Beuteschema: Thriller (German Edition)
Ausdruck. » Wo zum Teufel ist es nur«, murmelte er halblaut.
» Was suchst du?«, fragte Wessel.
» Wann Quimby das letzte Mal saß. Hier stehen nur seine Verhaftungen«, antwortete Nick und spürte den altvertrauten Adrenalinstoß.
» Das kann ich dir sagen«, antwortete Wessel. » Er saß von September letzten Jahres bis vergangene Woche in Rikers…«
Nick sprang von seinem Stuhl auf und eilte zur Tür.
» Was ist?«, rief Wessel und lief ihm nach. An der Treppe holte er ihn ein.
» Dieses Arschloch Quimby ist nach dem Mord in St. Jude letztes Jahr ins Gefängnis gekommen und wurde unmittelbar vor der Tat auf Coney Island wieder entlassen. Deshalb gab es in der Zwischenzeit keine ähnlichen Morde.«
Claire stand gegenüber von dem Revier auf der Straße und versuchte, ein Taxi zu bekommen. Sie war nach wie vor aufgebracht. Es war spät am Sonntagnachmittag, und die Julisonne schien so hell, dass sie die Augen zusammenkneifen musste. Die ganze Stadt schien vor der Hitze geflohen zu sein, bis auf zwei kleine Mädchen, die auf der andern Straßenseite Seil hüpften. Claire beobachtete sie.
Wie lange war das her?
Die Hitze legte eine Dunstglocke um die beiden Mädchen, während sie immer weitersprangen, bis die Blonde von den beiden stolperte. Das andere Mädchen hörte auf zu springen und umarmte ihre Freundin tröstend.
Warum war sie nicht bei Amy geblieben.
Das Geräusch eines Wagens, der sich näherte, ließ Claire sich abwenden. Es war ein Taxi, das auf sie zukam, allerdings schien es nicht im Dienst zu sein. Claire winkte trotzdem.
Der Taxifahrer hielt und ließ das Fenster herunter. » Wohin wollen Sie?«, fragte er.
» Achtundachtzigste und West End«, sagte sie.
» Liegt auf meinem Weg zurück in den Stall. Ich nehme Sie mit.«
» Danke«, sagte Claire und stieg ein. Ihr erstes Erfolgserlebnis heute, und sie wollte nichts weiter als nach Hause kommen und alles vergessen. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen.
» Halt, Polizei«, sagte Nick atemlos zu dem Fahrer, der den Ganghebel auf Parkstellung brachte.
» Was wollen Sie? Sie haben mich erschreckt«, rief Claire.
» Wieso haben Sie versucht, ihn zu ködern?«, fragte Nick. » Diesen Quimby?«
» Ich dachte, das interessiert Sie nicht?«, sagte Claire und stieg aus dem Taxi.
» Hören Sie, was ich da oben gesagt habe, tut mir leid. Ich sollte besser mit Mr. Quimby reden.«
» Ach, jetzt glauben Sie, dass ich recht habe?«, höhnte Claire.
» Hören Sie, ich will nicht mit Ihnen streiten, Dr.…«
» Waters. Claire Waters.«
» Richtig. Dr. Waters. Ich brauche nur die Adresse von diesem Quimby. Wenn Sie die haben.«
Claire sah ihn an, dann zog sie den Aktenordner aus der Tasche und öffnete ihn auf der Kofferraumhaube des Taxis. Sie schrieb etwas auf einen Zettel.
» Ich sollte mit Ihnen kommen«, sagte sie zu Nick.
» Nein, sollten Sie nicht«, erwiderte er.
» Ich weiß, wie man mit ihm reden muss«, sagte Claire.
» Wenn das der Fall wäre, wären Sie jetzt nicht hier, oder?«, sagte Nick.
» Was soll das heißen?«
» Das soll heißen, wenn Sie das nächste Mal einen Patienten haben, von dem Sie glauben, er könnte gefährlich werden, spielen Sie nicht Detektivin, sondern überlassen die Polizeiarbeit Leuten, die etwas davon verstehen.«
Claire sah ihn böse an. » Das nächste Mal werde ich jedenfalls zu einem Detective gehen, der nicht so voreingenommen ist.«
Sie warf ihm den Zettel mehr oder weniger hin. » Quimby ist zu seiner Großmutter gezogen«, sagte sie, stieg wieder in das Taxi und knallte die Tür zu.
Als sie losfuhren, warf sie einen Blick zurück zu Nick Lawler, dessen Gestalt im Rückspiegel immer kleiner wurde, bis das Taxi um die Ecke bog.
8
Die Sonne ging bereits unter, als sich Claire in ihre Wohnung schleppte und die schwere Tür mit einem lauten Knall zuschlug. Ihre Tasche ließ sie achtlos auf den Parkettboden fallen, dann sank sie auf das zu weiche Sofa. Claire hatte ihre in gedämpftem Beige und tröstlichem Himmelblau gepolsterten Möbel auf speziellen Wochenend-Ausflügen mit Ian ins Dutchess County erstanden. Jeden Monat waren sie in einem anderen kleinen Bed and Breakfast abgestiegen und hatten nach Schnäppchen gejagt, und jedes Stück erinnerte Claire an die wunderbare Zeit, die sie miteinander verbracht hatten. Sie wusste, dass sie eines Tages Washington verlassen und mit Ian zusammenziehen würde, und sie wollte, dass die Wohnung ein Rückzugsort von den Psychotraumata ihrer Patienten
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