Beuteschema: Thriller (German Edition)
nicht weit davon warteten Bagels, Frischkäse und ein stümperhaft mit einer Handschellen-Glasur verzierter Kuchen.
» Bagels? Da bin ich sieben Monate weg, und das ist alles, was ich kriege?«
Savarese gestikulierte in Richtung Wilkes. » Der Lou hat es uns erst vor einer Stunde gesagt. Ich musste die Handschellen eigenhändig auf den Kuchen malen. Was erwartest du so auf die Schnelle, etwa Kaviar?« Dann trat er auf Nick zu und umarmte ihn innig.
» Wurde auch Zeit, dass dich diese Schweinehunde in der Zentrale reinwaschen«, flüsterte er ihm ins Ohr. Savarese war der dienstälteste Detective in der Gruppe und hatte immer an Nicks Unschuld geglaubt.
» Jetzt kriegen wir hier vielleicht wieder mal was zustande«, sagte Detective Kieran O’Brien, der Nächste in der Empfangsschlange, der Nick mit einem schraubstockartigen Händedruck willkommen hieß.
Nach O’Brien umarmte ihn Sidney Potts, ein dunkelhäutiger Veteran unter den Detectives. » Ich habe gehört, du bist mit den Kindern zu deiner Mom gezogen«, sagte er. » Wie lässt sich das an?«
» Als wäre ich gestorben und in die Hölle gekommen«, erwiderte Nick.
» Die Hölle ist, wenn du eine Kleine mit nach Hause bringst und Mommy um Erlaubnis fragen musst«, sagte O’Brien und gab Nick einen Klaps auf den Rücken.
Die Bemerkung tat weh, aber Nick ließ sich nichts anmerken. Als er den Übrigen die Hände schüttelte, fiel sein Blick auf einen gut gekleideten Detective, der bald nach seiner Ankunft an den Schreibtisch zurückgekehrt war. Er trug ein dunkelblaues Hemd und eine dazu passende Krawatte. Ein Ledermantel hing über seiner Stuhllehne. In seinen gut geschnittenen Zügen lag eine gewisse Schärfe. Das dunkelblonde Haar war zu ordentlich gekämmt, und sein gebräuntes Gesicht sah aus, als wäre die Haut zu straff gespannt.
» Wer ist das Frischfleisch da drüben?«, wollte Nick von Wilkes wissen.
Wilkes führte Nick zu dem ernsten jungen Mann. » Unser Ersatz für Ihren Ex-Partner Frankie. Ist von der Abteilung für Sexualverbrechen gekommen, als Frankie versetzt wurde. Nick Lawler, darf ich Ihnen Tommy Wessel vorstellen. Er wird mit Ihnen arbeiten.«
» Schön, Sie endlich kennenzulernen«, sagte Wessel mit einem schweren Brooklyn-Akzent, als er Nick die Hand schüttelte. » Ich weiß, ich trete in große Fußstapfen.«
» Frankies Fußstapfen hast du bereits ausgefüllt, indem du zum Dienst erschienen bist, Junge«, witzelte Savarese.
Aber Nicks Aufmerksamkeit galt Wessels Schreibtisch und der Akte, die darauf lag.
» Du hast dir den St.-Jude-Mord aus dem Archiv geholt«, sagte er zu Wessel und bezog sich auf Nicks Fall vom Vorjahr, der den Morden auf Coney Island und am Times Square ähnelte.
» Ich habe mir den Tatort angesehen und alle Berichte gelesen«, erwiderte Wessel » Ich bin auf dem Laufenden.«
Nick warf einen Blick auf Wessels Schreibtisch, der gegenüber von seinem stand. Tatsächlich lagen die Tatortfotos von St. Jude dort. Er nickte Wessel zu, um ihm zu zeigen, dass er beeindruckt war. Vielleicht hat der Junge ja tatsächlich etwas beizutragen, dachte er.
» Komm, Nicky«, rief Potts und strich Frischkäse auf ein Bagel. » Iss ein bisschen.«
» Sofort«, rief Nick.
Während seine Kollegen sich über das Essen hermachten, hob Nick die Fotos von Wessels Schreibtisch auf und betrachtete das erste. Die achtzehn Jahre alte Blondine war in einem Müllcontainer hinter einem der Volksfest-Lkws gefunden worden. Todesursache war ein Stück Elektrokabel, das eng um ihren Hals geschlungen und mithilfe eines einfachen Knotens zugezogen worden war. Das Klebeband, an das sich Nick erinnerte, bedeckte ihre Augenlider.
Ihr Name war Elizabeth Masterson. Niemand auf dem Rummel im Kirchhof von St. Jude erinnerte sich, die bemerkenswert gut aussehende Lizzie in einem Fahrgeschäft oder an einem der Stände gesehen zu haben. Die wenigen Leute, die sie überhaupt gesehen hatten, sagten, sie sei allein dort gewesen. Da sie nur zwei Straßen weiter am Riverside Drive wohnte, ging man deshalb davon aus, dass sie an diesem Abend eine Abkürzung durch den Kirchhof genommen hatte und der Täter sie zufällig auswählte.
Zum Zeitpunkt ihres Todes hatte Lizzie gerade mit Auszeichnung den Abschluss an einer exklusiven privaten Highschool gemacht und wollte ab Herbst das Dartmouth College besuchen. Stattdessen lag sie nun auf einem privaten Friedhof außerhalb der Stadt. Bis zu ihrem frühen Tod war Elizabeth nie in irgendwelchen
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