Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)
andersherum macht, das Erdnussbutterbrot auf das Marmeladenbrot legt, dann tropft nichts.
Er presste die Brotscheiben zusammen, schnitt dann vorsichtig kleine Vierecke daraus, legte eine Gabel auf den Teller und lief ins Wohnzimmer.
Seine Eltern saßen am Tisch. Viktor stand unschlüssig davor und wartete , bis seine Mutter Platz machte. Dann stellte er den Teller ab, rief „Warte!“ und lief wieder in die Küche. Er nahm ein Glas, schüttete Milch hinein und ging vorsichtig mit der Milch wieder ins Wohnzimmer und stellte sie neben dem Teller hin.
Sein Vater lachte, nahm Viktor in seine Arme, drückte ihn so fest, dass Viktor dachte , sein Skelett würde implodieren.
Dann aß sein Vater, redete mit seiner Mutter über langweilige Sachen und Viktor hörte auf zuzuhören. Er legte seinen Kopf auf die Brust seines Vaters und schlief nach einer Weile ein.
Am nächsten Morgen weckte ihn seine Mutter, putzte seine Zähne, zog sich an und wollte gerade in die Küche gehen, da bekam er fast einen Herzinfarkt, als er seinen Vater sah, der plötzlich aus dem Schlafzimmer seiner Mutter kam und sich verschlafen ein Auge rieb.
Viktor stand wie versteinert im Flur und starrte seinen Vater an.
„Guten Morgen, Viktor“, sagte Immanuel Abies, ging an ihm vorbei, wuschelte seine Haare und ging ins Badezimmer.
Viktor blieb so lang im Flur stehen und starrte so lange auf die verschlossene Badezimmertür, bis sie wiede r aufging und sein Vater herauskam.
„Hey Viktor. Bist du schon fertig für die Schule?“, fragte sein Vater und ging in die Küche.
Seine Mutter kam aus dem Schlafzimmer und steckte sich gerade die Haare hoch.
„Was macht Papa hier?!“, flüsterte Viktor wütend.
„Papa hat hier geschlafen“, sagte seine Mutter.
„Warum?!“
„Wir haben gestern bis spät gearbeitet.“
„Warum ist er dann nicht nach Hause gefahren?“
„Weil es schon spät war. Und dunkel. Man soll nicht viel im Dunkeln fahren und man soll nicht spät nachts draußen sein, das weißt du doch.“
Viktor dachte nach und fand das verständlich.
Helena ging in die Küche und Viktor folgte ihr. Sein Vater stand vor dem offenen Küchenschrank und schaute hinein.
„Suchst du den Kaffee?“, fragte seine Mutter, öffnete einen anderen Schrank und gab ihm eine Dose.
„Ja. Wunderbar“, sagte sein Vater und löffelte Kaffee in die Kaffeemaschine.
„Ich trinke auch einen Kaffee!“, verkündete Viktor.
Helena zog die Augenbrauen hoch, sagte „Nein, bestimmt nicht“ und ging wieder ins Schlafzimmer.
Viktor setzte sich an den Tisch und schaute zu, wie sein Vater Wasser in die Kaffeemaschine füllte und dann auf den roten Knopf drückte. Die Kaffeemaschine fing an zu blubbern.
„Mama tut sich immer zuerst Wasser rein und dann den Kaffee“, sagte Viktor.
Sein Vater lehne sich an der Theke und fragte: „Wirklich?“
Viktor nickte.
„Habe ich das also falsch gemacht?“
„Ja“, sagte Viktor.
„Glaubst du, es wird trotzdem schmecken?“
Viktor dachte nach und zuckte dann mit den Schultern.
Er schaute auf die Füße seines Vaters, auf die langen Zehen und die dunklen Haaren darauf und sagte: „Mama sagt, man darf nicht barfuß laufen auf den Fliesen.“
„Da hat sie recht!“, rief sein Vater. „Man darf nicht barfu ß auf den Fliesen laufen. Man erkältet sich dann.“ Er ging in den Flur, schaute in den Schuhschrank und nahm ein paar Badelatschen von Helena und zog sie an.
Viktor fand es verwirrend, dass sein Vater die Schuhe seiner Mutter anhatte. „Das sind Mamas Schuhe“, sagte er.
„Ja, ich weiß. Ich leihe sie mir nur aus, aber dann werde ich sie wieder in den Schrank stellen, okay?“
Viktor war einverstanden.
Sein Vater drehte sich zur Kaffeemaschine, nahm zwei Tassen aus dem Schrank, schüttete Kaffee in beiden, stellte sie auf den Tisch und fragte dann: „Was frühstückst du immer, Viktor?“
„Marmelade oder Froot Loops.“
„Und was willst du heute?“
Viktor dachte nach und sagte dann: „Froot Loops.“
Sein Vater ging zur Theke, nahm die Schachtel Froot Loops, ging zum Kühlschrank, nahm die Milch heraus und stellte sie vor Viktor. Dann ging er zum Schrank und holte eine Schüssel und einen Löffel heraus.
„Nein“, sagte Viktor. „Nicht das.“
„Was denn?“
„Nicht diesen Teller.“
„Welchen denn?“
Viktor zeigte auf den Schrank und sagte: „Das rote. Mit Spiderman.“
Sein V ater nahm die Spiderman-Schüssel, stellte sie vor Viktor ab und legte die andere
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