Beuterausch
und ihre kleine Schwester riechen kann. Ihre Angst liegt in der Luft wie der Geruch einer Schlammbank am Fluss. Sie sind hinten hinausgegangen. Als sie auf dem Weg zur Scheune den Hof überquert hat, ist ihr aufgefallen, dass gleich hinter dem Haus der Waldrand liegt.
Sie sind im Wald. Auf der Veranda nimmt sie mit ihren scharfen Augen einen Weg wahr und dahinter einen Trampelpfad.
Es wird einfach sein, ihnen zu folgen.
Draußen beugt sie sich in die leichte Brise und lauscht.
Peg hat starke Schmerzen. Ihr Fußgelenk ist übel verrenkt. Sie kennt diesen Pfad durch den Wald. Er führt zu einem kleinen Fluss und gut einen Kilometer später zur Weber Road, die wiederum zum Highway führt. Als Kinder waren sie und Brian oft mit leeren Campell’s-Suppendosen zum Fluss hinuntergegangen, um Krebse zu fangen. Doch sie war noch nie nachts hier draußen gewesen, und mit der verdammten flackernden Taschenlampe hatte sie keine Chance, das Loch, in das sie gerade trat, rechtzeitig zu erkennen.
Die Taschenlampe ist ihr aus der Hand gefallen, aber sie liegt gleich neben ihr, und ironischerweise scheint der Aufprall ihr gutgetan zu haben, sie leuchtet nun konstant. Peg hebt sie auf. Fast befürchtet sie, der Strahl könnte wieder erlöschen, wenn sie die Lampe berührt, doch er leuchtet weiter.
Sie entdeckt Darleen, die panisch über den Waldboden kriecht und versucht, die verlorene Wasserflasche wiederzufinden. Peg lässt den Lichtstrahl über den Pfad streifen.
»Da ist sie«, flüstert sie und hält die Lampe auf die Flasche gerichtet. Ihre Schwester kriecht hinüber, greift sich die Flasche und steht auf.
Peg muss auch aufstehen, aber verflucht!, es tut weh, den Knöchel zu belasten oder auch nur zu bewegen.
Doch sie müssen von hier verschwinden.
Ein Stück neben ihr, gleich am Rand des Pfads, steht ein kleiner Baum. Sie kriecht dorthin, um sich daran aufzurichten. Darlin’ ist bei ihr und versucht, ihr zu helfen. Natürlich ist sie überhaupt keine Hilfe. Der Lichtstrahl jagt durch die Blätter der Bäume über ihr, als sie sich Stück für Stück an dem Stamm hochhangelt, und schließlich steht sie. Humpelt zurück auf den Pfad. Jedes Mal wenn sie den Fuß aufsetzt, schießt der Schmerz durch ihr Bein bis hinauf zur Hüfte. Sie fragt sich, ob sie sich etwas gebrochen hat. Aber sie kann nicht einfach auf einem Bein hüpfen. Nicht auf diesem Untergrund. Sie würde sofort wieder stürzen.
Plötzlich steht Darlin’ stocksteif vor ihr.
Peg hört einen Zweig knacken und dann noch einen und richtet den Strahl dorthin, wo Darlin’ hinblickt. Im gleichen Moment hebt Darlin’ die Wasserflasche und hält sie mit ausgestreckten Armen vor sich, als wäre die Flasche eine Art Talisman, um das Böse abzuhalten.
Oder eine Opfergabe.
Der Strahl erfasst die Frau. Das Kleid ist weg, und sie ist nun nackt und mit getrocknetem und trocknendem Blut bedeckt, das im Licht glänzt.
Die Frau. Und um ihre Füße herumtollend ihre andere Schwester.
Das Kind hat noch nie so eine Freiheit erlebt. Das Kind ist außer sich vor Freude, drängt sich an die Beine seiner Befreierin, nimmt ihren üppigen Duft auf und all die anderen zahllosen Gerüche, die es sich nicht einmal vorstellen konnte und die es nicht benennen kann. Sogar die Luft riecht wunderbar und unbekannt.
Doch dann nimmt es andere Gerüche wahr, und diese sind ihm vertraut. Es kann sogar ungefähr die Entfernung zu ihnen abschätzen, und das Schlurfen eines Fußes verrät ihre genaue Position. Diese Gerüche gehören zu zwei von denen, die es gefangen hielten. Sie haben es nicht schlecht behandelt. Aber sie sind eins mit denen, die es taten.
Es knurrt und springt los.
Die Frau schlägt das Kind mit der flachen Seite ihrer Klinge. Es jault und wimmert und weicht nervös trippelnd hinter sie zurück.
Etwas erregt die Neugierde der Frau.
Das kleine Mädchen streckt ihr einen Gegenstand entgegen, also geht sie zu ihr, um zu sehen, was es ist. Eine Flasche. Mit Wasser. Das kleine Mädchen, das sie aufspießen und über dem Feuer zum Abendessen rösten wollte, bietet ihr Wasser an. Und im Gegensatz zu ihrer Schwester scheint sie keine Angst zu haben.
Das Mädchen zieht die Flasche zurück und kämpft mit dem Verschluss, und als sie ihn geöffnet hat, hält sie ihr die Flasche wieder hin. Dieses Mal nimmt die Frau sie und trinkt in langen Zügen.
Sie fragt sich, was das für ein Mädchen ist. Ob sie verstehen wird.
Sie hebt ihren linken Zeigefinger an den Mund, saugt daran
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