Beuteschema: Thriller (German Edition)
streckte die Hand aus. » Nick Lawler.«
» Claire Waters«, erwiderte sie und schüttelte ihm die Hand.
» Kommen Sie doch mit zu meinem Schreibtisch, Ms. Waters. Kannten Sie Ms. Mills?«, fragte er unterwegs.
» Nein«, sagte Claire, » aber ich kenne vielleicht die Person, die sie getötet hat.«
» Bitte nehmen Sie Platz«, sagte Nick und wies auf den Stuhl neben seinem Schreibtisch, während er sich selbst setzte.
Claire konnte nicht umhin zu bemerken, dass Nicks Schreibtisch sauber war im Vergleich zu den andern, auf denen sich ausgefranste Akten und Papierstapel türmten. » Hat Ihnen jemand erzählt, dass er Ms. Mills ermordet hat?«
» Nicht ausdrücklich«, sagte Claire, erleichtert, dass sie es sich von der Seele reden konnte. » Er hat mit erzählt, dass er sie letzte Nacht für Sex bezahlt hat. Im Theaterviertel.«
Nick schöpfte Hoffnung. Das war eine wertvolle Information, wenn sie sich als richtig erwies. » Ich will nicht unhöflich sein, aber warum gesteht Ihnen jemand so etwas?«
» Tut mir leid, ich hätte es gleich sagen sollen. Ich bin seine Ärztin.«
Nick war verdutzt. » Wenn ich jemanden umgebracht hätte, würde ich es nicht meinem Arzt erzählen.«
» Verzeihung, aber es war wirklich ein schlimmer Morgen«, sagte Claire. » Ich bin Psychiaterin.«
Das Wort Psychiaterin brachte Nick auf. » Sie sind eine Seelenklempnerin, und er ist einer Ihrer Patienten«, sagte er mit unverhüllter Feindseligkeit.
Claire wusste nicht, was sie davon halten sollte, aber es sprudelte wie eine Sturzflut aus ihr heraus. » Er hat mich mitten in der Nacht angerufen, und ich habe mich in der Notaufnahme des Manhattan City Hospital mit ihm getroffen. Er sagte, er habe etwas Schlimmes getan. Er hat Ms. Mills perfekt beschrieben. Als ich heute Morgen nach Hause kam, habe ich ein Foto von ihr in den Nachrichten gesehen. Dann habe ich mein Aussehen so verändert, dass ich Ihrem Opfer glich, und habe ihn zur Rede gestellt und…«
Claire zeigte alle Anzeichen, dass sie selbst zum Opfer geworden war. Doch Nick empfand ihr gegenüber nur Wut. » Und?«, fragte er.
» Und… er ist ausgerastet.«
» Ausgerastet«, sagte Nick angewidert. » Nennt ihr Psychoheinis das so?«
Claire verstand nicht, warum dieser Polizist so unfreundlich war. » Ich hatte Angst. Er hat versucht, mich zu töten.«
» Vielen Dank. Gehen Sie doch bitte nach unten zum Empfang. Dort wird man einen Bericht aufnehmen.«
Jetzt wurde Claire allmählich wütend. » Glauben Sie mir nicht?«
» Doch, natürlich, aber ich habe es mit zwei Morden zu tun, die ich untersuchen muss.«
» Hören Sie, Detective, ich weiß, wann man mich abzuwimmeln versucht. Da draußen läuft ein Verrückter herum, und ich kann Ihnen eine Menge über ihn…«
» Und ich sage, Sie sollen mit Ihrer Geschichte nach unten gehen«, unterbrach sie Nick.
» Haben Sie ein Problem mit mir?«
» Und mit Ihresgleichen«, entfuhr es Nick. » Ich mag keine Psychiater.«
Claire funkelte ihn zornig an. » Ich will ja nicht unhöflich sein, Detective, aber Leute, die keine Psychiater mögen, sind häufig diejenigen, die uns am meisten brauchen.«
Inzwischen sahen alle im Raum zu den beiden.
» Hat mich gefreut, mit Ihnen zu reden, Doktor«, murmelte Nick und tat, als würde er sich in seine Akten vergraben. Claire warf ihm wütende Blicke zu. Schließlich stand sie auf und ging– doch an der Tür blieb sie stehen und drehte sich um.
» Sein Name ist Todd Quimby«, rief sie durch den Raum. Dann ging sie hinaus.
Nick schaute von der Akte auf. Wessel sah ihn an.
» Hast du auch ein Problem?«, fragte Nick.
» Nein, kein Problem«, antwortete Wessel und beschäftigte sich mit ein paar Papieren.
Nick blickte in Richtung Eingang. » Diese verdammten Seelenklempner glauben, sie wissen alles.«
7
Zwei Polizisten schleiften einen Betrunkenen an Claire vorbei, die noch immer wütend war, als sie mit einem Beamten, dessen Namensschild ihn als Officer Kaplan identifizierte, in einem engen Verschlag saß. Er konnte nicht älter als zweiundzwanzig sein, und seine flotte Uniform sah nagelneu aus. Claire wurde zunehmend frustriert, während er sich durch den Polizeibericht mühte.
» Und wo, sagten Sie, ist das passiert?«
» Im Manhattan City Hospital.«
Der junge Polizist schien Minuten zu brauchen, um diese simple Information zu Papier zu bringen. » Hat Dr. Paul Curtin nicht angerufen und Ihnen alles gesagt?«, fragte sie ungeduldig.
» Wir müssen mit den Zeugen
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