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Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
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aber sie steht ihr auch offen. Sie kann nach Belieben im Sonnenlicht oder in der Dunkelheit leben. Sie kann die Geschöpfe des Meeres oder des Landes essen. Die Erde hat eine Faust, doch sie hat auch eine offene Hand.
    Dieser Nachthimmel – er gehört ihr. Seine Dunkelheit wird sie verbergen. Die Sterne werden sie an die Küste geleiten. Sie wird eine Höhle finden und vielleicht ein Feuer entzünden. Nicht sehr weit hinter sich hört sie die Hunde bellen. Den Hunden würde ein Feuer gefallen.
    Sie hat zwei Male alles verloren, doch die Erde bietet Nahrung und Familie im Überfluss.

Das Vieh
    Das Vieh

Das Tagebuch des Donald Fischer
    Das Tagebuch des Donald Fischer
    Oktober 2011
    Maine, irgendwo in der Nähe der kanadischen Grenze
    »Sie wird es tun, Donald«, erklärte Peg mir. »Ich kann sie nicht aufhalten.«
    »Doch«, sagte ich. »Sie wird auf dich hören. Sie muss auf dich hören.«
    Ich war verzweifelt. Das konnte ich mir selbst anhören. Es gefiel mir nicht, wie meine eigene Stimme klang. Aber in meiner Lage – ich lehnte an der Wand, meine Hände waren hinter dem Rücken gefesselt, die Beine ausgestreckt und an den Knöcheln zusammengebunden, und Peg hatte mir gerade erzählt, was passieren würde – wären Sie auch verzweifelt gewesen.
    Peg lächelte nur ihr trauriges, einsames Lächeln.
    »Hast du das noch nicht gemerkt? Sie weiß genau, was sie will. Und sie bekommt es auch.«
    »Ist es wegen heute? Wenn es nämlich deswegen ist …«
    »Es ist nicht wegen heute. Sie hat es schon lange geplant. Es ist nicht das erste Mal.«
    »Mein Gott! Bitte! Ich kann mich doch nicht damit abfinden.«
    »Finde dich damit ab, Donald.«
    »Irgendeine Alternative. Es muss eine Alternative geben.«
    Sie stand langsam auf, blickte auf mich herab und schüttelte den Kopf. Der Feuerschein flackerte über ihre nackten Brüste, die nackten Schenkel. Hinter ihr quengelte das Baby.
    »Du kennst die Alternative.«
    Leute, seid vorsichtig, was ihr euch wünscht.
    Ich habe mich nach einer Gemeinschaft gesehnt. Was immer das auch sein mag.
    Ich schreibe das nun mit einem Kugelschreiber des Marriot Hotels in einen schmutzigen Spiralblock, beides hat Peg mir besorgt.
    Meine Hände sind zur Abwechslung mal frei. Und das werden sie ab jetzt auch immer sein.
    Ich habe andere Fesseln.
    Möglicherweise ist das mein Testament. Obwohl ich nichts besitze, das man irgendwem vererben könnte. Es könnte sein, dass ich verrückt werde, ehe ich diese Aufzeichnungen beende. Ich weiß es nicht. Verrückt oder tot. Es könnte bald geschehen. Deshalb möchte ich alles zu Papier bringen.
    Weil beide Möglichkeiten sehr wahrscheinlich sind.
    Als sie mich – uns – fanden, waren wir am Strand und probten vor der Geräuschkulisse der auflaufenden Brandung und des starken Winds.
    Das Stück war eines, das ich geschrieben hatte. Ein einaktiges Dreipersonenstück namens Progerie . Es sollte an genau so einem Strand an so einem zwielichtigen Abend spielen, die Probe diente also dazu, meine Schauspieler zu inspirieren. Es war zugleich eine Überraschung. Ich hatte weder ihnen noch den anderen Schauspielern oder Crewmitgliedern etwas davon erzählt. Und es geschah das, was ich erwartet hatte – sie waren begeistert von der Idee. Das Äquivalent der Stimmung des Dramas im echten Leben.
    Ich hatte vorgeschlagen, mein Stück als eine Art Gegenentwurf zu dem ganzen Neil-Simon-Scheiß zu spielen. Die beiden Draufgänger war in Ordnung, obwohl es ziemlich schnell langweilig wurde, aber die ganze Truppe hasste Barfuß im Park schon vor dem Premierenabend. Und wir mussten erst noch Sonny Boys durchstehen, ehe wir der gesamten Sommertheatergemeinde von Kennebunkport mit Harold Pinters Die Heimkehr einen unerwarteten Schlag versetzen konnten.
    Wir alle hatten erst vor einem Jahr das College abgeschlossen, entweder in Boston oder in New York, und wir waren voller ungestümer Wut. Wir hatten Ideale. Uns allen gemeinsam war der Enthusiasmus und die Energie und die Liebe zum Theater – zu bedeutendem Theater. Wir betrachteten uns als kleine Künstlergemeinde, in der ich der Produzent und Regisseur war.
    Ich glaube nicht, dass wir das Leben richtig verstanden hatten.
    Jetzt habe ich es.
    Jedenfalls hatten wir uns überlegt, Progerie zum halben Preis und nur am Sonntagnachmittag eine Stunde vor Barfuß aufzuführen. Getrennte Kasse.
    Wir erwarteten nicht viel Publikum. Das Stück war verdammt abstrakt, eine Art Mischung aus den Sachen von Pinter und Becketts Warten auf

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