Beuteschema: Thriller (German Edition)
Medikation verordnet«, sagte Claire, das Gesicht in seine medizinischen Unterlagen vergraben. Was ist los mit mir?
» Sie meinen das Dope? Das war nur zur Entspannung.«
» Oder haben Sie versucht zu vergessen?«
» Was für eine Therapeutin sind Sie eigentlich, verdammt?«
» Therapie funktioniert nicht ohne die Wahrheit. Waren Sie high, als Sie sich vor diesen Frauen entblößt haben?« Verdammt! Konzentrier dich auf ihn.
» Nein, ich hatte nur einen Drang. Aber das habe ich hier drin zu unterdrücken gelernt.«
» Warum haben Sie die Drogen dann genommen?«
Quimbys Züge strafften sich. Jetzt beugte er sich zu ihr hinüber. » Haben Sie jemals etwas gesehen, das so schrecklich war und Ihnen so viel Angst gemacht hat, dass Sie wussten, Sie würden den Rest Ihres Lebens versuchen, es zu vergessen?«
Claire sprang von ihrem Stuhl auf. » Wir sehen uns einmal in der Woche«, sagte sie mit eisiger Stimme. » Sie müssen pünktlich sein. Es ist eine Bedingung Ihrer Haftentlassung, dass Sie zu allen Ihren Terminen in mein Büro im Manhattan City Hospital kommen.«
Claire schrieb rasch die Nummer des Gebäudes und des Zimmers auf und gab Quimby den Zettel. Dann ging sie ohne ein weiteres Wort zur Tür.
» Wie heißen Sie mit Vornamen?«, ertönte Quimbys Stimme.
Claire blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Er lächelte.
» Claire«, antwortete sie. » Warum?«
» Claire Waters? Klare Wasser?«
» Und?«
» Haben Ihre Eltern Ihnen mal gesagt, warum sie Sie so genannt haben?«
Er lächelte immer noch. Es war derselbe Gesichtsausdruck, den er hatte, als sie den Raum betrat. Er glaubt, er hat mich. Und er hat recht.
» Hier geht es nicht um mich.«
» Was zum Teufel ist mit ihr passiert«, sagte Fairborn, als sie Claire den Raum verlassen sah.
» Ich weiß es nicht«, sagte Curtin. » Es ist, als wäre sie gegen eine Ziegelmauer gerannt.«
» In ihrem Kopf«, erwiderte Fairborn. » Nicht in seinem. Sie hat ihre Sache so gut gemacht, bis sie anfing, nach einer chemischen Erklärung für Mr. Quimbys Probleme zu suchen.«
» Ich habe es auch gesehen, Lois«, sagte Curtin gereizt.
» Sie kommt mit der Belastung nicht zurecht, Paul«, sagte Fairborn. » Sie kann sich selbst nicht von dem trennen, was der Patient durchmacht.«
» Sie wird es lernen.«
» Sie wollten sie, und ich habe Sie unterstützt«, sagte Fairborn. » Aber wir brauchen keine Leute, die der Wahrheit ausweichen, indem sie ihr Heil und ihre Antworten in Pharmaka suchen. Wenn sie keine kranken, pervertieren Menschen aushält, wird sie nie eine große Nummer bei uns.«
Curtin stand auf. Das Licht des Monitors ließ seine blauen Augen metallisch leuchten. Er blickte auf Fairborn, die noch saß.
» Ich werde sie zu einer großen Nummer machen.«
3
Am nächsten Morgen versammelten sich Claire und die übrigen Wissenschaftler von Curtins Forschungsstipendium in der übermäßig hellen Cafeteria zu dem, was Curtin seine » morgendliche Manöverkritik« nannte, ein Ritual, das immer mit einer Rückschau auf die Leistungen seiner Herde am Vortag begann.
Seine Studenten sahen es jedoch eher als eine tägliche Enthauptung durch den König an, was sie dazu veranlasst hatte, die Übung spöttisch » Das Letzte Abendmahl« zu taufen, auch wenn es immer während eines schnellen Frühstücks im Morgengrauen stattfand.
Heute, am Samstag, würde es nicht anders sein. Curtin verlangte, dass seine Stipendiaten auch am Wochenende Patienten besuchten. » Sie suchen sich nicht aus, wann sie krank werden«, sagte er, » und wir suchen uns nicht aus, wann wir nach ihnen sehen.«
Es fing noch einigermaßen harmlos an. Curtin traf Punkt 6.15 Uhr ein und trank seinen Protein-Smoothie. Claires einziges Unbehagen betraf ihre Aufmachung. Sie trug, da sie bereits eine Stunde im Labor verbracht hatte, einen Labormantel, Jeans und Turnschuhe, im Gegensatz zu den Krawatten und Röcken der anderen Teilnehmer.
Curtin warf den Stipendiaten reihum verschiedene Fragen zu, und alle antworteten, ohne unangenehm aufzufallen. Claire wusste, sie würde ebenfalls an die Reihe kommen, und sie war überzeugt, auch sie würde es ungeschoren überstehen. Sie war vorbereitet. Dachte sie jedenfalls.
» Dr. Waters, wie sieht Ihre Diagnose für Quimby aus?«, fragte Curtin.
» Schizoide Persönlichkeitsstörung«, antwortete sie ohne Zögern.
» Basierend worauf?«, fragte er.
» Auf der Beschreibung seiner körperlichen Reaktion auf seine Stressfaktoren und seinen inneren
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