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Beuteschema: Thriller (German Edition)

Beuteschema: Thriller (German Edition)

Titel: Beuteschema: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Baer , Jonathan Greene
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Reaktionsbildung. Ein Deckmantel. Abwehrmechanismus. Und damit kommen Sie hier nicht durch. Sie sind von der Morgenvisite entschuldigt.« Curtin stand auf und wandte sich zum Gehen.
    Claire hatte genug. » Wollen Sie mir sagen, dass ich den Job hier nicht draufhabe?«
    Curtin drehte sich um und lächelte, als hätte er erwartet, dass sie ihn aufhielt. » Ich würde Sie nicht gleich nach dem ersten Tag wieder nach Hause schicken. Ich habe die Sache mit Dr. Fairborn besprochen, und sie möchte Sie sehen.«
    » Jetzt? Am Samstag?«
    » Sie wartet in ihrem Büro.«
    Curtin ging, und Claire konnte sich den Gedanken nicht verkneifen, dass er auf passiv-aggressive Weise den Schwarzen Peter bezüglich ihrer Zukunft an Fairborn weitergegeben hatte. Sie hoffte nur, Fairborn würde ihr nicht das Blut aussaugen.
    Der Vampir trug an diesem Morgen eine anthrazitfarbene Hose und eine graue Seidenbluse, und mit ihrem dunklen Lippenstift und Nagellack sah sie beinahe wie eine Gothic-Anhängerin aus. Claire fühlte sich jedoch auf Anhieb wohl in ihrem Büro, als sie die überraschend gemütlichen Elemente wie cremefarbene Kaschmirdecken und eine Kristallvase mit duftenden weißen Rosen bemerkte. Fairborn hätte nicht freundlicher sein können, sie begrüßte Claire wie eine verschollene Freundin und erzählte ihr, wie froh sie sei, sie an Bord zu haben, während sie Claire zu einem bequemen Ledersessel führte. Erst jetzt sah Claire die lackierten chinesischen Fächer, die ausgebreitet an der Wand hingen, eine dekorative Botschaft, die besagte, dass nichts, was in diesem Raum besprochen wurde, nach außen dringen würde.
    Fairborn begann mit Small Talk, sie fragte Claire nach ihrer Familie und ihrer Vergangenheit, was sie vollkommen entwaffnete. Sie erkannte, dass sie hier weniger eine Standpauke als eine Therapiesitzung bekommen würde. Sie redeten über Claires Kindheit, die im Großen und Ganzen glücklich gewesen war, als Fairborn die Frage stellte, von der Claire wusste, dass sie kommen würde, die sie aber nichtsdestoweniger fürchtete.
    » Erinnern Sie sich, als Kind vor etwas Angst gehabt zu haben?«
    Claire senkte den Blick. Sie mochte diese Frau, war aber nicht bereit, ihre tiefsten Geheimnisse vor ihr auszuspucken. Sie versuchte, die Frage abzutun.
    » Sicher. Das übliche Kinderzeug– Ungeheuer, Schlangen, Sie wissen schon.«
    Fairborn ließ es nicht durchgehen, auch wenn sie freundlich blieb, als sie sagte: » Mr. Quimby hat gefragt, ob Sie jemals Angst hatten. Sie sind ausgewichen und haben das Thema gewechselt. Ich bezweifle, dass das übliche Kinderzeug Sie zu dieser Reaktion veranlasst hat.«
    » Ich habe ihm nicht geantwortet, weil es für seine Behandlung nicht relevant war«, sagte Claire und bemühte sich, so professionell wie möglich zu klingen. » In unserem Gespräch ging es nicht um mich.«
    » Aber in unserem Gespräch jetzt geht es um Sie«, sagte Fairborn. » Dr. Curtin war heute Morgen ziemlich grob zu Ihnen, nicht wahr?« Sie stellte es als Tatsache fest.
    Claire begriff, dass Fairborn den guten Polizisten spielte. Aber Claire hatte keine Lust zu spielen.
    » Ich glaube nicht, dass die Art und Weise, wie ich mich kleide, einen Einfluss auf meine Tüchtigkeit als Therapeutin hat«, sagte sie trotzig.
    Falls sich Fairborn über diese Bemerkung ärgerte, ließ sie es sich nicht anmerken. » Glauben Sie, dass Sie hierhergehören?«
    » Ich dachte es. Aber vielleicht habe ich einen Fehler gemacht.«
    Fairborn neigte den Kopf, befühlte die Perlenkette um ihren Hals und überlegte, wie sie antworten sollte.
    In der Ferne grollte Donner, was Claire erschreckte. Sie verbarg rasch ihre Unruhe und hoffte, dass Fairborn nichts bemerkt hatte.
    » Ein Gewitter ist im Anmarsch«, sagte Fairborn und sah Claire an. » Aber es soll angeblich rasch durchziehen.«
    » Hoffentlich«, sagte Claire und fügte dann an: » Wir brauchen nicht noch mehr Regen.«
    Fairborn lächelte. » In diesem Programm sehen wir uns alles an, Claire: die Gegenwart und die Vergangenheit– um unseren Patienten zu einer Zukunft zu verhelfen. Sie konzentrieren sich zu sehr auf die Gegenwart, auf Gehirn-Chemie. Ich glaube, Sie laufen vor der Geschichte des Patienten davon, vor seiner Lebensgeschichte, und ich möchte wissen, wieso.«
    » Bei allem Respekt, Doktor, aber ich weiß, dass die Vergangenheit des Patienten wichtig ist. Wer wir sind, wird zum Teil durch unsere Erfahrungen bestimmt. Als Mr. Quimby nicht über seine Kindheit reden wollte,

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