Beuteschema: Thriller (German Edition)
sprechen, Ma’am. Und der Mann, der Sie angegriffen hat, wie heißt der?«
» Todd Quimby.«
» Können Sie Quimby buchstabieren?«
Das war mehr als Claire ertrug. » Wie lange soll das noch dauern?«
Officer Kaplan sah sie mit kläglicher Miene an. » Es tut mir leid, Dr. Waters. Ich bin erst seit zwei Tagen mit derAusbildung fertig, und ich will das hier nicht vermasseln.«
Claire kam zu Bewusstsein, dass sie ihre Wut auf Detective Lawler an diesem hilflosen Jungen abließ. » Nein«, sagte sie, » ich bin diejenige, die sich entschuldigen sollte. Ich bin stinkwütend, aber dafür können Sie nichts.«
Kaplan wirkte erleichtert. » Ich verspreche, in zehn Minuten sind Sie hier raus. Wenn Sie mir jetzt einfach noch einmal schildern könnten, was passiert ist…«
Claire seufzte und begann, ihre Geschichte noch einmal zu erzählen.
Oben bei den Detectives saß Nick an seinem Schreibtisch und kochte innerlich immer noch. Zum Teufel mit dieser Psychiaterin, dachte er. Kommt hier rein und will mir erzählen, was ich zu tun habe. Und im nächsten Moment war er auf sich selbst wütend. Er hatte die Beherrschung verloren. Seine Worte an Claire waren ihm herausgerutscht, bevor er sie zurückhalten konnte. Nick begann, sich Sorgen zu machen. Psychiaterin hin oder her, es kam nicht alle Tage vor, dass jemand zur Tür hereinspazierte und einem die Antwort auf zwei, vielleicht drei Morde servierte.
Diese Geschichte von ihr ist verrückt, dachte er, während er die Fotos aus dem Leichenschauhaus betrachtete. Verkleiden zu spielen, um einem Patienten ein Geständnis zu entlocken. Wer zum Teufel macht so was? Doch wohl nur eine Psychiaterin, bei der mehr als eine Schraube locker ist.
» Alles in Ordnung?«, fragte Wessel, der vor Nicks Schreibtisch stand.
Nick sah auf und blinzelte gegen das grelle Licht seiner Schreibtischlampe an. » Wieso zum Teufel stehst du einfach so da?«, fuhr er ihn an.
Wessel wirkte unsicher, als er einen Ausdruck auf Nicks Schreibtisch legte. » Ich habe mir die Vorgeschichte von diesem Todd Quimby aus dem Computer geholt– der Kerl, den die Psychiaterin erwähnt hat.«
Er wartete darauf, dass Nick aufbrauste. Aber Nick nahm sich zusammen, er wusste, der Junge machte nur die Arbeit, für die er bezahlt wurde. Die Nick eigentlich selbst machen müsste.
» Danke, Junge«, sagte er und hätte beinahe gelächelt.
Wessel nickte. » Hey, tust du mir einen Gefallen?«
» Kommt drauf an«, sagte Nick und beäugte Wessel. Was zum Teufel will er von mir? Nick war nicht daran interessiert, einen neuen Partner anzulernen. Er arbeitete am liebsten allein. Das machte alles sehr viel einfacher.
» Ich bin seit acht Jahren dabei. Wir haben uns auf Vornamen geeinigt, oder?«
Übersetzung: Wessel mochte es nicht, wenn man ihn » Junge« nannte. Nick verstand es.
» Tommy, richtig?«
» Danke.« Wessel nickte, er sah immer noch ernst aus. » Darf ich eine Frage stellen?«
» Wir sind Partner«, sagte Nick in dem Versuch, gute Stimmung zu machen. » Schieß los.«
» Wie kommt es, dass du keine Psychiater magst?«
Jetzt war Nick wieder sauer. » Hör zu, alle wissen, was passiert ist, wenn du es nicht weißt, bist du also entweder dumm oder du behandelst mich herablassend.«
Wessel erkannte seinen Fehler. » Tut mir leid. Ich hab’s kapiert. Was du durchgemacht hast, würde jeden aus der Bahn werfen.«
» Freut mich, dass du es verstehst. Du bist ein netter Kerl, Tommy, und du legst los wie ein Weltmeister. Versau dir also nicht alles mit deinem Mundwerk, okay?«
Wessel nickte und schlich bedröppelt zu seinem Schreibtisch zurück. Nick nahm den Ausdruck zur Hand. Das erste Blatt zeigte Quimbys Karteifoto. Er studierte das Gesicht des Mannes. Gewöhnlich. Ein Gesicht, wie man es überall sah– an der Kasse im Supermarkt, auf einer Baustelle, hinter dem Steuer eines Lkws. Wie Millionen von Kerlen, auf die man nicht einen Moment lang achtet. Er sieht nicht aus wie ein Sexualstraftäter. Aber wie sieht ein Sexualstraftäter aus?
Nick blätterte um und überflog die Geschichte von Quimbys bisherigen Verhaftungen. Dann ging er zur nächsten Seite, wo ihm ein Wort auf Anhieb ins Auge stach.
Handelsmarine.
Nick las weiter. Quimby war zur Mitte seines ersten Jahres wegen mangelhafter Leistungen aus der Akademie der Handelsmarine auf Long Island ausgeschieden.
Lange genug, um zu lernen, wie man Seemannsknoten knüpfte. Wie zum Beispiel einen holländischen Marine-Palstek.
Nick blätterte in dem
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