Between Love and Forever

wusste, dass es/sie in ihrem Herzen war.
    Aber es kommt ganz anders.

Kapitel 39
    In dem Ordner sind Bilder und Online-Gespräche bunt zusammengewürfelt, als hätte Tess sie in aller Eile irgendwo herauskopiert. Als hätte sie das alles aufbewahren, aber nicht ansehen wollen, sodass es völlig ungeordnet ist.
    Ich klicke eine der gespeicherten Nachrichten an und ein riesiges, seitenlanges Online-Gespräch öffnet sich.
    Es ist nicht aus Tess’ Zeit am College, sondern noch aus der Highschool. Das erkenne ich daran, dass sie Lehrer erwähnt, bei denen ich jetzt bin.
    Am Ende des Gesprächs schreibt Claire (und es ist Claire, das weiß ich, weil ich ihren Chatnamen kenne, so wie den von Tess, so wie ich alles von ihr wusste oder es zumindest geglaubt habe):
    Seufz, Zeit zum Abendessen, bis später, love u für immer ...
    Ich suche nach Tess’ Antwort, aber es gibt keine. Nur diese letzte Zeile von Claire: love u für immer .
    Ich versteh nicht ... was soll das?
    Ich schließe die Nachricht und klicke eines der Fotos an. Es ist von Tess und wurde vor ihrem Abschlussjahr an der Highschool aufgenommen, als sie noch die langen Haare hatte, die ihr praktisch bis zur Hüfte gingen. Erstin ihrem letzten Schuljahr hat sie sich die Haare schneiden lassen, knapp schulterlang, direkt nachdem ...
    Direkt nachdem sie das mit Claire herausgefunden hatte.
    Auf dem Foto liegen Claire und Tess auf Tess’ Bett, grinsen in die Kamera und kuscheln sich aneinander ... wie zwei Freundinnen, aber mehr als das ... Man sieht es daran, dass eine von Tess’ Händen auf Claires Beinen liegt und ganz vertraut ihr Knie umfasst.
    Und wie Claire sich zu Tess umdreht, eine Hand in Tess’ Haar, während sie mit der anderen die Kamera über sie hält. Beide lächeln und sehen so ...
    Glücklich aus.
    Als ob sie zusammen sind.
    Ich klicke noch mehr Fotos durch. Einige sind wie das erste, andere machen alles noch klarer – Claires nackter Rücken, von Tess’ Vorderseite verdeckt, und Tess lacht in die Kamera, die sie hält, die Augen halb geschlossen.
    Auf dem letzten, das ich anschaue, liegt Tess’ Kopf in Claires Halsmulde und ihre Hände bedecken Claires Busen und Claire hat die Augen geschlossen, den Mund wie suchend Tess zugewandt.
    Danach muss ich mich hinsetzen und eine Weile auf den Boden starren. Ich ... Tess und Claire. Wenn ich mir vorstelle, wie oft sie hier drin waren, hinter verschlossener Tür, und Musik gehört und für die Schule gelernt haben, und ...
    Kein Wunder, dass Tess mich angebrüllt hat, wenn ich ohne Anklopfen ins Zimmer gekommen bin.
    Ich studiere die Daten auf den Fotos, die von Tess’ undClaires Freshman-Jahr bis in die ersten Wochen ihres Abschlussjahres reichen. Bis zu dem Moment, als Tess nach Hause kam und hasserfüllt zischte: »Claire ist schwanger.«
    Die beiden letzten Fotos müssen aus der Zeit stammen, als Claire schwanger wurde. Das erste wurde in Claires Zimmer aufgenommen – ich habe Cole auf der Daunendecke herumkrabbeln sehen, die auf diesem Foto verkrumpelt auf dem Bett liegt.
    Es ist morgens und Tess liegt schlafend auf dem Bauch, die Augen geschlossen und auf die Kamera gerichtet, aber ohne etwas zu sehen. Ohne etwas zu sehen . Das Licht verfängt sich in ihrem Haar, schimmert darin, spielt über die nackte Haut ihres Rückens. Sie sieht schön aus, ätherisch, wie nicht von dieser Welt.
    Das zweite Foto zeigt Tess auf einer Strandparty mit einem Typ zusammen. Sie lächelt, ihr strahlendes, vertrautes Lächeln, aber ihre Augen schauen in die Kamera, nicht zu ihm, und sie sehen ...
    ... traurig aus, aber auch wütend.
    Auf dem Foto wurde dieselbe Schrifttype verwendet. »Deine Entscheidung«, steht darauf.
    Ich starre es an, frage mich, wer das geschrieben hat – Tess oder Claire? –, und was es bedeutet. Ich weiß, was passiert ist, aber da ist noch etwas, das ich nicht wirklich verstehe. Nicht sehen kann.
    Ich schließe den Ordner und öffne den zweiten Beth-Ordner. Er enthält nur eine Datei und die wurde zuletzt geöffnet, als ...
    Am Neujahrsabend, an Silvester, direkt bevor Tess zu der Party gefahren ist.
    Wieder ein Online-Gespräch, aber nicht von dieser Nacht. Nein, das war früher, in Tess’ letztem College-semester, letzten Herbst, und gleich an der ersten Zeile, die mit »Muss dich unbedingt sprechen« anfängt, kann ich sehen, dass es sich um einen Streit handelt.
    Vermutlich der Streit, nach dem alles aus war.
    Aber sicher bin ich mir nicht, weil nur die Person redet, die ich für