Beuteschema: Thriller (German Edition)
habe ich ihn dazu gebracht, sich zu öffnen.«
Fairborn beugte sich vor. » Und dann hat er Sie gefragt, ob Sie je vor etwas Angst hatten, und Sie haben dichtgemacht. Warum?«
» Ich weiß es nicht«, sagte Claire, obwohl ihr klar war, dass sich ein Profi wie Fairborn keine Sekunde täuschen lassen würde.
Fairborn sah sie an. » Dr. Waters… Claire«, begann sie. » Wir sind verschiedener Herkunft, haben unterschiedliche Perspektiven. Aber wir sind beide Psychiater. Das ist unser Leben. Ich behaupte nicht, dass ich alle Antworten kenne. Aber ich mache das schon sehr lange, und eins weiß ich sicher: Man kann kein guter Psychiater sein, wenn man nicht ehrlich zu sich selbst sein kann.«
» In Bezug auf was?«, fragte Claire, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
» Ihre Vergangenheit«, antwortete Fairborn ohne jede Herablassung. » Das, was Sie durch diese Patienten nicht noch einmal durchleben wollen.«
» Meine Vergangenheit hat damit nichts zu tun«, erwiderte Claire störrisch.
» Aber natürlich hat sie das, meine Liebe«, sagte Fairborn. » Sie müssen sich entscheiden, ob Sie dazu bereit sind, sich Ihren eigenen Dämonen zu stellen. Denn bevor sie es nicht sind, werden Sie dieser Art von Verantwortung möglicherweise nicht gewachsen sein.«
Der Donner war jetzt lauter, näher. Claude schauderte unwillkürlich ein wenig. » Vielleicht haben Sie recht«, sagte sie. » Vielleicht sollte ich über ein paar Dinge mit Ihnen sprechen, die mich quälen.«
» Gut«, sagte Fairborn und stand auf. » Wir werden zwei Termine pro Woche vereinbaren.«
Claire erhob sich ebenfalls, und Fairborn geleitete sie zur Tür.
» Wir alle haben Gewitter in uns, Claire. Worauf es ankommt, ist, wie wir mit ihnen umgehen.«
Die Gewitter in uns. Die Worte hallten in Claires Kopf wider. Vielleicht hilft sie mir, meinen Weg aus diesen Gewittern zu finden.
4
Wieder so ein heißer, elender Samstagabend, dachte Nick Lawler. Mit seinen eins fünfundachtzig überragte er die fünf anderen Polizisten, die zusammen einen schmutzigen, gewalttätigen Betrunkenen im Central Booking niederrangen, dem Höllenloch, in das man Nick vor sieben Monaten versetzt hatte. Unter dem braunen Haarschopf, der ihm über ein Auge hing, bildete sich Schweiß auf seiner Stirn. Nick war zweiundvierzig, sah aber zehn Jahre jünger aus, da er sich körperlich gut in Form gehalten hatte. Der Betrunkene bäumte sich auf wie ein Wildpferd, bis es Nick endlich gelang, dem Schweinehund Handschellen anzulegen.
» Gut gemacht, Nick«, ertönte eine tiefe Stimme hinter ihm.
Nick drehte sich um und sah seinen früheren Boss, Detective Lieutenant Brian Wilkes, der ihn anlächelte. Sein Grinsen ließ auf beiden Seiten je einen fehlenden Backenzahn erkennen. Nick fand, dass er mit seinem runden Gesicht und dem feuerroten Haar wie ein Halloween-Kürbis aussah.
» Wir fahren nach Coney Island«, sagte Wilkes. » Sie kriegen Ihren alten Job zurück. Kommen Sie.«
» Sind Sie sicher?«, fragte Nick. Das Letzte, was er je erwartet hätte, war, noch einmal als Detective zweiten Grades der New Yorker Polizei zum Morddezernat Manhattan South zurückzukehren.
» Glauben Sie es mir, mein Freund«, sagte Wilkes. » Wir haben einen Mordfall, bei dem Sie der Leiter der Detectives dabeihaben will.«
Der große Boss persönlich, dachte Nick. Dann folgte er Wilkes zur Tür hinaus.
Im Wagen gab Wilkes Nick die 9-mm-Glock zurück, die man ihm bei seiner Strafversetzung zum Central Booking abgenommen hatte. Die Fahrt hinunter zum Belt Parkway verlief größtenteils schweigend, und Nick konzentrierte sich auf das Pulsieren des roten Blinklichts auf dem Armaturenbrett, das sich in der Windschutzscheibe spiegelte, und den Rhythmus der jaulenden Sirene. Als sie unter der Verrazano-Narrows Bridge hindurchfuhren, hielt Wilkes es nicht länger aus.
» Wollen Sie nicht fragen, worum es geht?«
» Worum geht es?«, sagte Nick trocken.
Wilkes musste lächeln, als er Nick von der Leiche auf Coney Island erzählte. » Wir haben einen Anruf des Gerichtsmediziners erhalten. Er sagt, Sie haben letztes Jahr an einem Fall gearbeitet, der diesem hier verdammt ähnelt.«
» Und warum haben Sie nicht einfach Frankie hinzugezogen?«, fragte Nick.
» Weil das Einzige, was Ihr Ex-Partner ohne Wegbeschreibung findet, in seiner Hose sitzt«, sagte Wilkes. » Der Idiot konnte sich überhaupt nicht an den Fall bei dem Kirchen-Jahrmarkt erinnern, als ich ihn anrief. Hat er da auch wieder mit einem
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