Beute
machen, was ihr zustoßen könnte. Ich musste mir nur noch um Mae Gedanken machen - vorausgesetzt, sie lebte noch - und um mich.
Und vorausgesetzt, dass es mir gelang, die nächsten paar Minuten zu überleben.
7. Tag, 7.18 Uhr
»Okay«, sagte ich zu ihr. »Okay. Ich hol dir das Virus.«
Sie runzelte die Stirn. »Du schaust wieder so …«
»Nein«, sagte ich. »Ich kann nicht mehr. Ich bring dich hin.«
»Schön. Wir fangen mit den Röhrchen in deiner Tasche an.«
»Was, die hier?«, sagte ich. Ich griff in meine Tasche, um sie herauszuholen, als ich durch die Tür ging. Draußen warteten Ricky und Vince auf mich.
»Wirklich sehr komisch«, sagte Ricky. »Du hättest sie beinahe umgebracht. Du hättest beinahe deine eigene Frau umgebracht.«
»Was sagt man dazu«, sagte ich.
Ich tastete noch immer in meiner Tasche herum, als hätten die Röhrchen sich im Stoff verfangen. Sie wussten nicht, was ich da tat, und packten mich erneut, Vince auf der einen Seite und Ricky auf der anderen.
»Jungs«, sagte ich, »das geht so nicht, wenn ihr mich …«
»Lasst ihn los«, sagte Julia, die hinter mir herkam.
»Von wegen«, sagte Vince, »der will uns reinlegen.«
Ich mühte mich noch immer ab, die Röhrchen aus der Tasche zu ziehen. Schließlich hatte ich sie in der Hand. Bei unserem Gerangel ließ ich eins fallen. Es zerplatzte auf dem Betonboden, und braune Brühe spritzte hoch.
»Gott!« Sie sprangen alle drei zurück, ließen mich los. Sie starrten zu Boden und blickten auf ihre Füße, um sicherzugehen, dass sie nichts abbekommen hatten.
Und in diesem Augenblick rannte ich los.
Ich zog den Kanister aus seinem Versteck und lief weiter. Ich musste die ganze Produktionshalle durchqueren, um zu dem Aufzug zu gelangen, der mich bis unter die Decke bringen
würde, wo sich sämtliche Versorgungssysteme befanden. Wo die Entlüftung und die elektrischen Verteilerkästen waren -und der Tank der Sprinkleranlage. Wenn ich den Aufzug erreichte und zwei, zweieinhalb Meter in der Luft wäre, konnten sie mir nichts mehr anhaben.
Wenn ich das schaffte, würde mein Plan funktionieren.
Der Aufzug war gut fünfzig Meter entfernt.
Ich rannte, so schnell ich konnte, sprang über die tiefsten Arme des Kraken, duckte mich unter den brusthohen Teilen hindurch. Ich sah nach hinten und konnte sie durch das Gewirr von Armen und Maschinen nicht sehen. Aber ich hörte die drei rufen, und ich hörte sie rennen. Ich hörte Julia: »Er will zu den Sprinklern!« Weiter vorn sah ich die offene Kabine des Aufzugs.
Ich würde es schaffen, bestimmt.
Im selben Moment stolperte ich über einen der Arme und schlug der Länge nach hin. Der Kanister rutschte über den Boden, kam an einem Stützbalken zum Stehen. Ich rappelte mich rasch wieder auf und griff nach ihm. Ich wusste, dass sie mir dicht auf den Fersen waren. Ich traute mich nicht, nach hinten zu schauen.
Ich rannte auf den Aufzug zu, zog an einem letzten Rohr den Kopf ein, doch als ich nach vorn schaute, war Vince bereits da. Er musste eine Abkürzung durch die Krakenarme gekannt haben; er war mir zuvorgekommen. Jetzt stand er in der offenen Kabine und grinste. Ich blickte nach hinten und sah, dass auch Ricky mich bald eingeholt haben würde.
Julia rief: »Gib auf, Jack! Es ist vorbei.«
Und es sah wirklich ganz danach aus. Ich konnte nicht an Vince vorbei. Und ich konnte Ricky nicht mehr davonlaufen, er war schon viel zu nahe. Ich sprang über ein Rohr, schob mich hinter einen stehenden Stromkasten und ging in die Hocke. Als Ricky über das Rohr sprang, rammte ich ihm meinen Ellbogen zwischen die Beine. Er brüllte auf und fiel zu
Boden, wälzte sich vor Schmerzen. Ich ging zu ihm und trat ihm, so fest ich konnte, gegen den Kopf. Das war für Charley.
Ich rannte weiter.
Am Aufzug wartete Vince schon, halb geduckt, die Fäuste geballt. Er freute sich auf einen Kampf. Ich lief schnurstracks auf ihn zu, und er grinste erwartungsfroh.
Und im letzten Moment schwenkte ich nach links ab. Ich sprang.
Und kletterte die Leiter an der Wand hoch.
Julia schrie: »Haltet ihn! Haltet ihn!«
Das Klettern war schwierig, weil ich den Kanister an einem Daumen hängen hatte und er mir schmerzhaft auf den rechten Handrücken schlug. Ich konzentrierte mich auf den Schmerz. Ich hatte Höhenangst, und ich wollte nicht nach unten schauen. Und daher konnte ich nicht sehen, was an meinen Beinen zog, mich nach unten zerrte. Ich trat, aber was immer es war, es ließ mich nicht los.
Schließlich
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