor.
    „ Die Liga hatte eine Konferenz. Wir haben festgestellt, dass die Reptilienvereinigung uns den Krieg erklärt hat.“
    Viktor dachte nach, verstand das nicht und fragte: „Warum?“
    Cristobal flatterte wütend mit den Flügeln, flog ein paar hektische Runden im Zimmer und schrie „ Warum? Du fragst warum ?!“
    Viktor hatte Angst und schwieg.
    „Sie haben uns beleidigt! Hast du das nicht gehört?“
    Viktor nickte.
    „Sie haben Jakobus, einen König , beleidigt! Und dann haben sie uns noch mehr beleidigt, alle Vögel sind jetzt beleidigt und wütend. Sie haben gesagt, dass wir dieselben Vorfahren haben. Hast du das gehört?“
    Viktor nickte.
    „Sie haben gesagt, dass wir von den Reptilien abstammen. Das ist so schrecklich, soooo schrecklich !“ Cristobal drehte so viele aufgeregte Runden an der Zimmerdecke, dass es Viktor ganz schwindlig wurde.
    „Sie haben gesagt, dass wir von denselben Vorfahren

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