Beuterausch
mit der anderen Hand nach der ersten zu greifen. Sie schlägt auch auf dieses Handgelenk ein, und dieses Mal ist das Ergebnis zufriedenstellender. Die Hand wirbelt durch die Luft und knallt gegen den Metallkäfig, in dem die Hunde bellen.
Nein, nein, nein, jammert er, und dieses Wort versteht sie ebenfalls.
Er schreit wie ein Kind, als sie die Klinge senkt.
Sie schlitzt ihn vom Schritt bis zum Brustbein auf. Für sein weiches Fleisch ist die Klinge gerade scharf genug.
Der Mann wirkt verblüfft darüber, dass es so schnell geht. Der Mann hat noch nicht begriffen, was geschehen ist. Sie zeigt es ihm. Sie lässt die Klinge fallen und geht neben ihm in die Hocke und greift nach beiden Seiten der langen Wunde und zerteilt ihn, als wäre er ein Büschel hohes Gras – zieht ihn weit auseinander und vergräbt den Kopf in ihm. Durch seine Hitze und Feuchtigkeit kann sie ihn schreien hören.
Sie zerrt ein Stück Darm heraus und spuckt es sofort aus. Die Gedärme des Mannes sind faul. Der Mann ist noch bei Bewusstsein, wedelt mit den Armen, sieht hilflos und voller Entsetzen zu ihr herab. Die Hand ist abgefallen und liegt nun neben ihm. Sie taucht noch einmal den Kopf in ihn und beißt in seine Leber, zieht sie mit den Zähnen heraus und kaut darauf. Die Leber ist ebenfalls faul. Sie spuckt sie aus.
Dieses Mal greift sie mit der Hand hinein und reißt sein Herz heraus.
Und sie isst es mit Vergnügen. Das Herz ist gut.
Sie steht auf. Die Hunde sind mittlerweile rasend, bellen und kratzen am Käfig, um herauszukommen, um die beiden Haufen frischen Fleischs zu erreichen. Es befindet sich auch noch etwas äußerst Seltsames in dem Käfig. Dieses Wesen kratzt nicht am Gitter, sondern klammert sich daran. Es hat keine Augen, und es ist genauso blutig wie die anderen. Aber es ist menschlich. Ein Menschenkind.
Sie erinnert sich an die Stimme, die sie aus dem Keller heraus gehört hat. Sie hört sie nun wieder. Etwas zwischen einem Bellen und einem Schreien.
Sie geht zum Käfig und öffnet die Tür. Die Hunde stürmen heraus und fallen über die Leichen her. Sie sieht, dass die Hunde nicht hungrig sind – sie haben schon gefressen –, denn in dem Käfig liegt eine dritte, größtenteils abgenagte Leiche.
Die Hunde sind nicht hungrig, sie sind wütend.
Das Kind rennt auch heraus, aber die Frau packt es am Nacken und hebt es hoch. Sie sieht, dass es weiblich ist. Das Mädchen zappelt im Griff der Frau und versucht zu beißen. Socraigh, sagt die Frau, socraigh . Halt still. Aber das Kind hält nicht still. Es heult und schnappt. Die Frau schlägt es hart mit der flachen Hand, nur einmal, dann streichelt sie es. Streichelt seinen Kopf, den Rücken, die Schultern und Hüften. Das Zappeln hört langsam auf. Sie trägt das Kind zu der Leiche des Mannes, bückt sich, findet das halb gegessene Herz wieder und bietet es dem Kind an, das zuerst daran schnüffelt und es dann nimmt und zu essen beginnt.
Sie bückt sich noch einmal und rupft das rechte Auge des Jungen heraus, wirft es sich in den Mund und kaut. Sollen die Hunde den Rest haben. Im Haus gibt es ein kleines Kind. Sehend, nicht wie dieses hier – und jünger. Sie hat es mit den anderen im Keller gesehen.
Das Kind wird gut schmecken.
Sie schnappt sich die Waffe vom blutigen Erdboden und geht hinaus in die Nacht.
35
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Darlin’ hat wieder schreckliche Angst.
Es ist dunkel, und sie haben nur die Taschenlampe, die immer wieder ausgeht, sodass Peggy sie schütteln muss, damit sie wieder leuchtet, und sie kennt sich im Wald überhaupt nicht aus – sie darf dort nicht spielen. Und wo ist Mama? Warum ist Mama nicht hier? Und warum ist Peggys Hand so verschwitzt?
Und vor allem, was machen sie nachts hier im Wald?
Sie hat die Wasserflasche unter den Arm geklemmt, weil Peggy sagte, lass sie auf keinen Fall fallen, aber dann geht die Lampe wieder aus, ihre große Schwester schüttelt sie, und plötzlich fällt Darlin’, weil ihre Schwester fällt und sie mitreißt, die Flasche entgleitet ihr, und Peggy sagt: Ahhh! und: Scheiße! Scheiße!, was sie nicht tun sollte.
Das Haus ist leer. Sie weiß das in dem Moment, als sie es betritt.
Die Frau ist belustigt. Das Kind ohne Augen ist ihr gefolgt und tapst auf allen vieren um sie herum und hechelt wie ein Hund, während sie durchs Haus gehen. Das Kind ist ihr auf eine Art sehr ähnlich. Es kann sie nicht sehen, aber es kann sie riechen. Dieser Sinn hat sich außergewöhnlich gut entwickelt.
Genau wie die Frau das Mädchen
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