Between Love and Forever
Fußstapfen treten.
Aber das ist Quatsch und ich wusste genau, dass ich es nie mit Tess aufnehmen konnte. Wollte ich auch gar nicht. Ich wollte eine Welt, in der es nur Jack und mich gab und sonst nichts. Das war alles. Ich wollte ihn fürmich haben und eine Zeit lang glaubte ich daran, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen könnte.
Und später, als es vorbei war, wollte ich nicht zu meinen »Freunden« zurückgekrochen kommen. Dazu war ich zu stolz und ich gehörte sowieso nicht in ihre Welt. Ich wollte weder in Milford leben noch in Ferrisville. Jungs und Klamotten und Partys interessierten mich nicht. Ich wollte nur in Ruhe gelassen werden und das wurde ich auch.
Bis heute.
Aber zurück zu Jack.
Zu dem Sommer, als ich mir noch nicht das Herz gebrochen hatte.
Am Ende war es ganz einfach. Jack begleitete Tess weiter nach Hause und ich redete mit ihm. Er arbeitete als Freiwilliger an einem staatlichen Forschungsprojekt mit und sammelte Wasserproben auf der Ferrisviller Seite des Flusses, die zeigen sollten, ob das Wasser hier weniger chemikalienverseucht war als früher.
Mit Tess redete er über Gedichte (oder versuchte es zumindest) und mit mir über Biologie, über die neuesten medizinischen Trends, über Länder, in denen dringend Ärzte gebraucht wurden. Einmal wollte er Tess zum Essen ausführen, und als sie Nein sagte, machte ich ein paar belegte Brote, die wir im Dunkeln auf einer Bank verspeisten.
Mit der Zeit redeten wir nicht mehr so viel über Tess und mehr über ihn. Oder über mich. Er ist der Einzige, dem ich je erzählt habe, wie wütend ich manchmal aufTess war. Und er wird auch der Einzige bleiben. Nur ihm habe ich jemals anvertraut, wie schlimm es für mich war, in ihrem Schatten zu leben.
»So darfst du nicht denken«, sagte er eines Abends zu mir. Wir waren am Strand unten, wie immer, und er schob seine Brille über die Nase hoch und drehte sich zu mir um und das Mondlicht ließ sein Haar eine Schattierung dunkler aussehen, ein warmes Honigblond, um das ihn selbst Tess beneidet hätte.
»Du bist nicht wie Tess, also warum vergleichst du dich ständig mit ihr? Tess ist schön, okay, aber das ist nur äußerlich und du ... du hast ...« Er räusperte sich. »Du hast eine schöne Seele. Das klingt jetzt vielleicht kitschig, aber es ist wahr. Ich finde, der Typ, der dich mal kriegt, kann froh sein.«
Wie hätte ich ihn nach diesen Worten nicht küssen sollen?
Ich küsste ihn und er küsste mich zurück. Er ließ sein angebissenes Brot fallen, und als wir uns voneinander lösten, starrte er mich an, als hätte er mich noch nie gesehen.
»Abby« sagte er und im selben Moment ertönte der Fährenpfiff.
»Tess muss blind sein«, sagte ich. »Aber ich nicht, Jack. Ich sehe dich und ich finde dich toll. Komm morgen wieder hierher. Wir treffen uns hier – nur du und ich.«
»Toll?«, sagte er. »Ich?« Es klang so verblüfft, dass ich ihn gleich noch mal küssen musste.
Am nächsten Abend nahm er die frühere Fähre undich schlich mich nach dem Essen aus dem Haus und ging zu ihm an den Strand hinunter.
Meine Eltern stellten keine Fragen. Um mich hatten sie keine Angst. Im Gegensatz zu Tess, die sie in Atem hielt, weil sie ständig Anrufe bekam und die Jungs sich um sie prügelten – einmal richtig schlimm, als meine Eltern auf einem Betriebsausflug waren –, und weil sie oft viel zu spät nach Hause kam und nur verstockt den Kopf schüttelte, wenn meine Eltern wissen wollten, wo sie herkam.
Mit den Partys war Schluss, seit sie nicht mehr mit Claire zusammen war. Jetzt redete sie nur noch von ihren College-Plänen, um dann wieder stundenlang stumm in ihrem Zimmer zu sitzen. Aber die Jungs riefen weiter an und wollten mit ihr ausgehen und Dad sagte manchmal, die ganze Familie sei nur dazu da, Tess’ Anrufe entgegenzunehmen.
Um mich kümmerte sich niemand und deshalb war ich frei, eine Freiheit, die ich als selbstverständlich ansah. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Der Stimme meines Herzens folgen.
Mich zum Affen machen.
Und zwar gründlich.
Das Schlimmste ist, dass ich Jack nicht die Schuld daran geben kann. Er hat mir nie was vorgemacht. Als wir uns zum ersten Mal am Strand verabredeten, nur wir beide, ohne dass er zu Tess ging, sagte er mir: Ich mag dich, aber ich bin immer noch in Tess verliebt.
»Verstehst du, ich denke immer, wenn sie mich richtigkennenlernt, dann mag sie mich auch«, sagte er. »Auch wenn das jetzt blöd klingt. Und dich mag ich natürlich auch,
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